Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

keine Holländereyen statt finden, weil die aus der
Milch gemachte Butter sich der Fettigkeit halben
nicht drey Tage hält, daher benutzen sie die Wei-
den zur Ochsenmast, welche aus Jütland häufig
dahin kommen. Ich habe hier die holsteinische
und mecklenburgische Wirthschaft, da man sie auch
als eine Verbesserung des Systems in andern Ge-
genden vorschlug, zusammen beschrieben, sie hat
in vielen Stücken viel scheinbares, so wie auch
manches wirkliche Gute, welches aber meist nur
local ist, und an andern Orten nicht wohl anwend-
bar seyn würde.

Allein wie viel Dünger wird bey alle dem bey
der Koppelwirthschaft den fruchttragenden Feldern
entzogen, die auf denen, welche zur Weide liegen
bleiben, unnütz verloren geht. Die Felder wer-
den sehr unreine, und anstatt daß sie durch die
Ruhe mehrere Fruchtbarkeit erhalten sollten, so
entziehet ihnen das Unkraut nur desto mehr. Und
gesetzt auch, Holstein und Mecklenburg wären da-
bey glücklich, ist es eine Folge, daß es andere
Länder auch sind? Sie ist in dem Holsteinischen
undenklich alt, allein im Mecklenburgischen führte
sie zuerst der Oberlanddrost von der Lühe ein. Pla-
ne von der Einrichtung und ein Ertrag nach der
alten und neuen Wirthschaft und ein Schema der
ganzen Einrichtung findet sich im Leipz. Intelli-
genzbl. 1766. S. 444-446. Beyde Länder
sind kornreich, aber würden sie es bey einer andern
Wirthschaftsart nicht vielleicht noch mehr seyn?
Man wird auf ihre Viehzucht verweisen, wie vor-

theilhaft

keine Hollaͤndereyen ſtatt finden, weil die aus der
Milch gemachte Butter ſich der Fettigkeit halben
nicht drey Tage haͤlt, daher benutzen ſie die Wei-
den zur Ochſenmaſt, welche aus Juͤtland haͤufig
dahin kommen. Ich habe hier die holſteiniſche
und mecklenburgiſche Wirthſchaft, da man ſie auch
als eine Verbeſſerung des Syſtems in andern Ge-
genden vorſchlug, zuſammen beſchrieben, ſie hat
in vielen Stuͤcken viel ſcheinbares, ſo wie auch
manches wirkliche Gute, welches aber meiſt nur
local iſt, und an andern Orten nicht wohl anwend-
bar ſeyn wuͤrde.

Allein wie viel Duͤnger wird bey alle dem bey
der Koppelwirthſchaft den fruchttragenden Feldern
entzogen, die auf denen, welche zur Weide liegen
bleiben, unnuͤtz verloren geht. Die Felder wer-
den ſehr unreine, und anſtatt daß ſie durch die
Ruhe mehrere Fruchtbarkeit erhalten ſollten, ſo
entziehet ihnen das Unkraut nur deſto mehr. Und
geſetzt auch, Holſtein und Mecklenburg waͤren da-
bey gluͤcklich, iſt es eine Folge, daß es andere
Laͤnder auch ſind? Sie iſt in dem Holſteiniſchen
undenklich alt, allein im Mecklenburgiſchen fuͤhrte
ſie zuerſt der Oberlanddroſt von der Luͤhe ein. Pla-
ne von der Einrichtung und ein Ertrag nach der
alten und neuen Wirthſchaft und ein Schema der
ganzen Einrichtung findet ſich im Leipz. Intelli-
genzbl. 1766. S. 444-446. Beyde Laͤnder
ſind kornreich, aber wuͤrden ſie es bey einer andern
Wirthſchaftsart nicht vielleicht noch mehr ſeyn?
Man wird auf ihre Viehzucht verweiſen, wie vor-

