Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

newizischen Berge lag, und verwandelte selbi-
gen in Wiesen. Er nahm hierzu Antheil an
den von dem Könige zu diesem Behufe vorge-
schossenen Geldern, und der Pommer. und Neu-
märkische Wirth, S. 430. 431. 468 -- 470.
giebt die ausführlichern Nachrichten hiervon.
Er führte überdieß noch häufiger den Kleebau
ein, und befolgte dabey die englische Art, in-
dem er in das zu fruchtbaren Feldern umgeschaf-
fene Heideland mit der letzten Saat zugleich
Klee aussäet, um ihn im folgenden Jahre in
der Brache zu nutzen. Er läßt den Klee vor
der Blüthe schneiden, welcher alsdenn wieder
nach und nach wächst, und bessern und häufi-
gern Saamen giebt, als wenn man den Klee
ohne Verzug in die Blüthe steigen und nur ein-
mal schneiden läßt. Es ist dieses ein Vortheil,
den vorzüglich die englische Wirthschaft beob-
achtet.

In den Brandenburg-Onolsbachischen Ver-
ordnungen wegen des Wiesenbaues suchte man
die Frühlingswiesenhut abzustellen, da sie dem
guten Graswuchse so schädlich ist, auch, wenn
nicht gehörige Behutsamkeit angewendet wird,
dem Viehe sehr nachtheilig werden kann. Das
Vieh zertritt die jungen Gräser, frißt die her-
vorsprossenden Keime ab, und vernichtet auf die-
se Art die Fortpflanzung und Bestockung guter
Gräser; oft warnet bey dem jungen Grün noch
kein Geruch das lüsterne Vieh, und so ha-
ben oft ganze Heerden ihren Tod blos dadurch

ge-

newiziſchen Berge lag, und verwandelte ſelbi-
gen in Wieſen. Er nahm hierzu Antheil an
den von dem Koͤnige zu dieſem Behufe vorge-
ſchoſſenen Geldern, und der Pommer. und Neu-
maͤrkiſche Wirth, S. 430. 431. 468 — 470.
giebt die ausfuͤhrlichern Nachrichten hiervon.
Er fuͤhrte uͤberdieß noch haͤufiger den Kleebau
ein, und befolgte dabey die engliſche Art, in-
dem er in das zu fruchtbaren Feldern umgeſchaf-
fene Heideland mit der letzten Saat zugleich
Klee ausſaͤet, um ihn im folgenden Jahre in
der Brache zu nutzen. Er laͤßt den Klee vor
der Bluͤthe ſchneiden, welcher alsdenn wieder
nach und nach waͤchſt, und beſſern und haͤufi-
gern Saamen giebt, als wenn man den Klee
ohne Verzug in die Bluͤthe ſteigen und nur ein-
mal ſchneiden laͤßt. Es iſt dieſes ein Vortheil,
den vorzuͤglich die engliſche Wirthſchaft beob-
achtet.

In den Brandenburg-Onolsbachiſchen Ver-
ordnungen wegen des Wieſenbaues ſuchte man
die Fruͤhlingswieſenhut abzuſtellen, da ſie dem
guten Graswuchſe ſo ſchaͤdlich iſt, auch, wenn
nicht gehoͤrige Behutſamkeit angewendet wird,
dem Viehe ſehr nachtheilig werden kann. Das
Vieh zertritt die jungen Graͤſer, frißt die her-
vorſproſſenden Keime ab, und vernichtet auf die-
ſe Art die Fortpflanzung und Beſtockung guter
Graͤſer; oft warnet bey dem jungen Gruͤn noch
kein Geruch das luͤſterne Vieh, und ſo ha-
ben oft ganze Heerden ihren Tod blos dadurch

