Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

sie mehrere Leute bey der Landwirthschaft erfor-
dere, sowohl wegen der Herbeyschaffung des
Futters, als wegen der Fütterung selbst, und
daß der entzogene Genuß der freyen Luft und
Mangel an Bewegung dem Viehe nachtheilig
sey. Alle lassen sich ohne viele Schwierigkeiten
beantworten. Es werden wenige oder gar keine
mehrere Leute erfordert, wenn eine gehörige Ord-
nung, Eintheilung der Zeit, bequeme Einrichtun-
gen im Stalle in Ansehung des Aufsteckens des
Futters, und der Reinigung der Ställe sind. Und
gesetzt auch, daß das Mähen und Herbeyschaffen
des grünen Futters eine oder die andere Hand
oder Thier mehr erforderte, so kann dieses durch
gute Einrichtung, durch Ansäung künstlicher
Futterkräuter, die mehr nähren, als bloses
schlechtes Gras, und durch die Vortheile, die
die Stallfütterung wirklich schaft, und vor dem
Austreiben voraus hat, ersetzt werden. Der
entzogene Genuß der freyen Luft, so wie der
Mangel an Bewegung lassen sich leicht ersetzen,
sie können in Schranken auf dem Misthofe seyn,
oder sonst auf einen gewissen in der Nähe dazu
bestimmten Platz auf einige Stunden, oder an
die Tränke getrieben werden. Den Mangel an
Wiesen, den man zuweilen auch als eine Hin-
derung angiebt, muß die Polizey ersetzen, denn
durch künstliches Futter ist der Ersatz sehr leicht.
Noch mehr aber wird die Stallfütterung ge-
winnen, wenn man die Vortheile betrachtet, die
dieselbe gewähret. Der Dünger wird dadurch

ver-

ſie mehrere Leute bey der Landwirthſchaft erfor-
dere, ſowohl wegen der Herbeyſchaffung des
Futters, als wegen der Fuͤtterung ſelbſt, und
daß der entzogene Genuß der freyen Luft und
Mangel an Bewegung dem Viehe nachtheilig
ſey. Alle laſſen ſich ohne viele Schwierigkeiten
beantworten. Es werden wenige oder gar keine
mehrere Leute erfordert, wenn eine gehoͤrige Ord-
nung, Eintheilung der Zeit, bequeme Einrichtun-
gen im Stalle in Anſehung des Aufſteckens des
Futters, und der Reinigung der Staͤlle ſind. Und
geſetzt auch, daß das Maͤhen und Herbeyſchaffen
des gruͤnen Futters eine oder die andere Hand
oder Thier mehr erforderte, ſo kann dieſes durch
gute Einrichtung, durch Anſaͤung kuͤnſtlicher
Futterkraͤuter, die mehr naͤhren, als bloſes
ſchlechtes Gras, und durch die Vortheile, die
die Stallfuͤtterung wirklich ſchaft, und vor dem
Austreiben voraus hat, erſetzt werden. Der
entzogene Genuß der freyen Luft, ſo wie der
Mangel an Bewegung laſſen ſich leicht erſetzen,
ſie koͤnnen in Schranken auf dem Miſthofe ſeyn,
oder ſonſt auf einen gewiſſen in der Naͤhe dazu
beſtimmten Platz auf einige Stunden, oder an
die Traͤnke getrieben werden. Den Mangel an
Wieſen, den man zuweilen auch als eine Hin-
derung angiebt, muß die Polizey erſetzen, denn
durch kuͤnſtliches Futter iſt der Erſatz ſehr leicht.
Noch mehr aber wird die Stallfuͤtterung ge-
winnen, wenn man die Vortheile betrachtet, die
dieſelbe gewaͤhret. Der Duͤnger wird dadurch

