Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeidler dem Churfürsten jährlich einen gewissen
Zins für die Bienen in den Wäldern erlegen
müßten. Er nennt die Gegenden, wo die Wald-
bienenzucht blühete, und giebt sonderlich den Ort
Fürstenwalde, Storkow, Köpenik, Beßkow,
und die da umherliegenden Gegenden an. Sie
hielten jährlich ihre Versammlung zu Kihnbaum
jenseits Lutenberge, am Sonntage nach Bern-
hardi. Sie lieferten daselbst die Abgaben an
den Churfürsten ab, welche in vier Tonnen Ho-
nig, oder statt dessen, wenn sie ihn nicht lie-
fern konnten, in sechs und dreyßig Thalern be-
standen. Sie hielten ihr Zeidelgerichte, worinne
sie über Zeidelverbrechen urtheilten.

Die
ganze Heyde hat, der giebt es ganz. Um 8, 9,
10 Schock kann man eine ganze Heyde kaufen.
§. 4. Es hat auch ein jeder Macht zwölf
neue Beuten auszuhauen, doch muß solches mit
Bewußt und Bewilligung des Heydereuters ge-
schehen. Es taugen aber nicht alle Bäume dar-
zu; die rindfellig und nicht fein dichte sind, die
nehmen sie nicht dazu. Hier hat man die Bie-
nen in Wäldern in eitel Fichten- oder Kühnbäu-
men. Ich habe auch Bienen in hohlen Nußbäu-
men wohnen gesehen. Sie nehmen feine gera-
de Kühnbäume darzu, die im Walde allein ste-
hen, da andre Bäume nicht hart dran seyn, da-
mit die Bienen ihren Flug haben können. Alle
Aeste hauen sie fein glatt und hart an den Bäu-
men ab, von unten auf bis fast oben an; und
in die Mitte des Baumes machen sie die Ben-
ten, und solches um der Diebe und Bäre willen.
X 2

Zeidler dem Churfuͤrſten jaͤhrlich einen gewiſſen
Zins fuͤr die Bienen in den Waͤldern erlegen
muͤßten. Er nennt die Gegenden, wo die Wald-
bienenzucht bluͤhete, und giebt ſonderlich den Ort
Fuͤrſtenwalde, Storkow, Koͤpenik, Beßkow,
und die da umherliegenden Gegenden an. Sie
hielten jaͤhrlich ihre Verſammlung zu Kihnbaum
jenſeits Lutenberge, am Sonntage nach Bern-
hardi. Sie lieferten daſelbſt die Abgaben an
den Churfuͤrſten ab, welche in vier Tonnen Ho-
nig, oder ſtatt deſſen, wenn ſie ihn nicht lie-
fern konnten, in ſechs und dreyßig Thalern be-
ſtanden. Sie hielten ihr Zeidelgerichte, worinne
ſie uͤber Zeidelverbrechen urtheilten.

