Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

mete auf einmal alles in ökonomischen Beschäffti-
gungen; alles sprach von Oekonomie. Zudem
erwachten die Höfe aus einigen politischen Irthü-
mern, und vergaßen, daß nicht von dem chimä-
rischen Gleichgewicht noch von bloßen hinterlisti-
gen Negotiationen der Cabinette das Glück der
Nationen abhänge, sondern daß innere Stärke
des Landes ein festerer Grund zur Unabhängigkeit
der Völker von einander und zu ihrer äußern Stär-
ke sey, als jene so scheinbaren Mittel. Man sa-
he ein, daß das Manufaktursystem selten glück-
lich sey, wenn man die Produkte nicht im Lande
habe, und daß es von dem andern Volk, das
diese liefert, so sehr abhienge.

Indessen arbeiteten die Gelehrten dieses Jahr-
hunderts unermüdet fort, durch Versuche und
glückliche Entdeckungen die Oekonomie zu berei-
chern, und die Hülfswissenschaften, die Natur-
lehre, Naturgeschichte, Chemie, Mathematik in
allen ihren Theilen mehr für die Oekonomie zu
bearbeiten, zu benutzen und anzuwenden. Die
Botanik wendeten sonderlich auf die Oekonomie
an in Deutschland der Hr. Hofr. Schreber, Gle-
ditsch, Beckmann, Succov, Gmelin; und es ent-
stund sogar eine botanische Gesellschaft zu Ham-
burg. Man benutzte die Zoologie mehr für die
Oekonomie, und gab dadurch der ökonomischen
Zoologie ihr Daseyn, worinnen aber dem Fleiße
der Gelehrten noch ein ungeheures Feld offen ste-
het, ehe sie die Verhältnisse der Thiere sowohl zur
Oekonomie als auch die ökonomischen Verhält-

nisse

mete auf einmal alles in oͤkonomiſchen Beſchaͤffti-
gungen; alles ſprach von Oekonomie. Zudem
erwachten die Hoͤfe aus einigen politiſchen Irthuͤ-
mern, und vergaßen, daß nicht von dem chimaͤ-
riſchen Gleichgewicht noch von bloßen hinterliſti-
gen Negotiationen der Cabinette das Gluͤck der
Nationen abhaͤnge, ſondern daß innere Staͤrke
des Landes ein feſterer Grund zur Unabhaͤngigkeit
der Voͤlker von einander und zu ihrer aͤußern Staͤr-
ke ſey, als jene ſo ſcheinbaren Mittel. Man ſa-
he ein, daß das Manufakturſyſtem ſelten gluͤck-
lich ſey, wenn man die Produkte nicht im Lande
habe, und daß es von dem andern Volk, das
dieſe liefert, ſo ſehr abhienge.

Indeſſen arbeiteten die Gelehrten dieſes Jahr-
hunderts unermuͤdet fort, durch Verſuche und
gluͤckliche Entdeckungen die Oekonomie zu berei-
chern, und die Huͤlfswiſſenſchaften, die Natur-
lehre, Naturgeſchichte, Chemie, Mathematik in
allen ihren Theilen mehr fuͤr die Oekonomie zu
bearbeiten, zu benutzen und anzuwenden. Die
Botanik wendeten ſonderlich auf die Oekonomie
an in Deutſchland der Hr. Hofr. Schreber, Gle-
ditſch, Beckmann, Succov, Gmelin; und es ent-
ſtund ſogar eine botaniſche Geſellſchaft zu Ham-
burg. Man benutzte die Zoologie mehr fuͤr die
Oekonomie, und gab dadurch der oͤkonomiſchen
Zoologie ihr Daſeyn, worinnen aber dem Fleiße
der Gelehrten noch ein ungeheures Feld offen ſte-
het, ehe ſie die Verhaͤltniſſe der Thiere ſowohl zur
Oekonomie als auch die oͤkonomiſchen Verhaͤlt-

niſſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0069" n="43"/>
mete auf einmal alles in o&#x0364;konomi&#x017F;chen Be&#x017F;cha&#x0364;ffti-<lb/>
gungen; alles &#x017F;prach von Oekonomie. Zudem<lb/>
erwachten die Ho&#x0364;fe aus einigen politi&#x017F;chen Irthu&#x0364;-<lb/>
mern, und vergaßen, daß nicht von dem chima&#x0364;-<lb/>
ri&#x017F;chen Gleichgewicht noch von bloßen hinterli&#x017F;ti-<lb/>
gen Negotiationen der Cabinette das Glu&#x0364;ck der<lb/>
Nationen abha&#x0364;nge, &#x017F;ondern daß innere Sta&#x0364;rke<lb/>
des Landes ein fe&#x017F;terer Grund zur Unabha&#x0364;ngigkeit<lb/>
der Vo&#x0364;lker von einander und zu ihrer a&#x0364;ußern Sta&#x0364;r-<lb/>
ke &#x017F;ey, als jene &#x017F;o &#x017F;cheinbaren Mittel. Man &#x017F;a-<lb/>
he ein, daß das Manufaktur&#x017F;y&#x017F;tem &#x017F;elten glu&#x0364;ck-<lb/>
lich &#x017F;ey, wenn man die Produkte nicht im Lande<lb/>
habe, und daß es von dem andern Volk, das<lb/>
die&#x017F;e liefert, &#x017F;o &#x017F;ehr abhienge.</p><lb/>
        <p>Inde&#x017F;&#x017F;en arbeiteten die Gelehrten die&#x017F;es Jahr-<lb/>
hunderts unermu&#x0364;det fort, durch Ver&#x017F;uche und<lb/>
glu&#x0364;ckliche Entdeckungen die Oekonomie zu berei-<lb/>
chern, und die Hu&#x0364;lfswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, die Natur-<lb/>
lehre, Naturge&#x017F;chichte, Chemie, Mathematik in<lb/>
allen ihren Theilen mehr fu&#x0364;r die Oekonomie zu<lb/>
bearbeiten, zu benutzen und anzuwenden. Die<lb/>
Botanik wendeten &#x017F;onderlich auf die Oekonomie<lb/>
an in Deut&#x017F;chland der Hr. Hofr. Schreber, Gle-<lb/>
dit&#x017F;ch, Beckmann, Succov, Gmelin; und es ent-<lb/>
&#x017F;tund &#x017F;ogar eine botani&#x017F;che Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu Ham-<lb/>
burg. Man benutzte die Zoologie mehr fu&#x0364;r die<lb/>
Oekonomie, und gab dadurch der o&#x0364;konomi&#x017F;chen<lb/>
Zoologie ihr Da&#x017F;eyn, worinnen aber dem Fleiße<lb/>
der Gelehrten noch ein ungeheures Feld offen &#x017F;te-<lb/>
het, ehe &#x017F;ie die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der Thiere &#x017F;owohl zur<lb/>
Oekonomie als auch die o&#x0364;konomi&#x017F;chen Verha&#x0364;lt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ni&#x017F;&#x017F;e</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0069] mete auf einmal alles in oͤkonomiſchen Beſchaͤffti- gungen; alles ſprach von Oekonomie. Zudem erwachten die Hoͤfe aus einigen politiſchen Irthuͤ- mern, und vergaßen, daß nicht von dem chimaͤ- riſchen Gleichgewicht noch von bloßen hinterliſti- gen Negotiationen der Cabinette das Gluͤck der Nationen abhaͤnge, ſondern daß innere Staͤrke des Landes ein feſterer Grund zur Unabhaͤngigkeit der Voͤlker von einander und zu ihrer aͤußern Staͤr- ke ſey, als jene ſo ſcheinbaren Mittel. Man ſa- he ein, daß das Manufakturſyſtem ſelten gluͤck- lich ſey, wenn man die Produkte nicht im Lande habe, und daß es von dem andern Volk, das dieſe liefert, ſo ſehr abhienge. Indeſſen arbeiteten die Gelehrten dieſes Jahr- hunderts unermuͤdet fort, durch Verſuche und gluͤckliche Entdeckungen die Oekonomie zu berei- chern, und die Huͤlfswiſſenſchaften, die Natur- lehre, Naturgeſchichte, Chemie, Mathematik in allen ihren Theilen mehr fuͤr die Oekonomie zu bearbeiten, zu benutzen und anzuwenden. Die Botanik wendeten ſonderlich auf die Oekonomie an in Deutſchland der Hr. Hofr. Schreber, Gle- ditſch, Beckmann, Succov, Gmelin; und es ent- ſtund ſogar eine botaniſche Geſellſchaft zu Ham- burg. Man benutzte die Zoologie mehr fuͤr die Oekonomie, und gab dadurch der oͤkonomiſchen Zoologie ihr Daſeyn, worinnen aber dem Fleiße der Gelehrten noch ein ungeheures Feld offen ſte- het, ehe ſie die Verhaͤltniſſe der Thiere ſowohl zur Oekonomie als auch die oͤkonomiſchen Verhaͤlt- niſſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/69
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/69>, abgerufen am 23.04.2024.