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0286" n="260"/>
&#x017F;ie mehrere Leute bey der Landwirth&#x017F;chaft erfor-<lb/>
dere, &#x017F;owohl wegen der Herbey&#x017F;chaffung des<lb/>
Futters, als wegen der Fu&#x0364;tterung &#x017F;elb&#x017F;t, und<lb/>
daß der entzogene Genuß der freyen Luft und<lb/>
Mangel an Bewegung dem Viehe nachtheilig<lb/>
&#x017F;ey. Alle la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich ohne viele Schwierigkeiten<lb/>
beantworten. Es werden wenige oder gar keine<lb/>
mehrere Leute erfordert, wenn eine geho&#x0364;rige Ord-<lb/>
nung, Eintheilung der Zeit, bequeme Einrichtun-<lb/>
gen im Stalle in An&#x017F;ehung des Auf&#x017F;teckens des<lb/>
Futters, und der Reinigung der Sta&#x0364;lle &#x017F;ind. Und<lb/>
ge&#x017F;etzt auch, daß das Ma&#x0364;hen und Herbey&#x017F;chaffen<lb/>
des gru&#x0364;nen Futters eine oder die andere Hand<lb/>
oder Thier mehr erforderte, &#x017F;o kann die&#x017F;es durch<lb/>
gute Einrichtung, durch An&#x017F;a&#x0364;ung ku&#x0364;n&#x017F;tlicher<lb/>
Futterkra&#x0364;uter, die mehr na&#x0364;hren, als blo&#x017F;es<lb/>
&#x017F;chlechtes Gras, und durch die Vortheile, die<lb/>
die Stallfu&#x0364;tterung wirklich &#x017F;chaft, und vor dem<lb/>
Austreiben voraus hat, er&#x017F;etzt werden. Der<lb/>
entzogene Genuß der freyen Luft, &#x017F;o wie der<lb/>
Mangel an Bewegung la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich leicht er&#x017F;etzen,<lb/>
&#x017F;ie ko&#x0364;nnen in Schranken auf dem Mi&#x017F;thofe &#x017F;eyn,<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;t auf einen gewi&#x017F;&#x017F;en in der Na&#x0364;he dazu<lb/>
be&#x017F;timmten Platz auf einige Stunden, oder an<lb/>
die Tra&#x0364;nke getrieben werden. Den Mangel an<lb/>
Wie&#x017F;en, den man zuweilen auch als eine Hin-<lb/>
derung angiebt, muß die Polizey er&#x017F;etzen, denn<lb/>
durch ku&#x0364;n&#x017F;tliches Futter i&#x017F;t der Er&#x017F;atz &#x017F;ehr leicht.<lb/>
Noch mehr aber wird die Stallfu&#x0364;tterung ge-<lb/>
winnen, wenn man die Vortheile betrachtet, die<lb/>
die&#x017F;elbe gewa&#x0364;hret. Der Du&#x0364;nger wird dadurch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0286] ſie mehrere Leute bey der Landwirthſchaft erfor- dere, ſowohl wegen der Herbeyſchaffung des Futters, als wegen der Fuͤtterung ſelbſt, und daß der entzogene Genuß der freyen Luft und Mangel an Bewegung dem Viehe nachtheilig ſey. Alle laſſen ſich ohne viele Schwierigkeiten beantworten. Es werden wenige oder gar keine mehrere Leute erfordert, wenn eine gehoͤrige Ord- nung, Eintheilung der Zeit, bequeme Einrichtun- gen im Stalle in Anſehung des Aufſteckens des Futters, und der Reinigung der Staͤlle ſind. Und geſetzt auch, daß das Maͤhen und Herbeyſchaffen des gruͤnen Futters eine oder die andere Hand oder Thier mehr erforderte, ſo kann dieſes durch gute Einrichtung, durch Anſaͤung kuͤnſtlicher Futterkraͤuter, die mehr naͤhren, als bloſes ſchlechtes Gras, und durch die Vortheile, die die Stallfuͤtterung wirklich ſchaft, und vor dem Austreiben voraus hat, erſetzt werden. Der entzogene Genuß der freyen Luft, ſo wie der Mangel an Bewegung laſſen ſich leicht erſetzen, ſie koͤnnen in Schranken auf dem Miſthofe ſeyn, oder ſonſt auf einen gewiſſen in der Naͤhe dazu beſtimmten Platz auf einige Stunden, oder an die Traͤnke getrieben werden. Den Mangel an Wieſen, den man zuweilen auch als eine Hin- derung angiebt, muß die Polizey erſetzen, denn durch kuͤnſtliches Futter iſt der Erſatz ſehr leicht. Noch mehr aber wird die Stallfuͤtterung ge- winnen, wenn man die Vortheile betrachtet, die dieſelbe gewaͤhret. Der Duͤnger wird dadurch ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/286
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/286>, abgerufen am 25.04.2024.