Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
XXXIV.
Der Herr Secretarius Cecil, und die
Gräfin von Nottingham.

DJe Königin Elisabeth, Glor-würdigsten
Andenckens, hatte nach dem glücklichen
Ableben ihrer grausamen Schwester wel-
che ihr Leben selbsten in blutigen Buchstaben be-
schrieben, nicht so bald den Thron bestiegen, als ihr
Hof alsbald mit denen höchsten Potentaten, Für-
sten und Königen, die sich alle um sie bewarben, und
gleichsam mit einander zu streiten schienen, welcher
ihre Affection am besten verdienen sollte, umge-
ben war; Nichts desto weniger verachtete sie solche,
ihres vornehmsten Favoriten des Grafen von Es-
sex,
wegen, alle, in welchen sich aber die Gräfin
von Nottingham gleichfalls verliebet hatte; die
iedoch nicht gesonnen war, Jhrer Majest, der Köni-
gin wissen zu lassen, daß sie sich unterstünde, ihre
Mitbuhlerin zu seyn, aus Furcht, in Ungnade zu
verfallen, und vom Hofe vertrieben zu werden.

Dieser Dame entdeckte die Königin ihre Liebe.
Gleichwie sie nun selbsten in dieser Affaire inter-
essi
ret war: Also suchte sie um so viel desto mehr
alles, was ihr möglich war, von Jhrer Majest. her-
aus zu locken, um ihre Karten desto sicherer spielen
zu können: Sie wuste demnach die Grafen von

Lei-
XXXIV.
Der Herr Secretarius Cecil, und die
Graͤfin von Nottingham.

DJe Koͤnigin Eliſabeth, Glor-wuͤrdigſten
Andenckens, hatte nach dem gluͤcklichen
Ableben ihrer grauſamen Schweſter wel-
che ihr Leben ſelbſten in blutigen Buchſtaben be-
ſchrieben, nicht ſo bald den Thron beſtiegen, als ihr
Hof alsbald mit denen hoͤchſten Potentaten, Fuͤr-
ſten und Koͤnigen, die ſich alle um ſie bewarben, und
gleichſam mit einander zu ſtreiten ſchienen, welcher
ihre Affection am beſten verdienen ſollte, umge-
ben war; Nichts deſto weniger verachtete ſie ſolche,
ihres vornehmſten Favoriten des Grafen von Eſ-
ſex,
wegen, alle, in welchen ſich aber die Graͤfin
von Nottingham gleichfalls verliebet hatte; die
iedoch nicht geſonnen war, Jhrer Majeſt, der Koͤni-
gin wiſſen zu laſſen, daß ſie ſich unterſtuͤnde, ihre
Mitbuhlerin zu ſeyn, aus Furcht, in Ungnade zu
verfallen, und vom Hofe vertrieben zu werden.

Dieſer Dame entdeckte die Koͤnigin ihre Liebe.
Gleichwie ſie nun ſelbſten in dieſer Affaire inter-
eſſi
ret war: Alſo ſuchte ſie um ſo viel deſto mehr
alles, was ihr moͤglich war, von Jhrer Majeſt. her-
aus zu locken, um ihre Karten deſto ſicherer ſpielen
zu koͤnnen: Sie wuſte demnach die Grafen von

