Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
holte, so dass es uns schien, als habe der Fürst bloss N002
eine Wiederholung bestellt.

N001
Herr von Humboldt hatte schon vor der Be- N002
sichtigung des Tempels zum Fürsten Sered-Dschab N003
den Wunsch geäussert, die Bereitung des aus dem N004
Kumis dargestellten Branntweins zu sehen; der Fürst N005
hatte deshalb eine solche Destillation veranstalten las- N006
sen, und führte uns nun zu der Kibitke, in wel- N007
cher dieselbe vorgenommen wurde. Wir fanden hier N008
die Destillation schon im vollen Gange. In der Mitte N009
der Kibitke war ein Feuer angemacht, und auf diesem N010
stand ein eiserner Dreifuss mit einem halbkugelförmi- N011
gen eisernen Kessel, der als Destillir-Blase diente N012
und den Kumis enthielt. Er war mit einem zweiklap- N013
pigen hölzernen Deckel verschlossen, der in der einen N014
Hälfte eine, in der anderen zwei runde Oeffnungen N015
hatte. Erstere diente zum Ein- und Nachfüllen des N016
Kumis, und aus jeder der anderen führte eine ge- N017
krümmte hölzerne Röhre zu einem runden eisernen N018
Topfe, der die Vorlage abgab, und in einem Gefässe N019
mit kaltem Wasser stand. Jede Röhre war mit einer N020
besonderen Vorlage dieser Art versehen, so dass in N021
dem Kühlgefässe deren zwei standen. Die Fugen am N022
Deckel der Blase und bei der Vorlage waren mit ei- N023
nem Kitt aus Erde und Pferdemist lutirt, und hieraus N024
bestand auch der Stöpsel, mit welchem die Oeffnung N025
in dem Deckel zum Nachfüllen verschlossen war. Die- N026
ser Stöpsel wird jedesmal erst aufgesetzt, wenn der N027
Kumis ins Kochen gekommen ist, worauf dann das N028
Feuer unter dem Kessel vermindert wird. Das erste N029
Destillat, welches man auf diese Weise erhält, sieht N030
bräunlich aus, hat einen sehr fuseligen Geschmack und N031
wird Araca genannt. Es wird noch einmal destillirt, N032
und liefert nun ein zweites Destillat von weisserer N033
Farbe, und stärkerem, wenngleich immer noch etwas N034
fuseligem Geschmack, welches Arsa genannt wird.

N001
holte, so dass es uns schien, als habe der Fürst bloss N002
eine Wiederholung bestellt.

