Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. VII. Capitul.
zu küssen, so offt beunruhiget werden. Diese Hof-
Täge sind auch als gewisse Dienst-Täge anzuse-
hen, an denen ihre Bedienten adelichen Standes
und Dero Familien, der Durchlauchtigsten Herr-
schafft ihre Unterthänigkeit bezeugen sollen.

§. 3. Die Staats-Assembleen werden an den-
jenigen Oertern gehalten, wo sich unterschiedene
Abgesandten, oder sonst grosse Ministri, der Staats-
Angelegenheiten wegen, aufzuhalten pflegen, als in
Regenspurg, oder an andern Oertern, bey Friedens-
Conferenzen u. s. w. damit diejenigen, die ihrer
Verrichtungen wegen mit einander zu sprechen ha-
ben, und einander bißweilen vergebens besuchen
würden, Gelegenheit finden, einander an einem ge-
wissen Orte beysammen zu sehen. Die Privat-
Assembleen
sind allenthalben, wo viel Leute zusam-
men kommen, denen die Zeit zu lang wird, die lieb-
haben die Gesellschafften, und zu mancherley Er-
götzlichkeiten, die sie sich gemeinschafftlich zu machen
pflegen, Zeit, Lust und Geld genug haben.

§. 4. Die ordentlichen und gewöhnlichen As-
sembleen
sind diejenigen, die so wohl an Höfen als
an andern Orten, zur Sommers-Zeit an den Oer-
tern der warmen Bäder und Gesundbrunnen, zur
Winters-Zeit aber in den grossen Städten an den
Tägen in der Woche gehalten werden, die einmahl
dazu bestimmt, und unter ihnen ausgemacht sind;
die ausserordentlichen aber, die zu einer andern Zeit
bey einigen Begebenheiten, die dazu Anlaß gegeben,
vorfallen. Also sind an denen Höfen ausserordentli-

che

II. Theil. VII. Capitul.
zu kuͤſſen, ſo offt beunruhiget werden. Dieſe Hof-
Taͤge ſind auch als gewiſſe Dienſt-Taͤge anzuſe-
hen, an denen ihre Bedienten adelichen Standes
und Dero Familien, der Durchlauchtigſten Herr-
ſchafft ihre Unterthaͤnigkeit bezeugen ſollen.

§. 3. Die Staats-Aſſembleen werden an den-
jenigen Oertern gehalten, wo ſich unterſchiedene
Abgeſandten, oder ſonſt groſſe Miniſtri, der Staats-
Angelegenheiten wegen, aufzuhalten pflegen, als in
Regenſpurg, oder an andern Oertern, bey Friedens-
Conferenzen u. ſ. w. damit diejenigen, die ihrer
Verrichtungen wegen mit einander zu ſprechen ha-
ben, und einander bißweilen vergebens beſuchen
wuͤrden, Gelegenheit finden, einander an einem ge-
wiſſen Orte beyſammen zu ſehen. Die Privat-
Aſſembleen
ſind allenthalben, wo viel Leute zuſam-
men kommen, denen die Zeit zu lang wird, die lieb-
haben die Geſellſchafften, und zu mancherley Er-
goͤtzlichkeiten, die ſie ſich gemeinſchafftlich zu machen
pflegen, Zeit, Luſt und Geld genug haben.

