Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

gefunden, daß sie zu früh auf die Wiese getrie-
ben wurden, wo von überflüßiger Nässe schäd-
liche Gewächse erzeugt worden, die dem Viehe
durch den Geruch noch nicht kenntlich waren.
Man verwandelte eben daselbst die Brach- und
Herbstwiesen in Grummetwiesen, und vertheilte
die Hutungen und Gemeinheiten. h)

In den österreichischen Erblanden, wo die
gegenwärtige Regierung so viel zur Gründung
der innern Größe und Stärke des Staats thut,
und die Fehler, welche Ferdinand der 2te und
3te und Leopold machten, zu vergüten sich
bemühet, sorget man auch für den Wiesenbau.
Es ergiengen Ermunterungen und Unterricht so
wohl in öffentlichen ausgetheilten Schriften, als
auch durch Beyspiele und Ausübung, indem
man durch einige Flandrische Colonien verschie-
dene Gegenden anbaute und vorzüglich die Wie-
sencultur beförderte. So ließ die Kaiserinn
Königinn durch verschiedene Colonien aus den
Gegenden zwischen Ostende und Brüssel in Mäh-
ren den Kleebau ausbreiten, welche auch über-
haupt den Futterbau gemeinte machen sollten,
und den Spark für das Rindvieh zum Winter-
futter mitbrachten. Man machte die fast un-
nützen Viehweiden häufig fruchtbar; und so
waren im J. 1770 in der Grafschaft Tyrol

schon
h) S. Brandenburgisch-Onolsbachische Verord-
nung wegen Abstellung der Frühlingswiesenhut
und wegen Verwandlung der Brach- und Herbst-
in Grummtwiesen.
M 3

gefunden, daß ſie zu fruͤh auf die Wieſe getrie-
ben wurden, wo von uͤberfluͤßiger Naͤſſe ſchaͤd-
liche Gewaͤchſe erzeugt worden, die dem Viehe
durch den Geruch noch nicht kenntlich waren.
Man verwandelte eben daſelbſt die Brach- und
Herbſtwieſen in Grummetwieſen, und vertheilte
die Hutungen und Gemeinheiten. h)

In den oͤſterreichiſchen Erblanden, wo die
gegenwaͤrtige Regierung ſo viel zur Gruͤndung
der innern Groͤße und Staͤrke des Staats thut,
und die Fehler, welche Ferdinand der 2te und
3te und Leopold machten, zu verguͤten ſich
bemuͤhet, ſorget man auch fuͤr den Wieſenbau.
Es ergiengen Ermunterungen und Unterricht ſo
wohl in oͤffentlichen ausgetheilten Schriften, als
auch durch Beyſpiele und Ausuͤbung, indem
man durch einige Flandriſche Colonien verſchie-
dene Gegenden anbaute und vorzuͤglich die Wie-
ſencultur befoͤrderte. So ließ die Kaiſerinn
Koͤniginn durch verſchiedene Colonien aus den
Gegenden zwiſchen Oſtende und Bruͤſſel in Maͤh-
ren den Kleebau ausbreiten, welche auch uͤber-
haupt den Futterbau gemeinte machen ſollten,
und den Spark fuͤr das Rindvieh zum Winter-
futter mitbrachten. Man machte die faſt un-
nuͤtzen Viehweiden haͤufig fruchtbar; und ſo
waren im J. 1770 in der Grafſchaft Tyrol

