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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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maßen zum Besten der Religion unternähme,
werde mit Segen vom Himmel für allem andern
vorzüglich begleitet, und es verbreite seinen Se-
gen auf alle übrige Geschäfte; daher wurden die
ungeheuern Gebäude den Klöstern so leicht, weil
alles willig daran arbeitete, um sich diese Arbeit
als ein Verdienst um den Himmel anzurechnen;
aus dieser Rücksicht wurden auch die Naturalze-
henden, die man an die Kirchen, Klöster und
Geistlichen lieferte, so leicht und so wenig drückend,
und hinderten das Geschäft nicht, sondern beför-
derten es dadurch, daß sie den Betrieb desselben
nothwendig und zu einer Quelle voll Segen des
Himmels machten. Hierzu kam noch die gerin
ge und kleine Geldmasse, die in den mittlern Zei-
ten vorhanden war, und daß vermöge dieser Ver-
hältnisse das Geld nicht so wichtig war, da man
noch viel tauschte; der Fruchtreichthum war leich-
ter zu erwerben, und hieng mehr von den Ein-
zelnen selbst ab, als die Erwerbung des Geld-
reichthums, wobey so viele zusammen wirken
müssen. Hierzu kam, daß der Stand der Zeh-
renden häufig stärker war, als der Stand der
Nährenden, welches in den damaligen Zeiten bey
geringer Geldmasse, und bey dem Tauschhandel
und den bey diesen Umständen noch nicht so noth-
wendigen schnellen Geldumlause, wozu noch die
wenigern Bedürfnisse kamen, in Erwägung kom-
men muß. Diese Naturalzinsen dauerten im
16ten und folgenden Jahrhunderte immer noch
fort. Die Untersuchungen über die Einführung

dieser

maßen zum Beſten der Religion unternaͤhme,
werde mit Segen vom Himmel fuͤr allem andern
vorzuͤglich begleitet, und es verbreite ſeinen Se-
gen auf alle uͤbrige Geſchaͤfte; daher wurden die
ungeheuern Gebaͤude den Kloͤſtern ſo leicht, weil
alles willig daran arbeitete, um ſich dieſe Arbeit
als ein Verdienſt um den Himmel anzurechnen;
aus dieſer Ruͤckſicht wurden auch die Naturalze-
henden, die man an die Kirchen, Kloͤſter und
Geiſtlichen lieferte, ſo leicht und ſo wenig druͤckend,
und hinderten das Geſchaͤft nicht, ſondern befoͤr-
derten es dadurch, daß ſie den Betrieb deſſelben
nothwendig und zu einer Quelle voll Segen des
Himmels machten. Hierzu kam noch die gerin
ge und kleine Geldmaſſe, die in den mittlern Zei-
ten vorhanden war, und daß vermoͤge dieſer Ver-
haͤltniſſe das Geld nicht ſo wichtig war, da man
noch viel tauſchte; der Fruchtreichthum war leich-
ter zu erwerben, und hieng mehr von den Ein-
zelnen ſelbſt ab, als die Erwerbung des Geld-
reichthums, wobey ſo viele zuſammen wirken
muͤſſen. Hierzu kam, daß der Stand der Zeh-
renden haͤufig ſtaͤrker war, als der Stand der
Naͤhrenden, welches in den damaligen Zeiten bey
geringer Geldmaſſe, und bey dem Tauſchhandel
und den bey dieſen Umſtaͤnden noch nicht ſo noth-
wendigen ſchnellen Geldumlauſe, wozu noch die
wenigern Beduͤrfniſſe kamen, in Erwaͤgung kom-
men muß. Dieſe Naturalzinſen dauerten im
16ten und folgenden Jahrhunderte immer noch
fort. Die Unterſuchungen uͤber die Einfuͤhrung

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[468/0494] maßen zum Beſten der Religion unternaͤhme, werde mit Segen vom Himmel fuͤr allem andern vorzuͤglich begleitet, und es verbreite ſeinen Se- gen auf alle uͤbrige Geſchaͤfte; daher wurden die ungeheuern Gebaͤude den Kloͤſtern ſo leicht, weil alles willig daran arbeitete, um ſich dieſe Arbeit als ein Verdienſt um den Himmel anzurechnen; aus dieſer Ruͤckſicht wurden auch die Naturalze- henden, die man an die Kirchen, Kloͤſter und Geiſtlichen lieferte, ſo leicht und ſo wenig druͤckend, und hinderten das Geſchaͤft nicht, ſondern befoͤr- derten es dadurch, daß ſie den Betrieb deſſelben nothwendig und zu einer Quelle voll Segen des Himmels machten. Hierzu kam noch die gerin ge und kleine Geldmaſſe, die in den mittlern Zei- ten vorhanden war, und daß vermoͤge dieſer Ver- haͤltniſſe das Geld nicht ſo wichtig war, da man noch viel tauſchte; der Fruchtreichthum war leich- ter zu erwerben, und hieng mehr von den Ein- zelnen ſelbſt ab, als die Erwerbung des Geld- reichthums, wobey ſo viele zuſammen wirken muͤſſen. Hierzu kam, daß der Stand der Zeh- renden haͤufig ſtaͤrker war, als der Stand der Naͤhrenden, welches in den damaligen Zeiten bey geringer Geldmaſſe, und bey dem Tauſchhandel und den bey dieſen Umſtaͤnden noch nicht ſo noth- wendigen ſchnellen Geldumlauſe, wozu noch die wenigern Beduͤrfniſſe kamen, in Erwaͤgung kom- men muß. Dieſe Naturalzinſen dauerten im 16ten und folgenden Jahrhunderte immer noch fort. Die Unterſuchungen uͤber die Einfuͤhrung dieſer

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/494>, abgerufen am 29.03.2024.