Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

häufig sind, bauet man die Steckrüben häufig
in den Weinbergen: auch diese versuchte man;
das hohe Kraut derselben, welches öfters abge-
blättert werden kann, empfiehlt sie zu einem beson-
ders guten Viehfutter. Als eins der frühesten Fut-
terkräuter fand man eine Art einer Acetosa, wel-
che 10 bis 15 Jahr dauert, und wenn noch kein
anderes grünes Futter ist, schon häufige Blät-
ter treibt und für die Milch vortrefflich ist.
Man machte ferner Versuche mit dem Stein-
klee, und einer Art stachlichen Geniste aus Frank-
reich.

In den Churpfälzischen Landen haben die
Mennoniten in dem Baue der natürlichen Wie-
sen sowohl als der künstlichen und der Futter-
kräuter die vortrefflichsten Einrichtungen ge-
macht, welche von der Vorsorge der Regierung
noch mehr unterstützt wurden, so daß nicht nur
unter ihnen selbst derselbe vorzüglich ist, sondern
auch angesehene Gutsbesitzer und andere Land-
leute damit bekannt sind. In dem Oberamte
Lichtenberg führte eine Colonie der Waldenser,
die sich daselbst niederließen, den Kleebau vor-
züglich ein; sie säen denselben unter die Gerste,
und wenn diese reif und abgebracht, so bestreuen
sie den Klee mit Gyps, welcher davon so fett
und so reichlich wächst, daß er in einem Som-
mer sechs-bis siebenmal kann abgemähet wer-
den. Einige trocknen ihn für den Winter, und
viele haben es mit dem Kleebaue so weit ge-

bracht,

haͤufig ſind, bauet man die Steckruͤben haͤufig
in den Weinbergen: auch dieſe verſuchte man;
das hohe Kraut derſelben, welches oͤfters abge-
blaͤttert werden kann, empfiehlt ſie zu einem beſon-
ders guten Viehfutter. Als eins der fruͤheſten Fut-
terkraͤuter fand man eine Art einer Acetoſa, wel-
che 10 bis 15 Jahr dauert, und wenn noch kein
anderes gruͤnes Futter iſt, ſchon haͤufige Blaͤt-
ter treibt und fuͤr die Milch vortrefflich iſt.
Man machte ferner Verſuche mit dem Stein-
klee, und einer Art ſtachlichen Geniſte aus Frank-
reich.

In den Churpfaͤlziſchen Landen haben die
Mennoniten in dem Baue der natuͤrlichen Wie-
ſen ſowohl als der kuͤnſtlichen und der Futter-
kraͤuter die vortrefflichſten Einrichtungen ge-
macht, welche von der Vorſorge der Regierung
noch mehr unterſtuͤtzt wurden, ſo daß nicht nur
unter ihnen ſelbſt derſelbe vorzuͤglich iſt, ſondern
auch angeſehene Gutsbeſitzer und andere Land-
leute damit bekannt ſind. In dem Oberamte
Lichtenberg fuͤhrte eine Colonie der Waldenſer,
die ſich daſelbſt niederließen, den Kleebau vor-
zuͤglich ein; ſie ſaͤen denſelben unter die Gerſte,
und wenn dieſe reif und abgebracht, ſo beſtreuen
ſie den Klee mit Gyps, welcher davon ſo fett
und ſo reichlich waͤchſt, daß er in einem Som-
mer ſechs-bis ſiebenmal kann abgemaͤhet wer-
den. Einige trocknen ihn fuͤr den Winter, und
viele haben es mit dem Kleebaue ſo weit ge-

