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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

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Nachdem wir auf diese Weise den Fischfang im N002
Tschagan vollständig kennen gelernt hatten, wurden N003
wir noch von Herrn Saposchnikoff vortrefflich be- N004
wirthet, bei welcher Gelegenheit uns auch der so eben N005
bereitete Caviar vorgesetzt wurde, worauf wir dann N006
um 6 Uhr mit dem Dampfboot abfuhren, und um 1 Uhr N007
in der Nacht in Astrachan wieder anlangten. --

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Wir hatten nun die merkwürdigsten Gegen- N002
stände Astrachans und seiner Umgebungen gese- N003
hen, und es blieb uns nur noch wünschenswerth, die N004
Kalmücken und besonders ihren merkwürdigen Für- N005
sten Sered-Dschab kennen zu lernen, der durch N006
seine Bildung und seine wissenschaftlichen Kenntnisse N007
vor allen anderen kalmückischen Fürsten hervorragt. N008
Er ist der Fürst der Choschuder Horde, die in den N009
reichen Wiesen zwischen der Wolga und der Ach- N010
tuba nomadisirt, dorthin aber erst von der westlichen N011
Steppe nach der grossen Flucht der Kalmücken der N012
östlichen Steppe im Jahre 1770, mit Erlaubniss der N013
Regierung eingewandert ist. Fürst Sered-Dschab N014
hat als Anführer der Kalmücken nicht bloss seiner N015
Horde, sondern auch der Horden der westlichen Steppe N016
die letzten Kriege der Russen gegen die Franzosen N017
mitgemacht, ist in Paris gewesen und war nun russi- N018
scher Oberst und Ritter mehrerer Orden. Nach seiner N019
Rückkehr hat er sich nicht weit von dem Wolga-Ufer N020
ein stattliches hölzernes Haus von russischen Werk- N021
meistern aufführen lassen, in welchem er wenigstens N022
den Winter über wohnt, wenngleich er, der Sitte sei- N023
nes Volks gemäss, im Sommer noch in der Steppe N024
nomadisirt. Ebenso hat er sich nicht weit davon ei- N025
nen steinernen Tempel von seinen Priestern, die diese N026
heiligen Gebäude allein bauen dürfen, aufführen lassen.

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Da die Wohnung des Fürsten Sered-Dschab N002
nicht weit von der Wolga in der Nähe von Semä- N003
nowskaja, der dritten Station von Astrachan auf der N004
Strasse nach Sarepta liegt, so wurde beschlossen

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Nachdem wir auf diese Weise den Fischfang im N002
Tschagan vollständig kennen gelernt hatten, wurden N003
wir noch von Herrn Saposchnikoff vortrefflich be- N004
wirthet, bei welcher Gelegenheit uns auch der so eben N005
bereitete Caviar vorgesetzt wurde, worauf wir dann N006
um 6 Uhr mit dem Dampfboot abfuhren, und um 1 Uhr N007
in der Nacht in Astrachan wieder anlangten. —

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Wir hatten nun die merkwürdigsten Gegen- N002
stände Astrachans und seiner Umgebungen gese- N003
hen, und es blieb uns nur noch wünschenswerth, die N004
Kalmücken und besonders ihren merkwürdigen Für- N005
sten Sered-Dschab kennen zu lernen, der durch N006
seine Bildung und seine wissenschaftlichen Kenntnisse N007
vor allen anderen kalmückischen Fürsten hervorragt. N008
Er ist der Fürst der Choschuder Horde, die in den N009
reichen Wiesen zwischen der Wolga und der Ach- N010
tuba nomadisirt, dorthin aber erst von der westlichen N011
Steppe nach der grossen Flucht der Kalmücken der N012
östlichen Steppe im Jahre 1770, mit Erlaubniss der N013
Regierung eingewandert ist. Fürst Sered-Dschab N014
hat als Anführer der Kalmücken nicht bloss seiner N015
Horde, sondern auch der Horden der westlichen Steppe N016
die letzten Kriege der Russen gegen die Franzosen N017
mitgemacht, ist in Paris gewesen und war nun russi- N018
scher Oberst und Ritter mehrerer Orden. Nach seiner N019
Rückkehr hat er sich nicht weit von dem Wolga-Ufer N020
ein stattliches hölzernes Haus von russischen Werk- N021
meistern aufführen lassen, in welchem er wenigstens N022
den Winter über wohnt, wenngleich er, der Sitte sei- N023
nes Volks gemäss, im Sommer noch in der Steppe N024
nomadisirt. Ebenso hat er sich nicht weit davon ei- N025
nen steinernen Tempel von seinen Priestern, die diese N026
heiligen Gebäude allein bauen dürfen, aufführen lassen.

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Da die Wohnung des Fürsten Sered-Dschab N002
nicht weit von der Wolga in der Nähe von Semä- N003
nowskaja, der dritten Station von Astrachan auf der N004
Strasse nach Sarepta liegt, so wurde beschlossen

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[334/0352] N001 Nachdem wir auf diese Weise den Fischfang im N002 Tschagan vollständig kennen gelernt hatten, wurden N003 wir noch von Herrn Saposchnikoff vortrefflich be- N004 wirthet, bei welcher Gelegenheit uns auch der so eben N005 bereitete Caviar vorgesetzt wurde, worauf wir dann N006 um 6 Uhr mit dem Dampfboot abfuhren, und um 1 Uhr N007 in der Nacht in Astrachan wieder anlangten. — N001 Wir hatten nun die merkwürdigsten Gegen- N002 stände Astrachans und seiner Umgebungen gese- N003 hen, und es blieb uns nur noch wünschenswerth, die N004 Kalmücken und besonders ihren merkwürdigen Für- N005 sten Sered-Dschab kennen zu lernen, der durch N006 seine Bildung und seine wissenschaftlichen Kenntnisse N007 vor allen anderen kalmückischen Fürsten hervorragt. N008 Er ist der Fürst der Choschuder Horde, die in den N009 reichen Wiesen zwischen der Wolga und der Ach- N010 tuba nomadisirt, dorthin aber erst von der westlichen N011 Steppe nach der grossen Flucht der Kalmücken der N012 östlichen Steppe im Jahre 1770, mit Erlaubniss der N013 Regierung eingewandert ist. Fürst Sered-Dschab N014 hat als Anführer der Kalmücken nicht bloss seiner N015 Horde, sondern auch der Horden der westlichen Steppe N016 die letzten Kriege der Russen gegen die Franzosen N017 mitgemacht, ist in Paris gewesen und war nun russi- N018 scher Oberst und Ritter mehrerer Orden. Nach seiner N019 Rückkehr hat er sich nicht weit von dem Wolga-Ufer N020 ein stattliches hölzernes Haus von russischen Werk- N021 meistern aufführen lassen, in welchem er wenigstens N022 den Winter über wohnt, wenngleich er, der Sitte sei- N023 nes Volks gemäss, im Sommer noch in der Steppe N024 nomadisirt. Ebenso hat er sich nicht weit davon ei- N025 nen steinernen Tempel von seinen Priestern, die diese N026 heiligen Gebäude allein bauen dürfen, aufführen lassen. N001 Da die Wohnung des Fürsten Sered-Dschab N002 nicht weit von der Wolga in der Nähe von Semä- N003 nowskaja, der dritten Station von Astrachan auf der N004 Strasse nach Sarepta liegt, so wurde beschlossen

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/352>, abgerufen am 24.04.2024.