Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Graf von Lincoln.
Elisabeth, glorwürdigsten Andenckens, zu werf-
fen, und flattirte sich mit der thörichten Hoffnung,
so weit in seiner Liebe zu avanciren, daß er seine
Königliche Maitresse zur Gemahlin bekommen
möchte. Ob nun wohl der Graf von Essex da-
mals der vornehmste Favorit am Hoff, und eine
Person von zulänglichen Verdiensten war, die
Anmuthungen dieses Pairs zu hintertreiben; so
hienge dieser doch seinen Neigungen so heimlich
nach, daß er Madame Corbet gäntzlich aban-
doni
rte und sich ihrer Conversation völlig ent-
zoge. Er schnitte ihr über dieses die Pension von
400. Pfunden ab, die er ihr jährlich bestimmet
hatte, und überliesse sie ihrem selbst eigenen Nach-
sinnen, sich in der Welt hinzubringen. Sie begab
sich also nach Hause zu ihrem Vater, der ein Herr
von ansehnlichem Stande und considerablem
Vermögen zu Columpton in Devonshire
war; Weil sie aber von demselben, des Aergernis-
ses und Schimpffes halber, den sie ihrer Familie,
durch Verschwendung ihrer Tugend um die lieder-
lichen Umarmungen einer unrechtmäßigen Liebe,
über den Halß gezogen, vor sein Kind verläugnet
wurde, entzog sie sich von dannen und nahm ihre
Zuflucht zu einem Vetter zu Chudleigh in der-
selbigen Grafschafft; Und nachdem sie daselbst sich
des Grafen Wanckelmüthigkeit und ihrer Eltern
Grausamkeit zu Gemüthe führete, drang ihr solches

so

und der Graf von Lincoln.
Eliſabeth, glorwuͤrdigſten Andenckens, zu werf-
fen, und flattirte ſich mit der thoͤrichten Hoffnung,
ſo weit in ſeiner Liebe zu avanciren, daß er ſeine
Koͤnigliche Maitreſſe zur Gemahlin bekommen
moͤchte. Ob nun wohl der Graf von Eſſex da-
mals der vornehmſte Favorit am Hoff, und eine
Perſon von zulaͤnglichen Verdienſten war, die
Anmuthungen dieſes Pairs zu hintertreiben; ſo
hienge dieſer doch ſeinen Neigungen ſo heimlich
nach, daß er Madame Corbet gaͤntzlich aban-
doni
rte und ſich ihrer Converſation voͤllig ent-
zoge. Er ſchnitte ihr uͤber dieſes die Penſion von
400. Pfunden ab, die er ihr jaͤhrlich beſtimmet
hatte, und uͤberlieſſe ſie ihrem ſelbſt eigenen Nach-
ſinnen, ſich in der Welt hinzubringen. Sie begab
ſich alſo nach Hauſe zu ihrem Vater, der ein Herr
von anſehnlichem Stande und conſiderablem
Vermoͤgen zu Columpton in Devonshire
war; Weil ſie aber von demſelben, des Aergerniſ-
ſes und Schimpffes halber, den ſie ihrer Familie,
durch Verſchwendung ihrer Tugend um die lieder-
lichen Umarmungen einer unrechtmaͤßigen Liebe,
uͤber den Halß gezogen, vor ſein Kind verlaͤugnet
wurde, entzog ſie ſich von dannen und nahm ihre
Zuflucht zu einem Vetter zu Chudleigh in der-
ſelbigen Grafſchafft; Und nachdem ſie daſelbſt ſich
des Grafen Wanckelmuͤthigkeit und ihrer Eltern
Grauſamkeit zu Gemuͤthe fuͤhrete, drang ihr ſolches

