Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Holsteinischen, zumal seitdem diese Wirth-
schaftsart auch daselbst eingeführt worden. Ih-
re Pferde und Schaafe sind vornehmlich be-
rühmt. Der jetzige regierende Herr bemühete
sich, auch hierinne einige Veränderungen und
Verbesserungen zu machen. Ueberhaupt finden
wir, daß man in Deutschland in den neuern Zei-
ten die Viehzucht in verschiedenen Landen immer
mehrerer Aufmerksamkeit würdigte, je mehr sie
auf das Militärwesen, Manufacturen und
Commercien Einfluß hatte. Und so wurde das
Militairwesen im 18ten Jahrhunderte noch ein-
mal ein Bewegungsgrund zur Vorsorge für die
Viehzucht; so wie es ehemals vor dem 16ten
Jahrhunderte eben die Wirkung hatte.

Würtemberg nahm sich neben der Pferde-
zucht vorzüglich der Schaafzucht an, und zählt
in seinem Lande auf 400000 Stück Schaafe,
so daß die Schaafzucht einen großen Theil des
Landesreichthums ausmachte. Und solten wir
hier nicht den Namen des Mannes der Verges-
senheit entreißen, der in diesem Geschäft so viel
Verdienste um Würtemberg hat. Ein Knie-
städt war es, dem Würtemberg seine vorzügli-
che Schäferey Anstalten zu danken hat. Diese
Familie brachte viele Schaafe aus Niedersach-
sen und besonders aus dem Hildesheimischen
dahin, woher sie sich ursprünglich schreibt.

In dem Zweybrückischen bemühete man sich,
nach dem Beyspiele der andern, die Viehzucht
zu bessern. Auf herrschaftliche Kosten ver-

schrieb

Holſteiniſchen, zumal ſeitdem dieſe Wirth-
ſchaftsart auch daſelbſt eingefuͤhrt worden. Ih-
re Pferde und Schaafe ſind vornehmlich be-
ruͤhmt. Der jetzige regierende Herr bemuͤhete
ſich, auch hierinne einige Veraͤnderungen und
Verbeſſerungen zu machen. Ueberhaupt finden
wir, daß man in Deutſchland in den neuern Zei-
ten die Viehzucht in verſchiedenen Landen immer
mehrerer Aufmerkſamkeit wuͤrdigte, je mehr ſie
auf das Militaͤrweſen, Manufacturen und
Commercien Einfluß hatte. Und ſo wurde das
Militairweſen im 18ten Jahrhunderte noch ein-
mal ein Bewegungsgrund zur Vorſorge fuͤr die
Viehzucht; ſo wie es ehemals vor dem 16ten
Jahrhunderte eben die Wirkung hatte.

Wuͤrtemberg nahm ſich neben der Pferde-
zucht vorzuͤglich der Schaafzucht an, und zaͤhlt
in ſeinem Lande auf 400000 Stuͤck Schaafe,
ſo daß die Schaafzucht einen großen Theil des
Landesreichthums ausmachte. Und ſolten wir
hier nicht den Namen des Mannes der Vergeſ-
ſenheit entreißen, der in dieſem Geſchaͤft ſo viel
Verdienſte um Wuͤrtemberg hat. Ein Knie-
ſtaͤdt war es, dem Wuͤrtemberg ſeine vorzuͤgli-
che Schaͤferey Anſtalten zu danken hat. Dieſe
Familie brachte viele Schaafe aus Niederſach-
ſen und beſonders aus dem Hildesheimiſchen
dahin, woher ſie ſich urſpruͤnglich ſchreibt.

In dem Zweybruͤckiſchen bemuͤhete man ſich,
nach dem Beyſpiele der andern, die Viehzucht
zu beſſern. Auf herrſchaftliche Koſten ver-

