Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Der meiste Anwuchs, den Sachsen damals er-
hielt, waren Viehzucht und Manufacturen, ob-
gleich auch einige Arten des Fruchtbaues da-
durch ausgebreitet wurden. So erhielt es auch
viel Schafzucht und Manufacturen aus Pom-
mern, wo sie der Krieg vertrieb. Branden-
burg nahm die Flüchtlinge aus Frankreich wil-
lig auf; so wie auch andere deutsche Länder, z. B.
Würtenberg, Pfalz, Baden, von dieser Rase-
rey des französischen Hofs die glücklichsten Vor-
theile zogen. In dem letztern führten vorzüglich
die Mennonisten eine bessere Viehzucht ein, und
trieben die in der Folge sogenannte englische
Wirthschaft in Ansehung des Landhaues schon
wirklich ausübend.

Die Liebhaberey an der Pferdezucht dauerte
auch in diesem Jahrhunderte noch fort, als eine
Folge der Chevallerie; daher finden wir in
Sachsen in diesen Zeiten, daß Christian I. den
prächtigen Stall zu Dresden erbauete, von dem
der erdichtete Verfasser Daniel Eremita in sei-
nen Reisen sagt: man sollte glauben, es sey ein
Aufenthalt für einen Fürsten und nicht für Pfer-
de. Man hatte in den sächsischen Gestüten da-
mals schon Spanier, wie aus dem Winter von
Adlersflügel erhellet. Christian II. legte zu
Merseburg das Gestüte an, und führte spanische
Beschäler ein. Die Gegend und vornehmlich
die Aue begünstigte die Anlage dieser Stutterey;
daß sie noch itzt eine ansehnllche Zucht von
Pferden hat. Es ward ihr ein Kloster in

der
O 2

Der meiſte Anwuchs, den Sachſen damals er-
hielt, waren Viehzucht und Manufacturen, ob-
gleich auch einige Arten des Fruchtbaues da-
durch ausgebreitet wurden. So erhielt es auch
viel Schafzucht und Manufacturen aus Pom-
mern, wo ſie der Krieg vertrieb. Branden-
burg nahm die Fluͤchtlinge aus Frankreich wil-
lig auf; ſo wie auch andere deutſche Laͤnder, z. B.
Wuͤrtenberg, Pfalz, Baden, von dieſer Raſe-
rey des franzoͤſiſchen Hofs die gluͤcklichſten Vor-
theile zogen. In dem letztern fuͤhrten vorzuͤglich
die Mennoniſten eine beſſere Viehzucht ein, und
trieben die in der Folge ſogenannte engliſche
Wirthſchaft in Anſehung des Landhaues ſchon
wirklich ausuͤbend.

Die Liebhaberey an der Pferdezucht dauerte
auch in dieſem Jahrhunderte noch fort, als eine
Folge der Chevallerie; daher finden wir in
Sachſen in dieſen Zeiten, daß Chriſtian I. den
praͤchtigen Stall zu Dresden erbauete, von dem
der erdichtete Verfaſſer Daniel Eremita in ſei-
nen Reiſen ſagt: man ſollte glauben, es ſey ein
Aufenthalt fuͤr einen Fuͤrſten und nicht fuͤr Pfer-
de. Man hatte in den ſaͤchſiſchen Geſtuͤten da-
mals ſchon Spanier, wie aus dem Winter von
Adlersfluͤgel erhellet. Chriſtian II. legte zu
Merſeburg das Geſtuͤte an, und fuͤhrte ſpaniſche
Beſchaͤler ein. Die Gegend und vornehmlich
die Aue beguͤnſtigte die Anlage dieſer Stutterey;
daß ſie noch itzt eine anſehnllche Zucht von
Pferden hat. Es ward ihr ein Kloſter in