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0206" n="180"/>
newizi&#x017F;chen Berge lag, und verwandelte &#x017F;elbi-<lb/>
gen in Wie&#x017F;en. Er nahm hierzu Antheil an<lb/>
den von dem Ko&#x0364;nige zu die&#x017F;em Behufe vorge-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enen Geldern, und der Pommer. und Neu-<lb/>
ma&#x0364;rki&#x017F;che Wirth, S. 430. 431. 468 &#x2014; 470.<lb/>
giebt die ausfu&#x0364;hrlichern Nachrichten hiervon.<lb/>
Er fu&#x0364;hrte u&#x0364;berdieß noch ha&#x0364;ufiger den Kleebau<lb/>
ein, und befolgte dabey die engli&#x017F;che Art, in-<lb/>
dem er in das zu fruchtbaren Feldern umge&#x017F;chaf-<lb/>
fene Heideland mit der letzten Saat zugleich<lb/>
Klee aus&#x017F;a&#x0364;et, um ihn im folgenden Jahre in<lb/>
der Brache zu nutzen. Er la&#x0364;ßt den Klee vor<lb/>
der Blu&#x0364;the &#x017F;chneiden, welcher alsdenn wieder<lb/>
nach und nach wa&#x0364;ch&#x017F;t, und be&#x017F;&#x017F;ern und ha&#x0364;ufi-<lb/>
gern Saamen giebt, als wenn man den Klee<lb/>
ohne Verzug in die Blu&#x0364;the &#x017F;teigen und nur ein-<lb/>
mal &#x017F;chneiden la&#x0364;ßt. Es i&#x017F;t die&#x017F;es ein Vortheil,<lb/>
den vorzu&#x0364;glich die engli&#x017F;che Wirth&#x017F;chaft beob-<lb/>
achtet.</p><lb/>
          <p>In den Brandenburg-Onolsbachi&#x017F;chen Ver-<lb/>
ordnungen wegen des Wie&#x017F;enbaues &#x017F;uchte man<lb/>
die Fru&#x0364;hlingswie&#x017F;enhut abzu&#x017F;tellen, da &#x017F;ie dem<lb/>
guten Graswuch&#x017F;e &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t, auch, wenn<lb/>
nicht geho&#x0364;rige Behut&#x017F;amkeit angewendet wird,<lb/>
dem Viehe &#x017F;ehr nachtheilig werden kann. Das<lb/>
Vieh zertritt die jungen Gra&#x0364;&#x017F;er, frißt die her-<lb/>
vor&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;enden Keime ab, und vernichtet auf die-<lb/>
&#x017F;e Art die Fortpflanzung und Be&#x017F;tockung guter<lb/>
Gra&#x0364;&#x017F;er; oft warnet bey dem jungen Gru&#x0364;n noch<lb/>
kein Geruch das lu&#x0364;&#x017F;terne Vieh, und &#x017F;o ha-<lb/>
ben oft ganze Heerden ihren Tod blos dadurch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0206] newiziſchen Berge lag, und verwandelte ſelbi- gen in Wieſen. Er nahm hierzu Antheil an den von dem Koͤnige zu dieſem Behufe vorge- ſchoſſenen Geldern, und der Pommer. und Neu- maͤrkiſche Wirth, S. 430. 431. 468 — 470. giebt die ausfuͤhrlichern Nachrichten hiervon. Er fuͤhrte uͤberdieß noch haͤufiger den Kleebau ein, und befolgte dabey die engliſche Art, in- dem er in das zu fruchtbaren Feldern umgeſchaf- fene Heideland mit der letzten Saat zugleich Klee ausſaͤet, um ihn im folgenden Jahre in der Brache zu nutzen. Er laͤßt den Klee vor der Bluͤthe ſchneiden, welcher alsdenn wieder nach und nach waͤchſt, und beſſern und haͤufi- gern Saamen giebt, als wenn man den Klee ohne Verzug in die Bluͤthe ſteigen und nur ein- mal ſchneiden laͤßt. Es iſt dieſes ein Vortheil, den vorzuͤglich die engliſche Wirthſchaft beob- achtet. In den Brandenburg-Onolsbachiſchen Ver- ordnungen wegen des Wieſenbaues ſuchte man die Fruͤhlingswieſenhut abzuſtellen, da ſie dem guten Graswuchſe ſo ſchaͤdlich iſt, auch, wenn nicht gehoͤrige Behutſamkeit angewendet wird, dem Viehe ſehr nachtheilig werden kann. Das Vieh zertritt die jungen Graͤſer, frißt die her- vorſproſſenden Keime ab, und vernichtet auf die- ſe Art die Fortpflanzung und Beſtockung guter Graͤſer; oft warnet bey dem jungen Gruͤn noch kein Geruch das luͤſterne Vieh, und ſo ha- ben oft ganze Heerden ihren Tod blos dadurch ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/206
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/206>, abgerufen am 24.04.2024.