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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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XXII.
Frau B - - des Daniel Burgeß,
eines Presbyterianischen Praedicanten,
Concubine.

UNter allen Weibs-Personen, welche zu-
sammen kamen, dem Daniel Burgeß
auf seiner Plauder-Bude zuzuhören, fande
keine mehrere Gnade vor seinen Augen, als die
Frau B - - eines Bailiffs oder Amt-Schössers
andächtiges Ehe-Weib. Betreffend ihre Gebuhrt,
Eltern und Aufferziehung, können wir nichts ge-
wisses darvon sagen, wissen aber doch so viel von
ihrer Conversation, daß solche sehr frey und
verführisch war, vornehmlich wenn sie sich mit ih-
rem Herrn Beicht-Vater in Compagnie befan-
de, mit welchem sie ihre Andacht und Erbauung
ins geheim weit besser haben kunnte, als wenn sie
seine öffentlichen Predigten besuchte, und ihn von
Verlassung alles dessen, was man hat: von dem
Unterscheid des Guten und Bösen: und wie man
sich zur Zeit der Noth an den Zipffel seines Mantels
anhalten solle, dem albern einfältigen Volcke
noch so viel vorschwatzen hörte. Diese zwey un-
schuldige Lämmer kamen nie zusammen, da sie sich
nicht mit guten Vogeln und Wein erquicket hät-
ten; und für die Mühwaltung, die er mit langem

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XXII.
Frau B ‒ ‒ des Daniel Burgeß,
eines Presbyterianiſchen Prædicanten,
Concubine.

UNter allen Weibs-Perſonen, welche zu-
ſammen kamen, dem Daniel Burgeß
auf ſeiner Plauder-Bude zuzuhoͤren, fande
keine mehrere Gnade vor ſeinen Augen, als die
Frau B ‒ ‒ eines Bailiffs oder Amt-Schoͤſſers
andaͤchtiges Ehe-Weib. Betreffend ihre Gebuhrt,
Eltern und Aufferziehung, koͤnnen wir nichts ge-
wiſſes darvon ſagen, wiſſen aber doch ſo viel von
ihrer Converſation, daß ſolche ſehr frey und
verfuͤhriſch war, vornehmlich wenn ſie ſich mit ih-
rem Herrn Beicht-Vater in Compagnie befan-
de, mit welchem ſie ihre Andacht und Erbauung
ins geheim weit beſſer haben kunnte, als wenn ſie
ſeine oͤffentlichen Predigten beſuchte, und ihn von
Verlaſſung alles deſſen, was man hat: von dem
Unterſcheid des Guten und Boͤſen: und wie man
ſich zur Zeit der Noth an den Zipffel ſeines Mantels
anhalten ſolle, dem albern einfaͤltigen Volcke
noch ſo viel vorſchwatzen hoͤrte. Dieſe zwey un-
ſchuldige Laͤmmer kamen nie zuſammen, da ſie ſich
nicht mit guten Vogeln und Wein erquicket haͤt-
ten; und fuͤr die Muͤhwaltung, die er mit langem

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[227/0247] XXII. Frau B ‒ ‒ des Daniel Burgeß, eines Presbyterianiſchen Prædicanten, Concubine. UNter allen Weibs-Perſonen, welche zu- ſammen kamen, dem Daniel Burgeß auf ſeiner Plauder-Bude zuzuhoͤren, fande keine mehrere Gnade vor ſeinen Augen, als die Frau B ‒ ‒ eines Bailiffs oder Amt-Schoͤſſers andaͤchtiges Ehe-Weib. Betreffend ihre Gebuhrt, Eltern und Aufferziehung, koͤnnen wir nichts ge- wiſſes darvon ſagen, wiſſen aber doch ſo viel von ihrer Converſation, daß ſolche ſehr frey und verfuͤhriſch war, vornehmlich wenn ſie ſich mit ih- rem Herrn Beicht-Vater in Compagnie befan- de, mit welchem ſie ihre Andacht und Erbauung ins geheim weit beſſer haben kunnte, als wenn ſie ſeine oͤffentlichen Predigten beſuchte, und ihn von Verlaſſung alles deſſen, was man hat: von dem Unterſcheid des Guten und Boͤſen: und wie man ſich zur Zeit der Noth an den Zipffel ſeines Mantels anhalten ſolle, dem albern einfaͤltigen Volcke noch ſo viel vorſchwatzen hoͤrte. Dieſe zwey un- ſchuldige Laͤmmer kamen nie zuſammen, da ſie ſich nicht mit guten Vogeln und Wein erquicket haͤt- ten; und fuͤr die Muͤhwaltung, die er mit langem Be- P 2

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/247>, abgerufen am 28.03.2024.