ſchrieb
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0278" n="252"/>
Hol&#x017F;teini&#x017F;chen, zumal &#x017F;eitdem die&#x017F;e Wirth-<lb/>
&#x017F;chaftsart auch da&#x017F;elb&#x017F;t eingefu&#x0364;hrt worden. Ih-<lb/>
re Pferde und Schaafe &#x017F;ind vornehmlich be-<lb/>
ru&#x0364;hmt. Der jetzige regierende Herr bemu&#x0364;hete<lb/>
&#x017F;ich, auch hierinne einige Vera&#x0364;nderungen und<lb/>
Verbe&#x017F;&#x017F;erungen zu machen. Ueberhaupt finden<lb/>
wir, daß man in Deut&#x017F;chland in den neuern Zei-<lb/>
ten die Viehzucht in ver&#x017F;chiedenen Landen immer<lb/>
mehrerer Aufmerk&#x017F;amkeit wu&#x0364;rdigte, je mehr &#x017F;ie<lb/>
auf das Milita&#x0364;rwe&#x017F;en, Manufacturen und<lb/><choice><sic>Cvmmercien</sic><corr>Commercien</corr></choice> Einfluß hatte. Und &#x017F;o wurde das<lb/>
Militairwe&#x017F;en im 18ten Jahrhunderte noch ein-<lb/>
mal ein Bewegungsgrund zur Vor&#x017F;orge fu&#x0364;r die<lb/>
Viehzucht; &#x017F;o wie es ehemals vor dem 16ten<lb/>
Jahrhunderte eben die Wirkung hatte.</p><lb/>
          <p>Wu&#x0364;rtemberg nahm &#x017F;ich neben der Pferde-<lb/>
zucht vorzu&#x0364;glich der Schaafzucht an, und za&#x0364;hlt<lb/>
in &#x017F;einem Lande auf 400000 Stu&#x0364;ck Schaafe,<lb/>
&#x017F;o daß die Schaafzucht einen großen Theil des<lb/>
Landesreichthums ausmachte. Und &#x017F;olten wir<lb/>
hier nicht den Namen des Mannes der Verge&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enheit entreißen, der in die&#x017F;em Ge&#x017F;cha&#x0364;ft &#x017F;o viel<lb/>
Verdien&#x017F;te um Wu&#x0364;rtemberg hat. Ein Knie-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;dt war es, dem Wu&#x0364;rtemberg &#x017F;eine vorzu&#x0364;gli-<lb/>
che Scha&#x0364;ferey An&#x017F;talten zu danken hat. Die&#x017F;e<lb/>
Familie brachte viele Schaafe aus Nieder&#x017F;ach-<lb/>
&#x017F;en und be&#x017F;onders aus dem Hildesheimi&#x017F;chen<lb/>
dahin, woher &#x017F;ie &#x017F;ich ur&#x017F;pru&#x0364;nglich &#x017F;chreibt.</p><lb/>
          <p>In dem Zweybru&#x0364;cki&#x017F;chen bemu&#x0364;hete man &#x017F;ich,<lb/>
nach dem Bey&#x017F;piele der andern, die Viehzucht<lb/>
zu be&#x017F;&#x017F;ern. Auf herr&#x017F;chaftliche Ko&#x017F;ten ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chrieb</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0278] Holſteiniſchen, zumal ſeitdem dieſe Wirth- ſchaftsart auch daſelbſt eingefuͤhrt worden. Ih- re Pferde und Schaafe ſind vornehmlich be- ruͤhmt. Der jetzige regierende Herr bemuͤhete ſich, auch hierinne einige Veraͤnderungen und Verbeſſerungen zu machen. Ueberhaupt finden wir, daß man in Deutſchland in den neuern Zei- ten die Viehzucht in verſchiedenen Landen immer mehrerer Aufmerkſamkeit wuͤrdigte, je mehr ſie auf das Militaͤrweſen, Manufacturen und Commercien Einfluß hatte. Und ſo wurde das Militairweſen im 18ten Jahrhunderte noch ein- mal ein Bewegungsgrund zur Vorſorge fuͤr die Viehzucht; ſo wie es ehemals vor dem 16ten Jahrhunderte eben die Wirkung hatte. Wuͤrtemberg nahm ſich neben der Pferde- zucht vorzuͤglich der Schaafzucht an, und zaͤhlt in ſeinem Lande auf 400000 Stuͤck Schaafe, ſo daß die Schaafzucht einen großen Theil des Landesreichthums ausmachte. Und ſolten wir hier nicht den Namen des Mannes der Vergeſ- ſenheit entreißen, der in dieſem Geſchaͤft ſo viel Verdienſte um Wuͤrtemberg hat. Ein Knie- ſtaͤdt war es, dem Wuͤrtemberg ſeine vorzuͤgli- che Schaͤferey Anſtalten zu danken hat. Dieſe Familie brachte viele Schaafe aus Niederſach- ſen und beſonders aus dem Hildesheimiſchen dahin, woher ſie ſich urſpruͤnglich ſchreibt. In dem Zweybruͤckiſchen bemuͤhete man ſich, nach dem Beyſpiele der andern, die Viehzucht zu beſſern. Auf herrſchaftliche Koſten ver- ſchrieb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/278
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/278>, abgerufen am 24.04.2024.