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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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und machte Versuche mit der Stallschäferey von
Hameln im kleinen. Die Folge der Zeit und Er-
fahrung werden lehren, ob man sich von dem letz-
tern einiges Glück zum Besten der Schafzucht zu
versprechen habe. Man hat nämlich in den neuern
Zeiten dreyerley Arten der Schafzucht, 1) die ge-
wöhnliche, da die Schaafe den Winter über in
Ställen sind, so wie auch des Nachts im Sommer,
am Tage aber, und selbst in schönen Winterta-
gen ausgetrieben werden; 2) die Stall- oder
Futterschäferey, da sie blos im Stalle gefüttert
und erzogen werden; und endlich 3) die wilde,
welche der Perce vorschlug, da die Schaafe stets
im Freyen bleiben, und wild sind. Von der
letztern ist, so viel ich weiß, in Deutschland noch
kein Gebrauch gemacht worden; und das deut-
sche Klima scheint sich am wenigsten dazu zu
schicken. Es theilet sich also die deutsche Schaf-
zucht vornemlich in folgende Hauptarten; näm-
lich in die Anspachische, Märkische, Bremische,
Hannöverische, Lüneburgische, Mekelnburgische,
Niederlausitzische, Sächsische, Hildesheimische,
wovon die Berliner Beyträge zur Landwirthschaft
im IV. B. weiter nachgelesen zu werden verdienen.

In der Pfalz wurde die Landwirthschaft so
wohl überhaupt als die Viehzucht insbesondere
durch die daselbst befindlichen Wiedertäufer sehr
verbessert; sie treiben sie meist nach Englischen
Grundsätzen. Ihr Beyspiel lehret und ermun-
tert, wozu noch die Vorsorge der Regierung
kommt, welche durch das Institut, das zuerst

der

und machte Verſuche mit der Stallſchaͤferey von
Hameln im kleinen. Die Folge der Zeit und Er-
fahrung werden lehren, ob man ſich von dem letz-
tern einiges Gluͤck zum Beſten der Schafzucht zu
verſprechen habe. Man hat naͤmlich in den neuern
Zeiten dreyerley Arten der Schafzucht, 1) die ge-
woͤhnliche, da die Schaafe den Winter uͤber in
Staͤllen ſind, ſo wie auch des Nachts im Sommer,
am Tage aber, und ſelbſt in ſchoͤnen Winterta-
gen ausgetrieben werden; 2) die Stall- oder
Futterſchaͤferey, da ſie blos im Stalle gefuͤttert
und erzogen werden; und endlich 3) die wilde,
welche der Perce vorſchlug, da die Schaafe ſtets
im Freyen bleiben, und wild ſind. Von der
letztern iſt, ſo viel ich weiß, in Deutſchland noch
kein Gebrauch gemacht worden; und das deut-
ſche Klima ſcheint ſich am wenigſten dazu zu
ſchicken. Es theilet ſich alſo die deutſche Schaf-
zucht vornemlich in folgende Hauptarten; naͤm-
lich in die Anſpachiſche, Maͤrkiſche, Bremiſche,
Hannoͤveriſche, Luͤneburgiſche, Mekelnburgiſche,
Niederlauſitziſche, Saͤchſiſche, Hildesheimiſche,
wovon die Berliner Beytraͤge zur Landwirthſchaft
im IV. B. weiter nachgeleſen zu werden verdienen.

In der Pfalz wurde die Landwirthſchaft ſo
wohl uͤberhaupt als die Viehzucht insbeſondere
durch die daſelbſt befindlichen Wiedertaͤufer ſehr
verbeſſert; ſie treiben ſie meiſt nach Engliſchen
Grundſaͤtzen. Ihr Beyſpiel lehret und ermun-
tert, wozu noch die Vorſorge der Regierung
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[258/0284] und machte Verſuche mit der Stallſchaͤferey von Hameln im kleinen. Die Folge der Zeit und Er- fahrung werden lehren, ob man ſich von dem letz- tern einiges Gluͤck zum Beſten der Schafzucht zu verſprechen habe. Man hat naͤmlich in den neuern Zeiten dreyerley Arten der Schafzucht, 1) die ge- woͤhnliche, da die Schaafe den Winter uͤber in Staͤllen ſind, ſo wie auch des Nachts im Sommer, am Tage aber, und ſelbſt in ſchoͤnen Winterta- gen ausgetrieben werden; 2) die Stall- oder Futterſchaͤferey, da ſie blos im Stalle gefuͤttert und erzogen werden; und endlich 3) die wilde, welche der Perce vorſchlug, da die Schaafe ſtets im Freyen bleiben, und wild ſind. Von der letztern iſt, ſo viel ich weiß, in Deutſchland noch kein Gebrauch gemacht worden; und das deut- ſche Klima ſcheint ſich am wenigſten dazu zu ſchicken. Es theilet ſich alſo die deutſche Schaf- zucht vornemlich in folgende Hauptarten; naͤm- lich in die Anſpachiſche, Maͤrkiſche, Bremiſche, Hannoͤveriſche, Luͤneburgiſche, Mekelnburgiſche, Niederlauſitziſche, Saͤchſiſche, Hildesheimiſche, wovon die Berliner Beytraͤge zur Landwirthſchaft im IV. B. weiter nachgeleſen zu werden verdienen. In der Pfalz wurde die Landwirthſchaft ſo wohl uͤberhaupt als die Viehzucht insbeſondere durch die daſelbſt befindlichen Wiedertaͤufer ſehr verbeſſert; ſie treiben ſie meiſt nach Engliſchen Grundſaͤtzen. Ihr Beyſpiel lehret und ermun- tert, wozu noch die Vorſorge der Regierung kommt, welche durch das Inſtitut, das zuerſt der

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/284>, abgerufen am 29.03.2024.