der
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0237" n="211"/>
Der mei&#x017F;te Anwuchs, den Sach&#x017F;en damals er-<lb/>
hielt, waren Viehzucht und Manufacturen, ob-<lb/>
gleich auch einige Arten des Fruchtbaues da-<lb/>
durch ausgebreitet wurden. So erhielt es auch<lb/>
viel Schafzucht und Manufacturen aus Pom-<lb/>
mern, wo &#x017F;ie der Krieg vertrieb. Branden-<lb/>
burg nahm die Flu&#x0364;chtlinge aus Frankreich wil-<lb/>
lig auf; &#x017F;o wie auch andere deut&#x017F;che La&#x0364;nder, z. B.<lb/>
Wu&#x0364;rtenberg, Pfalz, Baden, von die&#x017F;er Ra&#x017F;e-<lb/>
rey des franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Hofs die glu&#x0364;cklich&#x017F;ten Vor-<lb/>
theile zogen. In dem letztern fu&#x0364;hrten vorzu&#x0364;glich<lb/>
die Mennoni&#x017F;ten eine be&#x017F;&#x017F;ere Viehzucht ein, und<lb/>
trieben die in der Folge &#x017F;ogenannte engli&#x017F;che<lb/>
Wirth&#x017F;chaft in An&#x017F;ehung des Landhaues &#x017F;chon<lb/>
wirklich ausu&#x0364;bend.</p><lb/>
          <p>Die Liebhaberey an der Pferdezucht dauerte<lb/>
auch in die&#x017F;em Jahrhunderte noch fort, als eine<lb/>
Folge der Chevallerie; daher finden wir in<lb/>
Sach&#x017F;en in die&#x017F;en Zeiten, daß Chri&#x017F;tian <hi rendition="#aq">I.</hi> den<lb/>
pra&#x0364;chtigen Stall zu Dresden erbauete, von dem<lb/>
der erdichtete Verfa&#x017F;&#x017F;er Daniel Eremita in &#x017F;ei-<lb/>
nen Rei&#x017F;en &#x017F;agt: man &#x017F;ollte glauben, es &#x017F;ey ein<lb/>
Aufenthalt fu&#x0364;r einen Fu&#x0364;r&#x017F;ten und nicht fu&#x0364;r Pfer-<lb/>
de. Man hatte in den &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Ge&#x017F;tu&#x0364;ten da-<lb/>
mals &#x017F;chon Spanier, wie aus dem Winter von<lb/>
Adlersflu&#x0364;gel erhellet. Chri&#x017F;tian <hi rendition="#aq">II.</hi> legte zu<lb/>
Mer&#x017F;eburg das Ge&#x017F;tu&#x0364;te an, und fu&#x0364;hrte &#x017F;pani&#x017F;che<lb/>
Be&#x017F;cha&#x0364;ler ein. Die Gegend und vornehmlich<lb/>
die Aue begu&#x0364;n&#x017F;tigte die Anlage die&#x017F;er Stutterey;<lb/>
daß &#x017F;ie noch itzt eine an&#x017F;ehnllche Zucht von<lb/>
Pferden hat. Es ward ihr ein Klo&#x017F;ter in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0237] Der meiſte Anwuchs, den Sachſen damals er- hielt, waren Viehzucht und Manufacturen, ob- gleich auch einige Arten des Fruchtbaues da- durch ausgebreitet wurden. So erhielt es auch viel Schafzucht und Manufacturen aus Pom- mern, wo ſie der Krieg vertrieb. Branden- burg nahm die Fluͤchtlinge aus Frankreich wil- lig auf; ſo wie auch andere deutſche Laͤnder, z. B. Wuͤrtenberg, Pfalz, Baden, von dieſer Raſe- rey des franzoͤſiſchen Hofs die gluͤcklichſten Vor- theile zogen. In dem letztern fuͤhrten vorzuͤglich die Mennoniſten eine beſſere Viehzucht ein, und trieben die in der Folge ſogenannte engliſche Wirthſchaft in Anſehung des Landhaues ſchon wirklich ausuͤbend. Die Liebhaberey an der Pferdezucht dauerte auch in dieſem Jahrhunderte noch fort, als eine Folge der Chevallerie; daher finden wir in Sachſen in dieſen Zeiten, daß Chriſtian I. den praͤchtigen Stall zu Dresden erbauete, von dem der erdichtete Verfaſſer Daniel Eremita in ſei- nen Reiſen ſagt: man ſollte glauben, es ſey ein Aufenthalt fuͤr einen Fuͤrſten und nicht fuͤr Pfer- de. Man hatte in den ſaͤchſiſchen Geſtuͤten da- mals ſchon Spanier, wie aus dem Winter von Adlersfluͤgel erhellet. Chriſtian II. legte zu Merſeburg das Geſtuͤte an, und fuͤhrte ſpaniſche Beſchaͤler ein. Die Gegend und vornehmlich die Aue beguͤnſtigte die Anlage dieſer Stutterey; daß ſie noch itzt eine anſehnllche Zucht von Pferden hat. Es ward ihr ein Kloſter in der O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/237
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/237>, abgerufen am 29.03.2024.