ſchon
h) S. Brandenburgiſch-Onolsbachiſche Verord-
nung wegen Abſtellung der Fruͤhlingswieſenhut
und wegen Verwandlung der Brach- und Herbſt-
in Grummtwieſen.
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0207" n="181"/>
gefunden, daß &#x017F;ie zu fru&#x0364;h auf die Wie&#x017F;e getrie-<lb/>
ben wurden, wo von u&#x0364;berflu&#x0364;ßiger Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
liche Gewa&#x0364;ch&#x017F;e erzeugt worden, die dem Viehe<lb/>
durch den Geruch noch nicht kenntlich waren.<lb/>
Man verwandelte eben da&#x017F;elb&#x017F;t die Brach- und<lb/>
Herb&#x017F;twie&#x017F;en in Grummetwie&#x017F;en, und vertheilte<lb/>
die Hutungen und Gemeinheiten. <note place="foot" n="h)">S. Brandenburgi&#x017F;ch-Onolsbachi&#x017F;che Verord-<lb/>
nung wegen Ab&#x017F;tellung der Fru&#x0364;hlingswie&#x017F;enhut<lb/>
und wegen Verwandlung der Brach- und Herb&#x017F;t-<lb/>
in Grummtwie&#x017F;en.</note></p><lb/>
          <p>In den o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;chen Erblanden, wo die<lb/>
gegenwa&#x0364;rtige Regierung &#x017F;o viel zur Gru&#x0364;ndung<lb/>
der innern Gro&#x0364;ße und Sta&#x0364;rke des Staats thut,<lb/>
und die Fehler, welche Ferdinand der 2te und<lb/>
3te und Leopold machten, zu vergu&#x0364;ten &#x017F;ich<lb/>
bemu&#x0364;het, &#x017F;orget man auch fu&#x0364;r den Wie&#x017F;enbau.<lb/>
Es ergiengen Ermunterungen und Unterricht &#x017F;o<lb/>
wohl in o&#x0364;ffentlichen ausgetheilten Schriften, als<lb/>
auch durch Bey&#x017F;piele und Ausu&#x0364;bung, indem<lb/>
man durch einige Flandri&#x017F;che Colonien ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Gegenden anbaute und vorzu&#x0364;glich die Wie-<lb/>
&#x017F;encultur befo&#x0364;rderte. So ließ die Kai&#x017F;erinn<lb/>
Ko&#x0364;niginn durch ver&#x017F;chiedene Colonien aus den<lb/>
Gegenden zwi&#x017F;chen O&#x017F;tende und Bru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el in Ma&#x0364;h-<lb/>
ren den Kleebau ausbreiten, welche auch u&#x0364;ber-<lb/>
haupt den Futterbau gemeinte machen &#x017F;ollten,<lb/>
und den Spark fu&#x0364;r das Rindvieh zum Winter-<lb/>
futter mitbrachten. Man machte die fa&#x017F;t un-<lb/>
nu&#x0364;tzen Viehweiden ha&#x0364;ufig fruchtbar; und &#x017F;o<lb/>
waren im J. 1770 in der Graf&#x017F;chaft Tyrol<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0207] gefunden, daß ſie zu fruͤh auf die Wieſe getrie- ben wurden, wo von uͤberfluͤßiger Naͤſſe ſchaͤd- liche Gewaͤchſe erzeugt worden, die dem Viehe durch den Geruch noch nicht kenntlich waren. Man verwandelte eben daſelbſt die Brach- und Herbſtwieſen in Grummetwieſen, und vertheilte die Hutungen und Gemeinheiten. h) In den oͤſterreichiſchen Erblanden, wo die gegenwaͤrtige Regierung ſo viel zur Gruͤndung der innern Groͤße und Staͤrke des Staats thut, und die Fehler, welche Ferdinand der 2te und 3te und Leopold machten, zu verguͤten ſich bemuͤhet, ſorget man auch fuͤr den Wieſenbau. Es ergiengen Ermunterungen und Unterricht ſo wohl in oͤffentlichen ausgetheilten Schriften, als auch durch Beyſpiele und Ausuͤbung, indem man durch einige Flandriſche Colonien verſchie- dene Gegenden anbaute und vorzuͤglich die Wie- ſencultur befoͤrderte. So ließ die Kaiſerinn Koͤniginn durch verſchiedene Colonien aus den Gegenden zwiſchen Oſtende und Bruͤſſel in Maͤh- ren den Kleebau ausbreiten, welche auch uͤber- haupt den Futterbau gemeinte machen ſollten, und den Spark fuͤr das Rindvieh zum Winter- futter mitbrachten. Man machte die faſt un- nuͤtzen Viehweiden haͤufig fruchtbar; und ſo waren im J. 1770 in der Grafſchaft Tyrol ſchon h) S. Brandenburgiſch-Onolsbachiſche Verord- nung wegen Abſtellung der Fruͤhlingswieſenhut und wegen Verwandlung der Brach- und Herbſt- in Grummtwieſen. M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/207
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/207>, abgerufen am 25.04.2024.