Lei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0403" n="383"/>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXIV.</hi><lb/>
Der Herr <hi rendition="#aq">Secretarius Cecil,</hi> und die<lb/>
Gra&#x0364;fin von <hi rendition="#aq">Nottingham.</hi></hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Ko&#x0364;nigin <hi rendition="#aq">Eli&#x017F;abeth,</hi> Glor-wu&#x0364;rdig&#x017F;ten<lb/>
Andenckens, hatte nach dem glu&#x0364;cklichen<lb/>
Ableben ihrer grau&#x017F;amen Schwe&#x017F;ter wel-<lb/>
che ihr Leben &#x017F;elb&#x017F;ten in blutigen Buch&#x017F;taben be-<lb/>
&#x017F;chrieben, nicht &#x017F;o bald den Thron be&#x017F;tiegen, als ihr<lb/>
Hof alsbald mit denen ho&#x0364;ch&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Potenta</hi>ten, Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten und Ko&#x0364;nigen, die &#x017F;ich alle um &#x017F;ie bewarben, und<lb/>
gleich&#x017F;am mit einander zu &#x017F;treiten &#x017F;chienen, welcher<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">Affection</hi> am be&#x017F;ten verdienen &#x017F;ollte, umge-<lb/>
ben war; Nichts de&#x017F;to weniger verachtete &#x017F;ie &#x017F;olche,<lb/>
ihres vornehm&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Favori</hi>ten des Grafen von <hi rendition="#aq">E&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ex,</hi> wegen, alle, in welchen &#x017F;ich aber die Gra&#x0364;fin<lb/>
von <hi rendition="#aq">Nottingham</hi> gleichfalls verliebet hatte; die<lb/>
iedoch nicht ge&#x017F;onnen war, Jhrer Maje&#x017F;t, der Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin wi&#x017F;&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie &#x017F;ich unter&#x017F;tu&#x0364;nde, ihre<lb/>
Mitbuhlerin zu &#x017F;eyn, aus Furcht, in Ungnade zu<lb/>
verfallen, und vom Hofe vertrieben zu werden.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Dame</hi> entdeckte die Ko&#x0364;nigin ihre Liebe.<lb/>
Gleichwie &#x017F;ie nun &#x017F;elb&#x017F;ten in die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Affaire inter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;i</hi>ret war: Al&#x017F;o &#x017F;uchte &#x017F;ie um &#x017F;o viel de&#x017F;to mehr<lb/>
alles, was ihr mo&#x0364;glich war, von Jhrer Maje&#x017F;t. her-<lb/>
aus zu locken, um ihre Karten de&#x017F;to &#x017F;icherer &#x017F;pielen<lb/>
zu ko&#x0364;nnen: Sie wu&#x017F;te demnach die Grafen von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Lei-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0403] XXXIV. Der Herr Secretarius Cecil, und die Graͤfin von Nottingham. DJe Koͤnigin Eliſabeth, Glor-wuͤrdigſten Andenckens, hatte nach dem gluͤcklichen Ableben ihrer grauſamen Schweſter wel- che ihr Leben ſelbſten in blutigen Buchſtaben be- ſchrieben, nicht ſo bald den Thron beſtiegen, als ihr Hof alsbald mit denen hoͤchſten Potentaten, Fuͤr- ſten und Koͤnigen, die ſich alle um ſie bewarben, und gleichſam mit einander zu ſtreiten ſchienen, welcher ihre Affection am beſten verdienen ſollte, umge- ben war; Nichts deſto weniger verachtete ſie ſolche, ihres vornehmſten Favoriten des Grafen von Eſ- ſex, wegen, alle, in welchen ſich aber die Graͤfin von Nottingham gleichfalls verliebet hatte; die iedoch nicht geſonnen war, Jhrer Majeſt, der Koͤni- gin wiſſen zu laſſen, daß ſie ſich unterſtuͤnde, ihre Mitbuhlerin zu ſeyn, aus Furcht, in Ungnade zu verfallen, und vom Hofe vertrieben zu werden. Dieſer Dame entdeckte die Koͤnigin ihre Liebe. Gleichwie ſie nun ſelbſten in dieſer Affaire inter- eſſiret war: Alſo ſuchte ſie um ſo viel deſto mehr alles, was ihr moͤglich war, von Jhrer Majeſt. her- aus zu locken, um ihre Karten deſto ſicherer ſpielen zu koͤnnen: Sie wuſte demnach die Grafen von Lei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/403
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/403>, abgerufen am 19.04.2024.