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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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anlassten ihn auch, den Kalkstein nicht nach der ge- N002
wöhnlichen Ansicht für Uebergangskalkstein zu halten, N003
sondern ihn, ungeachtet der sonst den Uebergangskalk N004
so bezeichnenden Trilobiten-Versteinerungen, als zur N005
Kreideformation gehörig zu betrachten.

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Herr v. Humboldt von dieser anscheinend para- N002
doxen Meinung betroffen, ersuchte Herrn v. Engel- N003
hardt seine Ideen über diese Formation in einer be- N004
sondern Abhandlung zu entwickeln und ihm dieselben N005
mitzutheilen. Er willigte gern darin ein, und übergab N006
bei unserer Rückkehr Herrn v. Humboldt einen Auf- N007
satz, dem er eine Karte und eine kleine geognostische N008
Sammlung hinzugefügt hatte, die sich jetzt mit den N009
übrigen Sammlungen, die wir von der Reise mitge- N010
bracht haben, in der Königlichen Sammlung in Berlin N011
befindet. Die Abhandlung selbst ist seit der Zeit in N012
Karsten's Archiv für Mineralogie, Geognosie, Berg- N013
bau und Hüttenkunde Th. 1, S. 94 gedruckt erschienen, N014
begleitet von einigen Bemerkungen, die Herr v. Buch, N015
demselben (S. 174) hinzugefügt hat. Herr v. Buch, N016
ohne die grossen Vorzüge dieser gründlichen, vortreff- N017
lich durchgeführten Arbeit zu verkennen, bemerkt doch N018
darin sehr richtig, dass der Zusammenhang weder des N019
Dorpater Sandsteins mit dem der Küste, noch des N020
Kalksteins im Innern von Livland mit dem von Ehst- N021
land durch unmittelbare Beobachtungen nachgewiesen N022
wäre, und dass die blosse Uebereinstimmung im Niveau N023
des Dorpater Sandsteins mit dem der Küste darüber N024
unmöglich entscheiden könnte. Der Ehstländische Kalk- N025
stein käme durch seine Versteinerungen vollkommen N026
mit dem von Gothland überein, wo seine Lagerung kei- N027
nem Zweifel unterworfen sei; daher man nicht umhin N028
könne, jenen wie diesen zur Uebergangsformation zu N029
rechnen. Herr v. Buch bemerkt weiter, dass schon N030
Herr Prof. Eichwald in seiner Abhandlung über die N031
Trilobiten, welche in Kasan 1825 erschienen ist, (S. 15) N032
der Ansichten des Herrn v. Engelhardt erwähnt und

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anlassten ihn auch, den Kalkstein nicht nach der ge- N002
wöhnlichen Ansicht für Uebergangskalkstein zu halten, N003
sondern ihn, ungeachtet der sonst den Uebergangskalk N004
so bezeichnenden Trilobiten-Versteinerungen, als zur N005
Kreideformation gehörig zu betrachten.

