Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



herigen Härtigkeit der Jhrigen zu entgehen, die sie
so lange geduldet hat. Sie wird auf den
Montag Nachmittag um vier Uhr zu mir vor die
Garten-Thür hinaus kommen; wie ich euch schon
neulich gesagt habe. Sie hat ihr Versprechen wie-
derhohlet: GOtt lob! sie hat es wiederhohlt.

Auf dem Neben-Wege, der an den Fuß-Steig
nach dem Thier-Garten stößt, wird eine Kutsche
mit sechs Pferden bereit stehen, und nicht weit
davon einige Freunde und Bedienten von mir, sie
im Fall der Noth mit Gewalt zu retten oder zu be-
schützen. Es ist ihnen aber allen eingeschärft, sich
zu hüten, daß kein Unglück vorgehen möge. Jhr
wißt, daß ich immer sorgfältig gewesen bin, Un-
glück zu vermeyden.

Meine eintzige Furcht ist, daß wenn die Zeit
herankommt, sie aus allzu jüngferlicher Behutsam-
keit wieder zweifelhaft werden und zurück gehen
möchte: obgleich ihre Ehre meine Ehre, und mei-
ne Ehre ihre Ehre ist, wie ihr wohl wisset. Wenn
meine Furcht eintrift, und ich sie nicht bereden
kann mit zu gehen, so helfen mir alle eure vorigen
Dienste nichts, und ich habe sie auf ewig einge-
büßet. Denn wird sie doch eine Beute des ver-
fluchten Solmes, der nach seinem schändlichen
Geitz keinem Bedienten im gantzen Hause einige
Wohlthat erzeigen kann.

Jch habe an eurer Ehrlichkeit gar keinen Zwei-
fel, mein guter Joseph; ich habe auch das Ver-
trauen zu euch, daß ihr von selbst bereit und eifrig
seyd, einem so sehr beleydigten Cavallier und einem

unter-
C 2



herigen Haͤrtigkeit der Jhrigen zu entgehen, die ſie
ſo lange geduldet hat. Sie wird auf den
Montag Nachmittag um vier Uhr zu mir vor die
Garten-Thuͤr hinaus kommen; wie ich euch ſchon
neulich geſagt habe. Sie hat ihr Verſprechen wie-
derhohlet: GOtt lob! ſie hat es wiederhohlt.

Auf dem Neben-Wege, der an den Fuß-Steig
nach dem Thier-Garten ſtoͤßt, wird eine Kutſche
mit ſechs Pferden bereit ſtehen, und nicht weit
davon einige Freunde und Bedienten von mir, ſie
im Fall der Noth mit Gewalt zu retten oder zu be-
ſchuͤtzen. Es iſt ihnen aber allen eingeſchaͤrft, ſich
zu huͤten, daß kein Ungluͤck vorgehen moͤge. Jhr
wißt, daß ich immer ſorgfaͤltig geweſen bin, Un-
gluͤck zu vermeyden.

Meine eintzige Furcht iſt, daß wenn die Zeit
herankommt, ſie aus allzu juͤngferlicher Behutſam-
keit wieder zweifelhaft werden und zuruͤck gehen
moͤchte: obgleich ihre Ehre meine Ehre, und mei-
ne Ehre ihre Ehre iſt, wie ihr wohl wiſſet. Wenn
meine Furcht eintrift, und ich ſie nicht bereden
kann mit zu gehen, ſo helfen mir alle eure vorigen
Dienſte nichts, und ich habe ſie auf ewig einge-
buͤßet. Denn wird ſie doch eine Beute des ver-
fluchten Solmes, der nach ſeinem ſchaͤndlichen
Geitz keinem Bedienten im gantzen Hauſe einige
Wohlthat erzeigen kann.

Jch habe an eurer Ehrlichkeit gar keinen Zwei-
fel, mein guter Joſeph; ich habe auch das Ver-
trauen zu euch, daß ihr von ſelbſt bereit und eifrig
ſeyd, einem ſo ſehr beleydigten Cavallier und einem

