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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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kannt gewesen zu seyn, denn es wird in dem
Hausbuche gesagt: Man solle bey Anlage ei-
nes Gartens, der nicht am Wasser liegt, auf
einen wohlverzierten Brunnen sehen, damit
man seine Kräuter, Blumen und Bäume im
Nothfall durch einen Durchschlag begießen
und besprengen könne n).

Unter die in der Gartenkunst merkwürdigen
Personen gehören nicht nur die Schriftsteller,
sondern auch geschickte und große Gärtner,
welche durch Erfindungen oder glückliche An-
lagen die Gartenkunst bereichert haben. Schon
die von Fugger erhoben ihre Gärten durch der-
gleichen geschickte Meister. So lebte auch zu
Augspurg, gegen Ende des siebenzehnten Jahr-
hundertes, Johann Friedrich Heinrich aus
Stuttgard gebürtig, dessen vornehmste Wis-
senschaft Blumen und Orangerie waren.
Durch den Handel der Deutschen, der noch
im 16ten Jahrhunderte sehr ansehnlich war,
kam der Geschmack an der Orangerie vorzüg-
lich nach Deutschland, so wie vielleicht über-
haupt die spanische Regierung auch hier in das
Gartenwesen einen wichtigern Einfluß gehabt,
als man gemeiniglich glaubt; überhaupt ist
ihr Einfluß in die deutschen Sitten, Mode,
Denkungsart und Charakter größer gewesen,
als es vielen scheint, und nicht genug bemerkt
ward, weil sie mit Carl V. bald wieder auf-

hörte,
n) S. l. c. p. 143.

kannt geweſen zu ſeyn, denn es wird in dem
Hausbuche geſagt: Man ſolle bey Anlage ei-
nes Gartens, der nicht am Waſſer liegt, auf
einen wohlverzierten Brunnen ſehen, damit
man ſeine Kraͤuter, Blumen und Baͤume im
Nothfall durch einen Durchſchlag begießen
und beſprengen koͤnne n).

Unter die in der Gartenkunſt merkwuͤrdigen
Perſonen gehoͤren nicht nur die Schriftſteller,
ſondern auch geſchickte und große Gaͤrtner,
welche durch Erfindungen oder gluͤckliche An-
lagen die Gartenkunſt bereichert haben. Schon
die von Fugger erhoben ihre Gaͤrten durch der-
gleichen geſchickte Meiſter. So lebte auch zu
Augſpurg, gegen Ende des ſiebenzehnten Jahr-
hundertes, Johann Friedrich Heinrich aus
Stuttgard gebuͤrtig, deſſen vornehmſte Wiſ-
ſenſchaft Blumen und Orangerie waren.
Durch den Handel der Deutſchen, der noch
im 16ten Jahrhunderte ſehr anſehnlich war,
kam der Geſchmack an der Orangerie vorzuͤg-
lich nach Deutſchland, ſo wie vielleicht uͤber-
haupt die ſpaniſche Regierung auch hier in das
Gartenweſen einen wichtigern Einfluß gehabt,
als man gemeiniglich glaubt; uͤberhaupt iſt
ihr Einfluß in die deutſchen Sitten, Mode,
Denkungsart und Charakter groͤßer geweſen,
als es vielen ſcheint, und nicht genug bemerkt
ward, weil ſie mit Carl V. bald wieder auf-

hoͤrte,
n) S. l. c. p. 143.
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[40/0050] kannt geweſen zu ſeyn, denn es wird in dem Hausbuche geſagt: Man ſolle bey Anlage ei- nes Gartens, der nicht am Waſſer liegt, auf einen wohlverzierten Brunnen ſehen, damit man ſeine Kraͤuter, Blumen und Baͤume im Nothfall durch einen Durchſchlag begießen und beſprengen koͤnne n). Unter die in der Gartenkunſt merkwuͤrdigen Perſonen gehoͤren nicht nur die Schriftſteller, ſondern auch geſchickte und große Gaͤrtner, welche durch Erfindungen oder gluͤckliche An- lagen die Gartenkunſt bereichert haben. Schon die von Fugger erhoben ihre Gaͤrten durch der- gleichen geſchickte Meiſter. So lebte auch zu Augſpurg, gegen Ende des ſiebenzehnten Jahr- hundertes, Johann Friedrich Heinrich aus Stuttgard gebuͤrtig, deſſen vornehmſte Wiſ- ſenſchaft Blumen und Orangerie waren. Durch den Handel der Deutſchen, der noch im 16ten Jahrhunderte ſehr anſehnlich war, kam der Geſchmack an der Orangerie vorzuͤg- lich nach Deutſchland, ſo wie vielleicht uͤber- haupt die ſpaniſche Regierung auch hier in das Gartenweſen einen wichtigern Einfluß gehabt, als man gemeiniglich glaubt; uͤberhaupt iſt ihr Einfluß in die deutſchen Sitten, Mode, Denkungsart und Charakter groͤßer geweſen, als es vielen ſcheint, und nicht genug bemerkt ward, weil ſie mit Carl V. bald wieder auf- hoͤrte, n) S. l. c. p. 143.

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/50>, abgerufen am 28.03.2024.