N001
Herr von Humboldt hatte schon vor der Be- N002
sichtigung des Tempels zum Fürsten Sered-Dschab N003
den Wunsch geäussert, die Bereitung des aus dem N004
Kumis dargestellten Branntweins zu sehen; der Fürst N005
hatte deshalb eine solche Destillation veranstalten las- N006
sen, und führte uns nun zu der Kibitke, in wel- N007
cher dieselbe vorgenommen wurde. Wir fanden hier N008
die Destillation schon im vollen Gange. In der Mitte N009
der Kibitke war ein Feuer angemacht, und auf diesem N010
stand ein eiserner Dreifuss mit einem halbkugelförmi- N011
gen eisernen Kessel, der als Destillir-Blase diente N012
und den Kumis enthielt. Er war mit einem zweiklap- N013
pigen hölzernen Deckel verschlossen, der in der einen N014
Hälfte eine, in der anderen zwei runde Oeffnungen N015
hatte. Erstere diente zum Ein- und Nachfüllen des N016
Kumis, und aus jeder der anderen führte eine ge- N017
krümmte hölzerne Röhre zu einem runden eisernen N018
Topfe, der die Vorlage abgab, und in einem Gefässe N019
mit kaltem Wasser stand. Jede Röhre war mit einer N020
besonderen Vorlage dieser Art versehen, so dass in N021
dem Kühlgefässe deren zwei standen. Die Fugen am N022
Deckel der Blase und bei der Vorlage waren mit ei- N023
nem Kitt aus Erde und Pferdemist lutirt, und hieraus N024
bestand auch der Stöpsel, mit welchem die Oeffnung N025
in dem Deckel zum Nachfüllen verschlossen war. Die- N026
ser Stöpsel wird jedesmal erst aufgesetzt, wenn der N027
Kumis ins Kochen gekommen ist, worauf dann das N028
Feuer unter dem Kessel vermindert wird. Das erste N029
Destillat, welches man auf diese Weise erhält, sieht N030
bräunlich aus, hat einen sehr fuseligen Geschmack und N031
wird Araca genannt. Es wird noch einmal destillirt, N032
und liefert nun ein zweites Destillat von weisserer N033
Farbe, und stärkerem, wenngleich immer noch etwas N034
fuseligem Geschmack, welches Arsa genannt wird.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0359" xml:id="img_0357" n="341"/>
        <p><lb n="N001"/>
holte, so dass es uns schien, als habe der Fürst bloss             <lb n="N002"/>
eine Wiederholung bestellt.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Herr von Humboldt hatte schon vor der Be-             <lb n="N002"/>
sichtigung des Tempels zum Fürsten Sered-Dschab             <lb n="N003"/>
den Wunsch geäussert, die Bereitung des aus dem             <lb n="N004"/>
Kumis dargestellten Branntweins zu sehen; der Fürst             <lb n="N005"/>
hatte deshalb eine solche Destillation veranstalten las-             <lb n="N006"/>
sen, und führte uns nun zu der Kibitke, in wel-             <lb n="N007"/>
cher dieselbe vorgenommen wurde. Wir fanden hier             <lb n="N008"/>
die Destillation schon im vollen Gange. In der Mitte <lb n="N009"/>
der Kibitke war ein Feuer angemacht, und auf diesem <lb n="N010"/>
stand ein eiserner Dreifuss mit einem halbkugelförmi-             <lb n="N011"/>
gen eisernen Kessel, der als Destillir-Blase diente             <lb n="N012"/>
und den Kumis enthielt. Er war mit einem zweiklap-             <lb n="N013"/>
pigen hölzernen Deckel verschlossen, der in der einen             <lb n="N014"/>
Hälfte eine, in der anderen zwei runde Oeffnungen             <lb n="N015"/>
hatte. Erstere diente zum Ein- und Nachfüllen des             <lb n="N016"/>
Kumis, und aus jeder der anderen führte eine ge-             <lb n="N017"/>
krümmte hölzerne Röhre zu einem runden eisernen             <lb n="N018"/>
Topfe, der die Vorlage abgab, und in einem Gefässe             <lb n="N019"/>
mit kaltem Wasser stand. Jede Röhre war mit einer             <lb n="N020"/>
besonderen Vorlage dieser Art versehen, so dass in             <lb n="N021"/>
dem Kühlgefässe deren zwei standen. Die Fugen am             <lb n="N022"/>
Deckel der Blase und bei der Vorlage waren mit ei-             <lb n="N023"/>
nem Kitt aus Erde und Pferdemist lutirt, und hieraus             <lb n="N024"/>
bestand auch der Stöpsel, mit welchem die Oeffnung             <lb n="N025"/>
in dem Deckel zum Nachfüllen verschlossen war. Die-             <lb n="N026"/>
ser Stöpsel wird jedesmal erst aufgesetzt, wenn der             <lb n="N027"/>
Kumis ins Kochen gekommen ist, worauf dann das             <lb n="N028"/>
Feuer unter dem Kessel vermindert wird. Das erste             <lb n="N029"/>
Destillat, welches man auf diese Weise erhält, sieht             <lb n="N030"/>
bräunlich aus, hat einen sehr fuseligen Geschmack und             <lb n="N031"/>
wird Araca genannt. Es wird noch einmal destillirt,             <lb n="N032"/>
und liefert nun ein zweites Destillat von weisserer             <lb n="N033"/>
Farbe, und stärkerem, wenngleich immer noch etwas             <lb n="N034"/>
fuseligem Geschmack, welches Arsa genannt wird.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0359] N001 holte, so dass es uns schien, als habe der Fürst bloss N002 eine Wiederholung bestellt. N001 Herr von Humboldt hatte schon vor der Be- N002 sichtigung des Tempels zum Fürsten Sered-Dschab N003 den Wunsch geäussert, die Bereitung des aus dem N004 Kumis dargestellten Branntweins zu sehen; der Fürst N005 hatte deshalb eine solche Destillation veranstalten las- N006 sen, und führte uns nun zu der Kibitke, in wel- N007 cher dieselbe vorgenommen wurde. Wir fanden hier N008 die Destillation schon im vollen Gange. In der Mitte N009 der Kibitke war ein Feuer angemacht, und auf diesem N010 stand ein eiserner Dreifuss mit einem halbkugelförmi- N011 gen eisernen Kessel, der als Destillir-Blase diente N012 und den Kumis enthielt. Er war mit einem zweiklap- N013 pigen hölzernen Deckel verschlossen, der in der einen N014 Hälfte eine, in der anderen zwei runde Oeffnungen N015 hatte. Erstere diente zum Ein- und Nachfüllen des N016 Kumis, und aus jeder der anderen führte eine ge- N017 krümmte hölzerne Röhre zu einem runden eisernen N018 Topfe, der die Vorlage abgab, und in einem Gefässe N019 mit kaltem Wasser stand. Jede Röhre war mit einer N020 besonderen Vorlage dieser Art versehen, so dass in N021 dem Kühlgefässe deren zwei standen. Die Fugen am N022 Deckel der Blase und bei der Vorlage waren mit ei- N023 nem Kitt aus Erde und Pferdemist lutirt, und hieraus N024 bestand auch der Stöpsel, mit welchem die Oeffnung N025 in dem Deckel zum Nachfüllen verschlossen war. Die- N026 ser Stöpsel wird jedesmal erst aufgesetzt, wenn der N027 Kumis ins Kochen gekommen ist, worauf dann das N028 Feuer unter dem Kessel vermindert wird. Das erste N029 Destillat, welches man auf diese Weise erhält, sieht N030 bräunlich aus, hat einen sehr fuseligen Geschmack und N031 wird Araca genannt. Es wird noch einmal destillirt, N032 und liefert nun ein zweites Destillat von weisserer N033 Farbe, und stärkerem, wenngleich immer noch etwas N034 fuseligem Geschmack, welches Arsa genannt wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:59:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:59:58Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;

Die Faksimiles der Karten, #f0631 bis #f0634, stammen aus dem Digitalisat der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Werks-URN (URL): https://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-d-6431605.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/359
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/359>, abgerufen am 24.04.2024.