unter-
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0049" n="35"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
herigen Ha&#x0364;rtigkeit der Jhrigen zu entgehen, die &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;o lange geduldet hat. Sie wird auf den<lb/>
Montag Nachmittag um vier Uhr zu mir vor die<lb/>
Garten-Thu&#x0364;r hinaus kommen; wie ich euch &#x017F;chon<lb/>
neulich ge&#x017F;agt habe. Sie hat ihr Ver&#x017F;prechen wie-<lb/>
derhohlet: GOtt lob! &#x017F;ie hat es wiederhohlt.</p><lb/>
          <p>Auf dem Neben-Wege, der an den Fuß-Steig<lb/>
nach dem Thier-Garten &#x017F;to&#x0364;ßt, wird eine Kut&#x017F;che<lb/>
mit &#x017F;echs Pferden bereit &#x017F;tehen, und nicht weit<lb/>
davon einige Freunde und Bedienten von mir, &#x017F;ie<lb/>
im Fall der Noth mit Gewalt zu retten oder zu be-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tzen. Es i&#x017F;t ihnen aber allen einge&#x017F;cha&#x0364;rft, &#x017F;ich<lb/>
zu hu&#x0364;ten, daß kein Unglu&#x0364;ck vorgehen mo&#x0364;ge. Jhr<lb/>
wißt, daß ich immer &#x017F;orgfa&#x0364;ltig gewe&#x017F;en bin, Un-<lb/>
glu&#x0364;ck zu vermeyden.</p><lb/>
          <p>Meine eintzige Furcht i&#x017F;t, daß wenn die Zeit<lb/>
herankommt, &#x017F;ie aus allzu ju&#x0364;ngferlicher Behut&#x017F;am-<lb/>
keit wieder zweifelhaft werden und zuru&#x0364;ck gehen<lb/>
mo&#x0364;chte: obgleich ihre Ehre meine Ehre, und mei-<lb/>
ne Ehre ihre Ehre i&#x017F;t, wie ihr wohl wi&#x017F;&#x017F;et. Wenn<lb/>
meine Furcht eintrift, und ich &#x017F;ie nicht bereden<lb/>
kann mit zu gehen, &#x017F;o helfen mir alle eure vorigen<lb/>
Dien&#x017F;te nichts, und ich habe &#x017F;ie auf ewig einge-<lb/>
bu&#x0364;ßet. Denn wird &#x017F;ie doch eine Beute des ver-<lb/>
fluchten <hi rendition="#fr">Solmes,</hi> der nach &#x017F;einem &#x017F;cha&#x0364;ndlichen<lb/>
Geitz keinem Bedienten im gantzen Hau&#x017F;e einige<lb/>
Wohlthat erzeigen kann.</p><lb/>
          <p>Jch habe an eurer Ehrlichkeit gar keinen Zwei-<lb/>
fel, mein guter Jo&#x017F;eph; ich habe auch das Ver-<lb/>
trauen zu euch, daß ihr von &#x017F;elb&#x017F;t bereit und eifrig<lb/>
&#x017F;eyd, einem &#x017F;o &#x017F;ehr beleydigten Cavallier und einem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">unter-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0049] herigen Haͤrtigkeit der Jhrigen zu entgehen, die ſie ſo lange geduldet hat. Sie wird auf den Montag Nachmittag um vier Uhr zu mir vor die Garten-Thuͤr hinaus kommen; wie ich euch ſchon neulich geſagt habe. Sie hat ihr Verſprechen wie- derhohlet: GOtt lob! ſie hat es wiederhohlt. Auf dem Neben-Wege, der an den Fuß-Steig nach dem Thier-Garten ſtoͤßt, wird eine Kutſche mit ſechs Pferden bereit ſtehen, und nicht weit davon einige Freunde und Bedienten von mir, ſie im Fall der Noth mit Gewalt zu retten oder zu be- ſchuͤtzen. Es iſt ihnen aber allen eingeſchaͤrft, ſich zu huͤten, daß kein Ungluͤck vorgehen moͤge. Jhr wißt, daß ich immer ſorgfaͤltig geweſen bin, Un- gluͤck zu vermeyden. Meine eintzige Furcht iſt, daß wenn die Zeit herankommt, ſie aus allzu juͤngferlicher Behutſam- keit wieder zweifelhaft werden und zuruͤck gehen moͤchte: obgleich ihre Ehre meine Ehre, und mei- ne Ehre ihre Ehre iſt, wie ihr wohl wiſſet. Wenn meine Furcht eintrift, und ich ſie nicht bereden kann mit zu gehen, ſo helfen mir alle eure vorigen Dienſte nichts, und ich habe ſie auf ewig einge- buͤßet. Denn wird ſie doch eine Beute des ver- fluchten Solmes, der nach ſeinem ſchaͤndlichen Geitz keinem Bedienten im gantzen Hauſe einige Wohlthat erzeigen kann. Jch habe an eurer Ehrlichkeit gar keinen Zwei- fel, mein guter Joſeph; ich habe auch das Ver- trauen zu euch, daß ihr von ſelbſt bereit und eifrig ſeyd, einem ſo ſehr beleydigten Cavallier und einem unter- C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/49
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/49>, abgerufen am 19.04.2024.