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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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Winterfutter ist, angaben, waren vornehmlich
folgende: abgesottener und geschäumter Zucker,
süsses ungehopftes Bier, Syrup, der ihnen
aber schädlich ist, und den sie gar nicht anneh-
men, Rahm von süsser Milch, Wacholdersaft,
Rübensaft, Pflaumensaft, Maulbeersaft, Bir-
kensaft, Möhrensaft, mit welchem man, wie
mit dem Syrup, fruchtlose und kostbare Ver-
suche angestellt. Man versuchte auch nach dem
Vorschlage des Hrn. Pf. Kalms klar geriebe-
nes Küchensalz, und andere vegetabilische Sal-
ze. Zucker allein und lange zur Fütterung ge-
braucht, ist völlig ungesund und schädlich, weil
die kalkiche Lauge, die ihm fest macht, ihre
Eingeweide zernagt, und eine Schärfe verur-
sacht. Indeß kann man doch diese Art zu füt-
tern dadurch verbessern, daß man Hamburger
Zucker statt des Berliner nimmt, und zwar auf
2 Pf. 1 Dresdner Kanne Wasser, läßt es 1/4
Stunde aufsieden, nimmt den Schaum ab, und
thut das Weisse von einem frischen Ey hinein,
welches den Kalk an sich zieht. Zwey Pfund
solchen Zuckers geben 2 Kannen Bienenfutter.
Einige thun wöchentlich 1 Löffel guten spa-
nischen Wein in die Fütterung, andere thun
Fenchel hinein, wodurch die Bienen noch mehr
angereizt worden. Der Cammerherr von Ro-
dewitz vermuthet nicht ohne Grund, daß man
weißen Zuckercandi noch sicherer brauchen könne,
weil ihm die vielen schädlichen kalkartigen Thei-
le fehlen. Hr. Schlacht erhielt seine Bienen

mit

Winterfutter iſt, angaben, waren vornehmlich
folgende: abgeſottener und geſchaͤumter Zucker,
ſuͤſſes ungehopftes Bier, Syrup, der ihnen
aber ſchaͤdlich iſt, und den ſie gar nicht anneh-
men, Rahm von ſuͤſſer Milch, Wacholderſaft,
Ruͤbenſaft, Pflaumenſaft, Maulbeerſaft, Bir-
kenſaft, Moͤhrenſaft, mit welchem man, wie
mit dem Syrup, fruchtloſe und koſtbare Ver-
ſuche angeſtellt. Man verſuchte auch nach dem
Vorſchlage des Hrn. Pf. Kalms klar geriebe-
nes Kuͤchenſalz, und andere vegetabiliſche Sal-
ze. Zucker allein und lange zur Fuͤtterung ge-
braucht, iſt voͤllig ungeſund und ſchaͤdlich, weil
die kalkiche Lauge, die ihm feſt macht, ihre
Eingeweide zernagt, und eine Schaͤrfe verur-
ſacht. Indeß kann man doch dieſe Art zu fuͤt-
tern dadurch verbeſſern, daß man Hamburger
Zucker ſtatt des Berliner nimmt, und zwar auf
2 Pf. 1 Dresdner Kanne Waſſer, laͤßt es ¼
Stunde aufſieden, nimmt den Schaum ab, und
thut das Weiſſe von einem friſchen Ey hinein,
welches den Kalk an ſich zieht. Zwey Pfund
ſolchen Zuckers geben 2 Kannen Bienenfutter.
Einige thun woͤchentlich 1 Loͤffel guten ſpa-
niſchen Wein in die Fuͤtterung, andere thun
Fenchel hinein, wodurch die Bienen noch mehr
angereizt worden. Der Cammerherr von Ro-
dewitz vermuthet nicht ohne Grund, daß man
weißen Zuckercandi noch ſicherer brauchen koͤnne,
weil ihm die vielen ſchaͤdlichen kalkartigen Thei-
le fehlen. Hr. Schlacht erhielt ſeine Bienen

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[438/0464] Winterfutter iſt, angaben, waren vornehmlich folgende: abgeſottener und geſchaͤumter Zucker, ſuͤſſes ungehopftes Bier, Syrup, der ihnen aber ſchaͤdlich iſt, und den ſie gar nicht anneh- men, Rahm von ſuͤſſer Milch, Wacholderſaft, Ruͤbenſaft, Pflaumenſaft, Maulbeerſaft, Bir- kenſaft, Moͤhrenſaft, mit welchem man, wie mit dem Syrup, fruchtloſe und koſtbare Ver- ſuche angeſtellt. Man verſuchte auch nach dem Vorſchlage des Hrn. Pf. Kalms klar geriebe- nes Kuͤchenſalz, und andere vegetabiliſche Sal- ze. Zucker allein und lange zur Fuͤtterung ge- braucht, iſt voͤllig ungeſund und ſchaͤdlich, weil die kalkiche Lauge, die ihm feſt macht, ihre Eingeweide zernagt, und eine Schaͤrfe verur- ſacht. Indeß kann man doch dieſe Art zu fuͤt- tern dadurch verbeſſern, daß man Hamburger Zucker ſtatt des Berliner nimmt, und zwar auf 2 Pf. 1 Dresdner Kanne Waſſer, laͤßt es ¼ Stunde aufſieden, nimmt den Schaum ab, und thut das Weiſſe von einem friſchen Ey hinein, welches den Kalk an ſich zieht. Zwey Pfund ſolchen Zuckers geben 2 Kannen Bienenfutter. Einige thun woͤchentlich 1 Loͤffel guten ſpa- niſchen Wein in die Fuͤtterung, andere thun Fenchel hinein, wodurch die Bienen noch mehr angereizt worden. Der Cammerherr von Ro- dewitz vermuthet nicht ohne Grund, daß man weißen Zuckercandi noch ſicherer brauchen koͤnne, weil ihm die vielen ſchaͤdlichen kalkartigen Thei- le fehlen. Hr. Schlacht erhielt ſeine Bienen mit

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/464>, abgerufen am 29.03.2024.