§. 4. Die ordentlichen und gewoͤhnlichen As-
ſembleen
ſind diejenigen, die ſo wohl an Hoͤfen als
an andern Orten, zur Sommers-Zeit an den Oer-
tern der warmen Baͤder und Geſundbrunnen, zur
Winters-Zeit aber in den groſſen Staͤdten an den
Taͤgen in der Woche gehalten werden, die einmahl
dazu beſtimmt, und unter ihnen ausgemacht ſind;
die auſſerordentlichen aber, die zu einer andern Zeit
bey einigen Begebenheiten, die dazu Anlaß gegeben,
vorfallen. Alſo ſind an denen Hoͤfen auſſerordentli-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0406" n="386"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o offt beunruhiget werden. Die&#x017F;e Hof-<lb/>
Ta&#x0364;ge &#x017F;ind auch als gewi&#x017F;&#x017F;e Dien&#x017F;t-Ta&#x0364;ge anzu&#x017F;e-<lb/>
hen, an denen ihre Bedienten adelichen Standes<lb/>
und Dero Familien, der Durchlauchtig&#x017F;ten Herr-<lb/>
&#x017F;chafft ihre Untertha&#x0364;nigkeit bezeugen &#x017F;ollen.</p><lb/>
        <p>§. 3. Die Staats-<hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;embleen</hi> werden an den-<lb/>
jenigen Oertern gehalten, wo &#x017F;ich unter&#x017F;chiedene<lb/>
Abge&#x017F;andten, oder &#x017F;on&#x017F;t gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tri,</hi> der Staats-<lb/>
Angelegenheiten wegen, aufzuhalten pflegen, als in<lb/>
Regen&#x017F;purg, oder an andern Oertern, bey Friedens-<lb/><hi rendition="#aq">Conferenz</hi>en u. &#x017F;. w. damit diejenigen, die ihrer<lb/>
Verrichtungen wegen mit einander zu &#x017F;prechen ha-<lb/>
ben, und einander bißweilen vergebens be&#x017F;uchen<lb/>
wu&#x0364;rden, Gelegenheit finden, einander an einem ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Orte bey&#x017F;ammen zu &#x017F;ehen. Die <hi rendition="#aq">Privat-<lb/>
A&#x017F;&#x017F;embleen</hi> &#x017F;ind allenthalben, wo viel Leute zu&#x017F;am-<lb/>
men kommen, denen die Zeit zu lang wird, die lieb-<lb/>
haben die Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften, und zu mancherley Er-<lb/>
go&#x0364;tzlichkeiten, die &#x017F;ie &#x017F;ich gemein&#x017F;chafftlich zu machen<lb/>
pflegen, Zeit, Lu&#x017F;t und Geld genug haben.</p><lb/>
        <p>§. 4. Die ordentlichen und gewo&#x0364;hnlichen <hi rendition="#aq">As-<lb/>
&#x017F;embleen</hi> &#x017F;ind diejenigen, die &#x017F;o wohl an Ho&#x0364;fen als<lb/>
an andern Orten, zur Sommers-Zeit an den Oer-<lb/>
tern der warmen Ba&#x0364;der und Ge&#x017F;undbrunnen, zur<lb/>
Winters-Zeit aber in den gro&#x017F;&#x017F;en Sta&#x0364;dten an den<lb/>
Ta&#x0364;gen in der Woche gehalten werden, die einmahl<lb/>
dazu be&#x017F;timmt, und unter ihnen ausgemacht &#x017F;ind;<lb/>
die au&#x017F;&#x017F;erordentlichen aber, die zu einer andern Zeit<lb/>
bey einigen Begebenheiten, die dazu Anlaß gegeben,<lb/>
vorfallen. Al&#x017F;o &#x017F;ind an denen Ho&#x0364;fen au&#x017F;&#x017F;erordentli-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[386/0406] II. Theil. VII. Capitul. zu kuͤſſen, ſo offt beunruhiget werden. Dieſe Hof- Taͤge ſind auch als gewiſſe Dienſt-Taͤge anzuſe- hen, an denen ihre Bedienten adelichen Standes und Dero Familien, der Durchlauchtigſten Herr- ſchafft ihre Unterthaͤnigkeit bezeugen ſollen. §. 3. Die Staats-Aſſembleen werden an den- jenigen Oertern gehalten, wo ſich unterſchiedene Abgeſandten, oder ſonſt groſſe Miniſtri, der Staats- Angelegenheiten wegen, aufzuhalten pflegen, als in Regenſpurg, oder an andern Oertern, bey Friedens- Conferenzen u. ſ. w. damit diejenigen, die ihrer Verrichtungen wegen mit einander zu ſprechen ha- ben, und einander bißweilen vergebens beſuchen wuͤrden, Gelegenheit finden, einander an einem ge- wiſſen Orte beyſammen zu ſehen. Die Privat- Aſſembleen ſind allenthalben, wo viel Leute zuſam- men kommen, denen die Zeit zu lang wird, die lieb- haben die Geſellſchafften, und zu mancherley Er- goͤtzlichkeiten, die ſie ſich gemeinſchafftlich zu machen pflegen, Zeit, Luſt und Geld genug haben. §. 4. Die ordentlichen und gewoͤhnlichen As- ſembleen ſind diejenigen, die ſo wohl an Hoͤfen als an andern Orten, zur Sommers-Zeit an den Oer- tern der warmen Baͤder und Geſundbrunnen, zur Winters-Zeit aber in den groſſen Staͤdten an den Taͤgen in der Woche gehalten werden, die einmahl dazu beſtimmt, und unter ihnen ausgemacht ſind; die auſſerordentlichen aber, die zu einer andern Zeit bey einigen Begebenheiten, die dazu Anlaß gegeben, vorfallen. Alſo ſind an denen Hoͤfen auſſerordentli- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/406
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/406>, abgerufen am 29.03.2024.