theilhaft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0146" n="120"/>
keine Holla&#x0364;ndereyen &#x017F;tatt finden, weil die aus der<lb/>
Milch gemachte Butter &#x017F;ich der Fettigkeit halben<lb/>
nicht drey Tage ha&#x0364;lt, daher benutzen &#x017F;ie die Wei-<lb/>
den zur Och&#x017F;enma&#x017F;t, welche aus Ju&#x0364;tland ha&#x0364;ufig<lb/>
dahin kommen. Ich habe hier die hol&#x017F;teini&#x017F;che<lb/>
und mecklenburgi&#x017F;che Wirth&#x017F;chaft, da man &#x017F;ie auch<lb/>
als eine Verbe&#x017F;&#x017F;erung des Sy&#x017F;tems in andern Ge-<lb/>
genden vor&#x017F;chlug, zu&#x017F;ammen be&#x017F;chrieben, &#x017F;ie hat<lb/>
in vielen Stu&#x0364;cken viel &#x017F;cheinbares, &#x017F;o wie auch<lb/>
manches wirkliche Gute, welches aber mei&#x017F;t nur<lb/>
local i&#x017F;t, und an andern Orten nicht wohl anwend-<lb/>
bar &#x017F;eyn wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>Allein wie viel Du&#x0364;nger wird bey alle dem bey<lb/>
der Koppelwirth&#x017F;chaft den fruchttragenden Feldern<lb/>
entzogen, die auf denen, welche zur Weide liegen<lb/>
bleiben, unnu&#x0364;tz verloren geht. Die Felder wer-<lb/>
den &#x017F;ehr unreine, und an&#x017F;tatt daß &#x017F;ie durch die<lb/>
Ruhe mehrere Fruchtbarkeit erhalten &#x017F;ollten, &#x017F;o<lb/>
entziehet ihnen das Unkraut nur de&#x017F;to mehr. Und<lb/>
ge&#x017F;etzt auch, Hol&#x017F;tein und Mecklenburg wa&#x0364;ren da-<lb/>
bey glu&#x0364;cklich, i&#x017F;t es eine Folge, daß es andere<lb/>
La&#x0364;nder auch &#x017F;ind? Sie i&#x017F;t in dem Hol&#x017F;teini&#x017F;chen<lb/>
undenklich alt, allein im Mecklenburgi&#x017F;chen fu&#x0364;hrte<lb/>
&#x017F;ie zuer&#x017F;t der Oberlanddro&#x017F;t von der Lu&#x0364;he ein. Pla-<lb/>
ne von der Einrichtung und ein Ertrag nach der<lb/>
alten und neuen Wirth&#x017F;chaft und ein Schema der<lb/>
ganzen Einrichtung findet &#x017F;ich im Leipz. Intelli-<lb/>
genzbl. 1766. S. 444-446. Beyde La&#x0364;nder<lb/>
&#x017F;ind kornreich, aber wu&#x0364;rden &#x017F;ie es bey einer andern<lb/>
Wirth&#x017F;chaftsart nicht vielleicht noch mehr &#x017F;eyn?<lb/>
Man wird auf ihre Viehzucht verwei&#x017F;en, wie vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">theilhaft</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0146] keine Hollaͤndereyen ſtatt finden, weil die aus der Milch gemachte Butter ſich der Fettigkeit halben nicht drey Tage haͤlt, daher benutzen ſie die Wei- den zur Ochſenmaſt, welche aus Juͤtland haͤufig dahin kommen. Ich habe hier die holſteiniſche und mecklenburgiſche Wirthſchaft, da man ſie auch als eine Verbeſſerung des Syſtems in andern Ge- genden vorſchlug, zuſammen beſchrieben, ſie hat in vielen Stuͤcken viel ſcheinbares, ſo wie auch manches wirkliche Gute, welches aber meiſt nur local iſt, und an andern Orten nicht wohl anwend- bar ſeyn wuͤrde. Allein wie viel Duͤnger wird bey alle dem bey der Koppelwirthſchaft den fruchttragenden Feldern entzogen, die auf denen, welche zur Weide liegen bleiben, unnuͤtz verloren geht. Die Felder wer- den ſehr unreine, und anſtatt daß ſie durch die Ruhe mehrere Fruchtbarkeit erhalten ſollten, ſo entziehet ihnen das Unkraut nur deſto mehr. Und geſetzt auch, Holſtein und Mecklenburg waͤren da- bey gluͤcklich, iſt es eine Folge, daß es andere Laͤnder auch ſind? Sie iſt in dem Holſteiniſchen undenklich alt, allein im Mecklenburgiſchen fuͤhrte ſie zuerſt der Oberlanddroſt von der Luͤhe ein. Pla- ne von der Einrichtung und ein Ertrag nach der alten und neuen Wirthſchaft und ein Schema der ganzen Einrichtung findet ſich im Leipz. Intelli- genzbl. 1766. S. 444-446. Beyde Laͤnder ſind kornreich, aber wuͤrden ſie es bey einer andern Wirthſchaftsart nicht vielleicht noch mehr ſeyn? Man wird auf ihre Viehzucht verweiſen, wie vor- theilhaft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/146
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/146>, abgerufen am 29.03.2024.