bracht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0212" n="186"/>
ha&#x0364;ufig &#x017F;ind, bauet man die Steckru&#x0364;ben ha&#x0364;ufig<lb/>
in den Weinbergen: auch die&#x017F;e ver&#x017F;uchte man;<lb/>
das hohe Kraut der&#x017F;elben, welches o&#x0364;fters abge-<lb/>
bla&#x0364;ttert werden kann, empfiehlt &#x017F;ie zu einem be&#x017F;on-<lb/>
ders guten Viehfutter. Als eins der fru&#x0364;he&#x017F;ten Fut-<lb/>
terkra&#x0364;uter fand man eine Art einer Aceto&#x017F;a, wel-<lb/>
che 10 bis 15 Jahr dauert, und wenn noch kein<lb/>
anderes gru&#x0364;nes Futter i&#x017F;t, &#x017F;chon ha&#x0364;ufige Bla&#x0364;t-<lb/>
ter treibt und fu&#x0364;r die Milch vortrefflich i&#x017F;t.<lb/>
Man machte ferner Ver&#x017F;uche mit dem Stein-<lb/>
klee, und einer Art &#x017F;tachlichen Geni&#x017F;te aus Frank-<lb/>
reich.</p><lb/>
          <p>In den Churpfa&#x0364;lzi&#x017F;chen Landen haben die<lb/>
Mennoniten in dem Baue der natu&#x0364;rlichen Wie-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;owohl als der ku&#x0364;n&#x017F;tlichen und der Futter-<lb/>
kra&#x0364;uter die vortrefflich&#x017F;ten Einrichtungen ge-<lb/>
macht, welche von der Vor&#x017F;orge der Regierung<lb/>
noch mehr unter&#x017F;tu&#x0364;tzt wurden, &#x017F;o daß nicht nur<lb/>
unter ihnen &#x017F;elb&#x017F;t der&#x017F;elbe vorzu&#x0364;glich i&#x017F;t, &#x017F;ondern<lb/>
auch ange&#x017F;ehene Gutsbe&#x017F;itzer und andere Land-<lb/>
leute damit bekannt &#x017F;ind. In dem Oberamte<lb/>
Lichtenberg fu&#x0364;hrte eine Colonie der Walden&#x017F;er,<lb/>
die &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t niederließen, den Kleebau vor-<lb/>
zu&#x0364;glich ein; &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;en den&#x017F;elben unter die Ger&#x017F;te,<lb/>
und wenn die&#x017F;e reif und abgebracht, &#x017F;o be&#x017F;treuen<lb/>
&#x017F;ie den Klee mit Gyps, welcher davon &#x017F;o fett<lb/>
und &#x017F;o reichlich wa&#x0364;ch&#x017F;t, daß er in einem Som-<lb/>
mer &#x017F;echs-bis &#x017F;iebenmal kann abgema&#x0364;het wer-<lb/>
den. Einige trocknen ihn fu&#x0364;r den Winter, und<lb/>
viele haben es mit dem Kleebaue &#x017F;o weit ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bracht,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0212] haͤufig ſind, bauet man die Steckruͤben haͤufig in den Weinbergen: auch dieſe verſuchte man; das hohe Kraut derſelben, welches oͤfters abge- blaͤttert werden kann, empfiehlt ſie zu einem beſon- ders guten Viehfutter. Als eins der fruͤheſten Fut- terkraͤuter fand man eine Art einer Acetoſa, wel- che 10 bis 15 Jahr dauert, und wenn noch kein anderes gruͤnes Futter iſt, ſchon haͤufige Blaͤt- ter treibt und fuͤr die Milch vortrefflich iſt. Man machte ferner Verſuche mit dem Stein- klee, und einer Art ſtachlichen Geniſte aus Frank- reich. In den Churpfaͤlziſchen Landen haben die Mennoniten in dem Baue der natuͤrlichen Wie- ſen ſowohl als der kuͤnſtlichen und der Futter- kraͤuter die vortrefflichſten Einrichtungen ge- macht, welche von der Vorſorge der Regierung noch mehr unterſtuͤtzt wurden, ſo daß nicht nur unter ihnen ſelbſt derſelbe vorzuͤglich iſt, ſondern auch angeſehene Gutsbeſitzer und andere Land- leute damit bekannt ſind. In dem Oberamte Lichtenberg fuͤhrte eine Colonie der Waldenſer, die ſich daſelbſt niederließen, den Kleebau vor- zuͤglich ein; ſie ſaͤen denſelben unter die Gerſte, und wenn dieſe reif und abgebracht, ſo beſtreuen ſie den Klee mit Gyps, welcher davon ſo fett und ſo reichlich waͤchſt, daß er in einem Som- mer ſechs-bis ſiebenmal kann abgemaͤhet wer- den. Einige trocknen ihn fuͤr den Winter, und viele haben es mit dem Kleebaue ſo weit ge- bracht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/212
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/212>, abgerufen am 25.04.2024.