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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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N001
Auf dem zurückgelegten Wege war indessen der N002
Boden vortrefflich, er war schwarz und fest, in der N003
Nachbarschaft der Dörfer bebaut, sonst überall mit N004
hohem Krautwuchs bedeckt, zwischen welchem nur N005
einzelne Parthien von Birken und Pappeln standen. N006
Zwischem dem Wagai und dem Ischim schienen grosse N007
Strecken ganz roth gefärbt von dem Epilobium augu- N008
stifolium , das eben jetzt in schönster Blüthe stand; N009
andere hatten eine blaue Farbe von dem Delphinium N010
elatum, das eine bedeutende Höhe erreichte und ge- N011
drängt nebeneinander wucherte; auch die feuerrothe N012
Lychnis chalcedonica fand sich häufig. Die Bauern N013
schienen in den Dörfern wohlhabend zu sein, und be- N014
sonders fiel uns die Reinlichkeit und Nettigkeit ei- N015
ner Wohnung in dem Dorfe Ribina an dem Ajeff auf, N016
wo wir am Morgen des 26sten etwas verweilten. Die N017
Hitze war bei dem reinen unbewölkten Himmel sehr N018
bedeutend; wir hatten gewöhnlich des Mittags eine N019
Wärme von 24° R. und zuweilen noch darüber; auch N020
das Wasser der Flüsse war warm, die Temperatur N021
des Irtysch bei dem Kloster Abalak (am 24. Juli Mit- N022
tags, war 19°, die des Ik, eines kleinen linken Ne- N023
benflusses des Ischim (am 25. Juli Mittags), an der N024
Oberfläche 20°,9, in einer Tiefe von etwa 4 Fuss 19°,2, N025
bei einer Temperatur der Luft von 23°,4; das Wasser N026
des Ajeff hatte den 21sten Mittags eine Temperatur N027
von 19°,4 bei einer Temperatur der Luft von 24°,6 R. N028
Dagegen war das Wasser der Brunnen vermöge der N029
niedrigen Temperatur des Bodens von Sibirien sehr N030
kalt. In Backschewa, der ersten Station von Tobolsk, N031
hatte das Wasser eines ganz gewöhnlichen Ziehbrun- N032
nens, der ganz frei von Eis war, eine Temparatur N033
von 2° R., ein anderer in Ribina 2°,5. Aehnliche nie- N034
drige Temperaturen der Brunnen, so wie auch der N035
Quellen, fanden wir überall in Sibirien, was bei der N036
grossen Sonnenhitze für die Bewohner keine geringe N037
Annehmlichkeit ist.

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Auf dem zurückgelegten Wege war indessen der N002
Boden vortrefflich, er war schwarz und fest, in der N003
Nachbarschaft der Dörfer bebaut, sonst überall mit N004
hohem Krautwuchs bedeckt, zwischen welchem nur N005
einzelne Parthien von Birken und Pappeln standen. N006
Zwischem dem Wagai und dem Ischim schienen grosse N007
Strecken ganz roth gefärbt von dem Epilobium augu- N008
stifolium , das eben jetzt in schönster Blüthe stand; N009
andere hatten eine blaue Farbe von dem Delphinium N010
elatum, das eine bedeutende Höhe erreichte und ge- N011
drängt nebeneinander wucherte; auch die feuerrothe N012
Lychnis chalcedonica fand sich häufig. Die Bauern N013
schienen in den Dörfern wohlhabend zu sein, und be- N014
sonders fiel uns die Reinlichkeit und Nettigkeit ei- N015
ner Wohnung in dem Dorfe Ribina an dem Ajeff auf, N016
wo wir am Morgen des 26sten etwas verweilten. Die N017
Hitze war bei dem reinen unbewölkten Himmel sehr N018
bedeutend; wir hatten gewöhnlich des Mittags eine N019
Wärme von 24° R. und zuweilen noch darüber; auch N020
das Wasser der Flüsse war warm, die Temperatur N021
des Irtysch bei dem Kloster Abalak (am 24. Juli Mit- N022
tags, war 19°, die des Ik, eines kleinen linken Ne- N023
benflusses des Ischim (am 25. Juli Mittags), an der N024
Oberfläche 20°,9, in einer Tiefe von etwa 4 Fuss 19°,2, N025
bei einer Temperatur der Luft von 23°,4; das Wasser N026
des Ajeff hatte den 21sten Mittags eine Temperatur N027
von 19°,4 bei einer Temperatur der Luft von 24°,6 R. N028
Dagegen war das Wasser der Brunnen vermöge der N029
niedrigen Temperatur des Bodens von Sibirien sehr N030
kalt. In Backschewa, der ersten Station von Tobolsk, N031
hatte das Wasser eines ganz gewöhnlichen Ziehbrun- N032
nens, der ganz frei von Eis war, eine Temparatur N033
von 2° R., ein anderer in Ribina 2°,5. Aehnliche nie- N034
drige Temperaturen der Brunnen, so wie auch der N035
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[496/0530] N001 Auf dem zurückgelegten Wege war indessen der N002 Boden vortrefflich, er war schwarz und fest, in der N003 Nachbarschaft der Dörfer bebaut, sonst überall mit N004 hohem Krautwuchs bedeckt, zwischen welchem nur N005 einzelne Parthien von Birken und Pappeln standen. N006 Zwischem dem Wagai und dem Ischim schienen grosse N007 Strecken ganz roth gefärbt von dem Epilobium augu- N008 stifolium , das eben jetzt in schönster Blüthe stand; N009 andere hatten eine blaue Farbe von dem Delphinium N010 elatum, das eine bedeutende Höhe erreichte und ge- N011 drängt nebeneinander wucherte; auch die feuerrothe N012 Lychnis chalcedonica fand sich häufig. Die Bauern N013 schienen in den Dörfern wohlhabend zu sein, und be- N014 sonders fiel uns die Reinlichkeit und Nettigkeit ei- N015 ner Wohnung in dem Dorfe Ribina an dem Ajeff auf, N016 wo wir am Morgen des 26sten etwas verweilten. Die N017 Hitze war bei dem reinen unbewölkten Himmel sehr N018 bedeutend; wir hatten gewöhnlich des Mittags eine N019 Wärme von 24° R. und zuweilen noch darüber; auch N020 das Wasser der Flüsse war warm, die Temperatur N021 des Irtysch bei dem Kloster Abalak (am 24. Juli Mit- N022 tags, war 19°, die des Ik, eines kleinen linken Ne- N023 benflusses des Ischim (am 25. Juli Mittags), an der N024 Oberfläche 20°,9, in einer Tiefe von etwa 4 Fuss 19°,2, N025 bei einer Temperatur der Luft von 23°,4; das Wasser N026 des Ajeff hatte den 21sten Mittags eine Temperatur N027 von 19°,4 bei einer Temperatur der Luft von 24°,6 R. N028 Dagegen war das Wasser der Brunnen vermöge der N029 niedrigen Temperatur des Bodens von Sibirien sehr N030 kalt. In Backschewa, der ersten Station von Tobolsk, N031 hatte das Wasser eines ganz gewöhnlichen Ziehbrun- N032 nens, der ganz frei von Eis war, eine Temparatur N033 von 2° R., ein anderer in Ribina 2°,5. Aehnliche nie- N034 drige Temperaturen der Brunnen, so wie auch der N035 Quellen, fanden wir überall in Sibirien, was bei der N036 grossen Sonnenhitze für die Bewohner keine geringe N037 Annehmlichkeit ist.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/530>, abgerufen am 25.04.2024.