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Herr v. Humboldt von dieser anscheinend para- N002
doxen Meinung betroffen, ersuchte Herrn v. Engel- N003
hardt seine Ideen über diese Formation in einer be- N004
sondern Abhandlung zu entwickeln und ihm dieselben N005
mitzutheilen. Er willigte gern darin ein, und übergab N006
bei unserer Rückkehr Herrn v. Humboldt einen Auf- N007
satz, dem er eine Karte und eine kleine geognostische N008
Sammlung hinzugefügt hatte, die sich jetzt mit den N009
übrigen Sammlungen, die wir von der Reise mitge- N010
bracht haben, in der Königlichen Sammlung in Berlin N011
befindet. Die Abhandlung selbst ist seit der Zeit in N012
Karsten's Archiv für Mineralogie, Geognosie, Berg- N013
bau und Hüttenkunde Th. 1, S. 94 gedruckt erschienen, N014
begleitet von einigen Bemerkungen, die Herr v. Buch, N015
demselben (S. 174) hinzugefügt hat. Herr v. Buch, N016
ohne die grossen Vorzüge dieser gründlichen, vortreff- N017
lich durchgeführten Arbeit zu verkennen, bemerkt doch N018
darin sehr richtig, dass der Zusammenhang weder des N019
Dorpater Sandsteins mit dem der Küste, noch des N020
Kalksteins im Innern von Livland mit dem von Ehst- N021
land durch unmittelbare Beobachtungen nachgewiesen N022
wäre, und dass die blosse Uebereinstimmung im Niveau N023
des Dorpater Sandsteins mit dem der Küste darüber N024
unmöglich entscheiden könnte. Der Ehstländische Kalk- N025
stein käme durch seine Versteinerungen vollkommen N026
mit dem von Gothland überein, wo seine Lagerung kei- N027
nem Zweifel unterworfen sei; daher man nicht umhin N028
könne, jenen wie diesen zur Uebergangsformation zu N029
rechnen. Herr v. Buch bemerkt weiter, dass schon N030
Herr Prof. Eichwald in seiner Abhandlung über die N031
Trilobiten, welche in Kasan 1825 erschienen ist, (S. 15) N032
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[21/0055] N001 anlassten ihn auch, den Kalkstein nicht nach der ge- N002 wöhnlichen Ansicht für Uebergangskalkstein zu halten, N003 sondern ihn, ungeachtet der sonst den Uebergangskalk N004 so bezeichnenden Trilobiten-Versteinerungen, als zur N005 Kreideformation gehörig zu betrachten. N001 Herr v. Humboldt von dieser anscheinend para- N002 doxen Meinung betroffen, ersuchte Herrn v. Engel- N003 hardt seine Ideen über diese Formation in einer be- N004 sondern Abhandlung zu entwickeln und ihm dieselben N005 mitzutheilen. Er willigte gern darin ein, und übergab N006 bei unserer Rückkehr Herrn v. Humboldt einen Auf- N007 satz, dem er eine Karte und eine kleine geognostische N008 Sammlung hinzugefügt hatte, die sich jetzt mit den N009 übrigen Sammlungen, die wir von der Reise mitge- N010 bracht haben, in der Königlichen Sammlung in Berlin N011 befindet. Die Abhandlung selbst ist seit der Zeit in N012 Karsten's Archiv für Mineralogie, Geognosie, Berg- N013 bau und Hüttenkunde Th. 1, S. 94 gedruckt erschienen, N014 begleitet von einigen Bemerkungen, die Herr v. Buch, N015 demselben (S. 174) hinzugefügt hat. Herr v. Buch, N016 ohne die grossen Vorzüge dieser gründlichen, vortreff- N017 lich durchgeführten Arbeit zu verkennen, bemerkt doch N018 darin sehr richtig, dass der Zusammenhang weder des N019 Dorpater Sandsteins mit dem der Küste, noch des N020 Kalksteins im Innern von Livland mit dem von Ehst- N021 land durch unmittelbare Beobachtungen nachgewiesen N022 wäre, und dass die blosse Uebereinstimmung im Niveau N023 des Dorpater Sandsteins mit dem der Küste darüber N024 unmöglich entscheiden könnte. Der Ehstländische Kalk- N025 stein käme durch seine Versteinerungen vollkommen N026 mit dem von Gothland überein, wo seine Lagerung kei- N027 nem Zweifel unterworfen sei; daher man nicht umhin N028 könne, jenen wie diesen zur Uebergangsformation zu N029 rechnen. Herr v. Buch bemerkt weiter, dass schon N030 Herr Prof. Eichwald in seiner Abhandlung über die N031 Trilobiten, welche in Kasan 1825 erschienen ist, (S. 15) N032 der Ansichten des Herrn v. Engelhardt erwähnt und

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/55>, abgerufen am 24.04.2024.