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0111" n="91"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Graf von <hi rendition="#aq">Lincoln.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Eli&#x017F;abeth,</hi> glorwu&#x0364;rdig&#x017F;ten Andenckens, zu werf-<lb/>
fen, und <hi rendition="#aq">flatti</hi>rte &#x017F;ich mit der tho&#x0364;richten Hoffnung,<lb/>
&#x017F;o weit in &#x017F;einer Liebe zu <hi rendition="#aq">avanci</hi>ren, daß er &#x017F;eine<lb/>
Ko&#x0364;nigliche <hi rendition="#aq">Maitre&#x017F;&#x017F;e</hi> zur Gemahlin bekommen<lb/>
mo&#x0364;chte. Ob nun wohl der Graf von <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;ex</hi> da-<lb/>
mals der vornehm&#x017F;te <hi rendition="#aq">Favorit</hi> am Hoff, und eine<lb/>
Per&#x017F;on von zula&#x0364;nglichen Verdien&#x017F;ten war, die<lb/>
Anmuthungen die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Pairs</hi> zu hintertreiben; &#x017F;o<lb/>
hienge die&#x017F;er doch &#x017F;einen Neigungen &#x017F;o heimlich<lb/>
nach, daß er <hi rendition="#aq">Madame Corbet</hi> ga&#x0364;ntzlich <hi rendition="#aq">aban-<lb/>
doni</hi>rte und &#x017F;ich ihrer <hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation</hi> vo&#x0364;llig ent-<lb/>
zoge. Er &#x017F;chnitte ihr u&#x0364;ber die&#x017F;es die <hi rendition="#aq">Pen&#x017F;ion</hi> von<lb/>
400. Pfunden ab, die er ihr ja&#x0364;hrlich be&#x017F;timmet<lb/>
hatte, und u&#x0364;berlie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie ihrem &#x017F;elb&#x017F;t eigenen Nach-<lb/>
&#x017F;innen, &#x017F;ich in der Welt hinzubringen. Sie begab<lb/>
&#x017F;ich al&#x017F;o nach Hau&#x017F;e zu ihrem Vater, der ein Herr<lb/>
von an&#x017F;ehnlichem Stande und <hi rendition="#aq">con&#x017F;iderabl</hi>em<lb/>
Vermo&#x0364;gen zu <hi rendition="#aq">Columpton</hi> in <hi rendition="#aq">Devonshire</hi><lb/>
war; Weil &#x017F;ie aber von dem&#x017F;elben, des Aergerni&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es und Schimpffes halber, den &#x017F;ie ihrer <hi rendition="#aq">Familie,</hi><lb/>
durch Ver&#x017F;chwendung ihrer Tugend um die lieder-<lb/>
lichen Umarmungen einer unrechtma&#x0364;ßigen Liebe,<lb/>
u&#x0364;ber den Halß gezogen, vor &#x017F;ein Kind verla&#x0364;ugnet<lb/>
wurde, entzog &#x017F;ie &#x017F;ich von dannen und nahm ihre<lb/>
Zuflucht zu einem Vetter zu <hi rendition="#aq">Chudleigh</hi> in der-<lb/>
&#x017F;elbigen Graf&#x017F;chafft; Und nachdem &#x017F;ie da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
des Grafen Wanckelmu&#x0364;thigkeit und ihrer Eltern<lb/>
Grau&#x017F;amkeit zu Gemu&#x0364;the fu&#x0364;hrete, drang ihr &#x017F;olches<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0111] und der Graf von Lincoln. Eliſabeth, glorwuͤrdigſten Andenckens, zu werf- fen, und flattirte ſich mit der thoͤrichten Hoffnung, ſo weit in ſeiner Liebe zu avanciren, daß er ſeine Koͤnigliche Maitreſſe zur Gemahlin bekommen moͤchte. Ob nun wohl der Graf von Eſſex da- mals der vornehmſte Favorit am Hoff, und eine Perſon von zulaͤnglichen Verdienſten war, die Anmuthungen dieſes Pairs zu hintertreiben; ſo hienge dieſer doch ſeinen Neigungen ſo heimlich nach, daß er Madame Corbet gaͤntzlich aban- donirte und ſich ihrer Converſation voͤllig ent- zoge. Er ſchnitte ihr uͤber dieſes die Penſion von 400. Pfunden ab, die er ihr jaͤhrlich beſtimmet hatte, und uͤberlieſſe ſie ihrem ſelbſt eigenen Nach- ſinnen, ſich in der Welt hinzubringen. Sie begab ſich alſo nach Hauſe zu ihrem Vater, der ein Herr von anſehnlichem Stande und conſiderablem Vermoͤgen zu Columpton in Devonshire war; Weil ſie aber von demſelben, des Aergerniſ- ſes und Schimpffes halber, den ſie ihrer Familie, durch Verſchwendung ihrer Tugend um die lieder- lichen Umarmungen einer unrechtmaͤßigen Liebe, uͤber den Halß gezogen, vor ſein Kind verlaͤugnet wurde, entzog ſie ſich von dannen und nahm ihre Zuflucht zu einem Vetter zu Chudleigh in der- ſelbigen Grafſchafft; Und nachdem ſie daſelbſt ſich des Grafen Wanckelmuͤthigkeit und ihrer Eltern Grauſamkeit zu Gemuͤthe fuͤhrete, drang ihr ſolches ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/111
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/111>, abgerufen am 25.04.2024.