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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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comptoir giebt den Seidenmanufacturisten eine
Vergütung von 8 oder 6 Procent des innern
Werths der verfertigten Seide.

Um das Jahr 1730 legte der Schutzjude
David Prager in Potsdam eine Sammetma-
nufactur an: er verschrieb dazu zwey Schwei-
zer und einen Leipziger Seidenweber Hollinger,
der die Manufactur völlig in Stand setzte; ein
Beweis, daß die Seidenmanufacturen in Sach-
sen eher blüheten, ob man gleich in Sachsen
um diese Zeiten noch keine Spuren von großen
Maulbeerpflanzungen und Seidenzucht findet.
Zu gleicher Zeit errichtete ein Refugier Bour-
guignon eine Seidenmanufactur zu Berlin.
Der jetzige König beförderte sonderlich den Sei-
denbau durch viele Edikte. Er ließ Planteurs
zur Maulbeer- und Seidenzucht verschreiben,
gab ihnen Pensionen, und übergab ihnen
Kinder aus Waisenhäusern, welche sie in Pflan-
zung der Bäume und Wartung der Würmer
unterrichten mußten. Auch werden jährlich
Eyer und Maulbeersaamen sowohl aus der
Fremde verschrieben, als auch einheimische an
diejenigen, die Lust dazu haben, vertheilt, be-
sonders an die Prediger und Küster auf dem
Lande, von denen auch die, welche die meiste
Seide ziehen, Preise erhalten; und noch neuer-
lich theilte der verdienstvolle Minister von Herz-
berg dergleichen aus. Durch diese Ermunte-
rungen hat sich der Seidenbau in dem Bran-
denburgischen sehr ausgebreitet. Schon in den

Jahren

comptoir giebt den Seidenmanufacturiſten eine
Verguͤtung von 8 oder 6 Procent des innern
Werths der verfertigten Seide.

Um das Jahr 1730 legte der Schutzjude
David Prager in Potsdam eine Sammetma-
nufactur an: er verſchrieb dazu zwey Schwei-
zer und einen Leipziger Seidenweber Hollinger,
der die Manufactur voͤllig in Stand ſetzte; ein
Beweis, daß die Seidenmanufacturen in Sach-
ſen eher bluͤheten, ob man gleich in Sachſen
um dieſe Zeiten noch keine Spuren von großen
Maulbeerpflanzungen und Seidenzucht findet.
Zu gleicher Zeit errichtete ein Refugier Bour-
guignon eine Seidenmanufactur zu Berlin.
Der jetzige Koͤnig befoͤrderte ſonderlich den Sei-
denbau durch viele Edikte. Er ließ Planteurs
zur Maulbeer- und Seidenzucht verſchreiben,
gab ihnen Penſionen, und uͤbergab ihnen
Kinder aus Waiſenhaͤuſern, welche ſie in Pflan-
zung der Baͤume und Wartung der Wuͤrmer
unterrichten mußten. Auch werden jaͤhrlich
Eyer und Maulbeerſaamen ſowohl aus der
Fremde verſchrieben, als auch einheimiſche an
diejenigen, die Luſt dazu haben, vertheilt, be-
ſonders an die Prediger und Kuͤſter auf dem
Lande, von denen auch die, welche die meiſte
Seide ziehen, Preiſe erhalten; und noch neuer-
lich theilte der verdienſtvolle Miniſter von Herz-
berg dergleichen aus. Durch dieſe Ermunte-
rungen hat ſich der Seidenbau in dem Bran-
denburgiſchen ſehr ausgebreitet. Schon in den

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[290/0316] comptoir giebt den Seidenmanufacturiſten eine Verguͤtung von 8 oder 6 Procent des innern Werths der verfertigten Seide. Um das Jahr 1730 legte der Schutzjude David Prager in Potsdam eine Sammetma- nufactur an: er verſchrieb dazu zwey Schwei- zer und einen Leipziger Seidenweber Hollinger, der die Manufactur voͤllig in Stand ſetzte; ein Beweis, daß die Seidenmanufacturen in Sach- ſen eher bluͤheten, ob man gleich in Sachſen um dieſe Zeiten noch keine Spuren von großen Maulbeerpflanzungen und Seidenzucht findet. Zu gleicher Zeit errichtete ein Refugier Bour- guignon eine Seidenmanufactur zu Berlin. Der jetzige Koͤnig befoͤrderte ſonderlich den Sei- denbau durch viele Edikte. Er ließ Planteurs zur Maulbeer- und Seidenzucht verſchreiben, gab ihnen Penſionen, und uͤbergab ihnen Kinder aus Waiſenhaͤuſern, welche ſie in Pflan- zung der Baͤume und Wartung der Wuͤrmer unterrichten mußten. Auch werden jaͤhrlich Eyer und Maulbeerſaamen ſowohl aus der Fremde verſchrieben, als auch einheimiſche an diejenigen, die Luſt dazu haben, vertheilt, be- ſonders an die Prediger und Kuͤſter auf dem Lande, von denen auch die, welche die meiſte Seide ziehen, Preiſe erhalten; und noch neuer- lich theilte der verdienſtvolle Miniſter von Herz- berg dergleichen aus. Durch dieſe Ermunte- rungen hat ſich der Seidenbau in dem Bran- denburgiſchen ſehr ausgebreitet. Schon in den Jahren

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/316>, abgerufen am 28.03.2024.