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Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

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Des Friedewünschenden Teutschlandes
allerherrlichsten und glükseligsten frieden und
freuden Trohn des Himmels sol verfügen.

Mir zwahr wird über alle mahsse wol ge-
schehen/ aber O Teutschland wie wil es dir er-
gehen? Wie wirst du dich so jämmerlich be-
triegen lassen von denen fremden Völkeren/
welcher Kundschafft und Gegenwahrt du so
sehr liebest/ du hast schon angefangen mit Jh-
nen Freundschafft zu machen/ aber/ was gilts/
es wird dich in kurtzer Zeit gereüen! Du setzest
eben hiedurch dein prächtiges Haubt in sehr
grosse Gefahr/ welches du doch über alles hät-
test ehren und lieben sollen. Alle deine Glie-
der werden nicht weiniger als das Haubt müs-
sen herhalten und von den Fremden geplaget
werden. Aber/ was sol Jch dich viel beklagen/
was sol Jch deine Unsinnigkeit ferner betrau-
ren? GOtt hat diese Völker in seinem grim-
migen Zorn beruffen/ daß sie dir eben den Lohn
sollen geben/ welchen deine gottlose und üppige
Thaten schon vorlängst haben verdienet. Ach
Teutschland/ es jammert mich dennoch deines
bevorstehenden Elendes/ von Hertzen/ unan-
gesehen Jch mit schelten und schlägen von dir
bin beuhrlaubet worden. Aber wozu hilfft
mein klagen? Zeit ist es/ daß Jch nach dem
Willen
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
allerherꝛlichſten und gluͤkſeligſten frieden und
freuden Trohn des Himmels ſol verfuͤgen.

Mir zwahr wird uͤber alle mahſſe wol ge-
ſchehen/ aber O Teutſchland wie wil es dir er-
gehen? Wie wirſt du dich ſo jaͤmmerlich be-
triegen laſſen von denen fremden Voͤlkeren/
welcher Kundſchafft und Gegenwahrt du ſo
ſehr liebeſt/ du haſt ſchon angefangen mit Jh-
nen Freundſchafft zu machen/ aber/ was gilts/
es wird dich in kurtzer Zeit gereuͤen! Du ſetzeſt
eben hiedurch dein praͤchtiges Haubt in ſehr
groſſe Gefahr/ welches du doch uͤber alles haͤt-
teſt ehren und lieben ſollen. Alle deine Glie-
der werden nicht weiniger als das Haubt muͤſ-
ſen herhalten und von den Fremden geplaget
werden. Aber/ was ſol Jch dich viel beklagen/
was ſol Jch deine Unſinnigkeit ferner betrau-
ren? GOtt hat dieſe Voͤlker in ſeinem grim-
migen Zorn beruffen/ daß ſie dir eben den Lohn
ſollen geben/ welchen deine gottloſe und uͤppige
Thaten ſchon vorlaͤngſt haben verdienet. Ach
Teutſchland/ es jammert mich dennoch deines
bevorſtehenden Elendes/ von Hertzen/ unan-
geſehen Jch mit ſchelten und ſchlaͤgen von dir
bin beuhrlaubet worden. Aber wozu hilfft
mein klagen? Zeit iſt es/ daß Jch nach dem
Willen
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[52/0120] Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes allerherꝛlichſten und gluͤkſeligſten frieden und freuden Trohn des Himmels ſol verfuͤgen. Mir zwahr wird uͤber alle mahſſe wol ge- ſchehen/ aber O Teutſchland wie wil es dir er- gehen? Wie wirſt du dich ſo jaͤmmerlich be- triegen laſſen von denen fremden Voͤlkeren/ welcher Kundſchafft und Gegenwahrt du ſo ſehr liebeſt/ du haſt ſchon angefangen mit Jh- nen Freundſchafft zu machen/ aber/ was gilts/ es wird dich in kurtzer Zeit gereuͤen! Du ſetzeſt eben hiedurch dein praͤchtiges Haubt in ſehr groſſe Gefahr/ welches du doch uͤber alles haͤt- teſt ehren und lieben ſollen. Alle deine Glie- der werden nicht weiniger als das Haubt muͤſ- ſen herhalten und von den Fremden geplaget werden. Aber/ was ſol Jch dich viel beklagen/ was ſol Jch deine Unſinnigkeit ferner betrau- ren? GOtt hat dieſe Voͤlker in ſeinem grim- migen Zorn beruffen/ daß ſie dir eben den Lohn ſollen geben/ welchen deine gottloſe und uͤppige Thaten ſchon vorlaͤngſt haben verdienet. Ach Teutſchland/ es jammert mich dennoch deines bevorſtehenden Elendes/ von Hertzen/ unan- geſehen Jch mit ſchelten und ſchlaͤgen von dir bin beuhrlaubet worden. Aber wozu hilfft mein klagen? Zeit iſt es/ daß Jch nach dem Willen

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Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/120>, abgerufen am 19.04.2024.