Die
ganze Heyde hat, der giebt es ganz. Um 8, 9,
10 Schock kann man eine ganze Heyde kaufen.
§. 4. Es hat auch ein jeder Macht zwoͤlf
neue Beuten auszuhauen, doch muß ſolches mit
Bewußt und Bewilligung des Heydereuters ge-
ſchehen. Es taugen aber nicht alle Baͤume dar-
zu; die rindfellig und nicht fein dichte ſind, die
nehmen ſie nicht dazu. Hier hat man die Bie-
nen in Waͤldern in eitel Fichten- oder Kuͤhnbaͤu-
men. Ich habe auch Bienen in hohlen Nußbaͤu-
men wohnen geſehen. Sie nehmen feine gera-
de Kuͤhnbaͤume darzu, die im Walde allein ſte-
hen, da andre Baͤume nicht hart dran ſeyn, da-
mit die Bienen ihren Flug haben koͤnnen. Alle
Aeſte hauen ſie fein glatt und hart an den Baͤu-
men ab, von unten auf bis faſt oben an; und
in die Mitte des Baumes machen ſie die Ben-
ten, und ſolches um der Diebe und Baͤre willen.
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0349" n="323"/>
Zeidler dem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten ja&#x0364;hrlich einen gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Zins fu&#x0364;r die Bienen in den Wa&#x0364;ldern erlegen<lb/>
mu&#x0364;ßten. Er nennt die Gegenden, wo die Wald-<lb/>
bienenzucht blu&#x0364;hete, und giebt &#x017F;onderlich den Ort<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tenwalde, Storkow, Ko&#x0364;penik, Beßkow,<lb/>
und die da umherliegenden Gegenden an. Sie<lb/>
hielten ja&#x0364;hrlich ihre Ver&#x017F;ammlung zu Kihnbaum<lb/>
jen&#x017F;eits Lutenberge, am Sonntage nach Bern-<lb/>
hardi. Sie lieferten da&#x017F;elb&#x017F;t die Abgaben an<lb/>
den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten ab, welche in vier Tonnen Ho-<lb/>
nig, oder &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en, wenn &#x017F;ie ihn nicht lie-<lb/>
fern konnten, in &#x017F;echs und dreyßig Thalern be-<lb/>
&#x017F;tanden. Sie hielten ihr Zeidelgerichte, worinne<lb/>
&#x017F;ie u&#x0364;ber Zeidelverbrechen urtheilten.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">X 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          <p>
            <note xml:id="seg2pn_25_3" prev="#seg2pn_25_2" place="foot" n="n)">ganze Heyde hat, der giebt es ganz. Um 8, 9,<lb/>
10 Schock kann man eine ganze Heyde kaufen.<lb/>
§. 4. Es hat auch ein jeder Macht zwo&#x0364;lf<lb/>
neue Beuten auszuhauen, doch muß &#x017F;olches mit<lb/>
Bewußt und Bewilligung des Heydereuters ge-<lb/>
&#x017F;chehen. Es taugen aber nicht alle Ba&#x0364;ume dar-<lb/>
zu; die rindfellig und nicht fein dichte &#x017F;ind, die<lb/>
nehmen &#x017F;ie nicht dazu. Hier hat man die Bie-<lb/>
nen in Wa&#x0364;ldern in eitel Fichten- oder Ku&#x0364;hnba&#x0364;u-<lb/>
men. Ich habe auch Bienen in hohlen Nußba&#x0364;u-<lb/>
men wohnen ge&#x017F;ehen. Sie nehmen feine gera-<lb/>
de Ku&#x0364;hnba&#x0364;ume darzu, die im Walde allein &#x017F;te-<lb/>
hen, da andre Ba&#x0364;ume nicht hart dran &#x017F;eyn, da-<lb/>
mit die Bienen ihren Flug haben ko&#x0364;nnen. Alle<lb/>
Ae&#x017F;te hauen &#x017F;ie fein glatt und hart an den Ba&#x0364;u-<lb/>
men ab, von unten auf bis fa&#x017F;t oben an; und<lb/>
in die Mitte des Baumes machen &#x017F;ie die Ben-<lb/>
ten, und &#x017F;olches um der Diebe und Ba&#x0364;re willen.</note>
          </p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0349] Zeidler dem Churfuͤrſten jaͤhrlich einen gewiſſen Zins fuͤr die Bienen in den Waͤldern erlegen muͤßten. Er nennt die Gegenden, wo die Wald- bienenzucht bluͤhete, und giebt ſonderlich den Ort Fuͤrſtenwalde, Storkow, Koͤpenik, Beßkow, und die da umherliegenden Gegenden an. Sie hielten jaͤhrlich ihre Verſammlung zu Kihnbaum jenſeits Lutenberge, am Sonntage nach Bern- hardi. Sie lieferten daſelbſt die Abgaben an den Churfuͤrſten ab, welche in vier Tonnen Ho- nig, oder ſtatt deſſen, wenn ſie ihn nicht lie- fern konnten, in ſechs und dreyßig Thalern be- ſtanden. Sie hielten ihr Zeidelgerichte, worinne ſie uͤber Zeidelverbrechen urtheilten. Die n) n) ganze Heyde hat, der giebt es ganz. Um 8, 9, 10 Schock kann man eine ganze Heyde kaufen. §. 4. Es hat auch ein jeder Macht zwoͤlf neue Beuten auszuhauen, doch muß ſolches mit Bewußt und Bewilligung des Heydereuters ge- ſchehen. Es taugen aber nicht alle Baͤume dar- zu; die rindfellig und nicht fein dichte ſind, die nehmen ſie nicht dazu. Hier hat man die Bie- nen in Waͤldern in eitel Fichten- oder Kuͤhnbaͤu- men. Ich habe auch Bienen in hohlen Nußbaͤu- men wohnen geſehen. Sie nehmen feine gera- de Kuͤhnbaͤume darzu, die im Walde allein ſte- hen, da andre Baͤume nicht hart dran ſeyn, da- mit die Bienen ihren Flug haben koͤnnen. Alle Aeſte hauen ſie fein glatt und hart an den Baͤu- men ab, von unten auf bis faſt oben an; und in die Mitte des Baumes machen ſie die Ben- ten, und ſolches um der Diebe und Baͤre willen. X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/349
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/349>, abgerufen am 24.04.2024.