Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Capitain P - - r, und J - -, &c.
ihrem Mangel nicht zu statten kommen wollte, so
fanden sich deren genug, die sichs noch für eine Ehre
schätzten, mit ihrer Gunst beseeliget zu werden. Jh-
re Schönheit war zwar nicht mehr extraordi-
nair;
Doch ersatzte solche ihr Verstand, welcher,
nebst einem guten Beutel Gelde, einen ieglichen von
ihren alten Kund-Leuten verpflichtete, ihr unterthä-
niger Diener zu seyn: Denn, gleichwie das Teut-
sche Sprüchwort: Geld, Mägdgen, ich habe
dich lieb?
Und das Englische: Geld machet,
daß die Mähre gehet;
ein wahr Wort ist, und
Soldaten mit ihrem Fleische nicht theuer zu seyn
pflegen, sondern die Keuschheit so wenig als das Be-
then achten; Also fanden sich sehr viel hungrige
Schlucker, beydes am Morgen, Mittag und Abend
in ihrem Hause ein, daß solches mehr dem Pallast
der grössesten Hertzogin des Landes, als einem solchen
Schand-Neste, gleich schiene. Allein, obwohl
noch biß dato ihre Station von allen Arten des
Wohlstandes und der Glückseligkeit bedienet zu
werden scheinet; So pfleget doch selten einer Frauen
die Abtrünnigkeit, Treulosigkeit und Falschheit, die
sie an ihrem Manne und Ehe-Bette verübet, am
Ende für voll hinaus zu gehen: Wie sie aus denen
schrecklichen Gerichten zweyer Familien, zu deren
äussersten Untergang und Vernichtung sie sich selb-
sten zum ärgerlichen Werckzeuge auffgeworffen,
klärlich abnehmen kan.

XLII.

Der Capitain P ‒ ‒ r, und J ‒ ‒, &c.
ihrem Mangel nicht zu ſtatten kommen wollte, ſo
fanden ſich deren genug, die ſichs noch fuͤr eine Ehre
ſchaͤtzten, mit ihrer Gunſt beſeeliget zu werden. Jh-
re Schoͤnheit war zwar nicht mehr extraordi-
nair;
Doch erſatzte ſolche ihr Verſtand, welcher,
nebſt einem guten Beutel Gelde, einen ieglichen von
ihren alten Kund-Leuten verpflichtete, ihr unterthaͤ-
niger Diener zu ſeyn: Denn, gleichwie das Teut-
ſche Spruͤchwort: Geld, Maͤgdgen, ich habe
dich lieb?
Und das Engliſche: Geld machet,
daß die Maͤhre gehet;
ein wahr Wort iſt, und
Soldaten mit ihrem Fleiſche nicht theuer zu ſeyn
pflegen, ſondern die Keuſchheit ſo wenig als das Be-
then achten; Alſo fanden ſich ſehr viel hungrige
Schlucker, beydes am Morgen, Mittag und Abend
in ihrem Hauſe ein, daß ſolches mehr dem Pallaſt
der groͤſſeſten Hertzogin des Landes, als einem ſolchen
Schand-Neſte, gleich ſchiene. Allein, obwohl
noch biß dato ihre Station von allen Arten des
Wohlſtandes und der Gluͤckſeligkeit bedienet zu
werden ſcheinet; So pfleget doch ſelten einer Frauen
die Abtruͤnnigkeit, Treuloſigkeit und Falſchheit, die
ſie an ihrem Manne und Ehe-Bette veruͤbet, am
Ende fuͤr voll hinaus zu gehen: Wie ſie aus denen
ſchrecklichen Gerichten zweyer Familien, zu deren
aͤuſſerſten Untergang und Vernichtung ſie ſich ſelb-
ſten zum aͤrgerlichen Werckzeuge auffgeworffen,
klaͤrlich abnehmen kan.

XLII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0546" n="526"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der <hi rendition="#aq">Capitain P &#x2012; &#x2012; r,</hi> und <hi rendition="#aq">J &#x2012; &#x2012;, &amp;c.</hi></hi></fw><lb/>
ihrem Mangel nicht zu &#x017F;tatten kommen wollte, &#x017F;o<lb/>
fanden &#x017F;ich deren genug, die &#x017F;ichs noch fu&#x0364;r eine Ehre<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzten, mit ihrer Gun&#x017F;t be&#x017F;eeliget zu werden. Jh-<lb/>
re Scho&#x0364;nheit war zwar nicht mehr <hi rendition="#aq">extraordi-<lb/>
nair;</hi> Doch er&#x017F;atzte &#x017F;olche ihr Ver&#x017F;tand, welcher,<lb/>
neb&#x017F;t einem guten Beutel Gelde, einen ieglichen von<lb/>
ihren alten Kund-Leuten verpflichtete, ihr untertha&#x0364;-<lb/>
niger Diener zu &#x017F;eyn: Denn, gleichwie das Teut-<lb/>
&#x017F;che Spru&#x0364;chwort: <hi rendition="#fr">Geld, Ma&#x0364;gdgen, ich habe<lb/>
dich lieb?</hi> Und das Engli&#x017F;che: <hi rendition="#fr">Geld machet,<lb/>
daß die Ma&#x0364;hre gehet;</hi> ein wahr Wort i&#x017F;t, und<lb/>
Soldaten mit ihrem Flei&#x017F;che nicht theuer zu &#x017F;eyn<lb/>
pflegen, &#x017F;ondern die Keu&#x017F;chheit &#x017F;o wenig als das Be-<lb/>
then achten; Al&#x017F;o fanden &#x017F;ich &#x017F;ehr viel hungrige<lb/>
Schlucker, beydes am Morgen, Mittag und Abend<lb/>
in ihrem Hau&#x017F;e ein, daß &#x017F;olches mehr dem Palla&#x017F;t<lb/>
der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Hertzogin des Landes, als einem &#x017F;olchen<lb/>
Schand-Ne&#x017F;te, gleich &#x017F;chiene. Allein, obwohl<lb/>
noch biß <hi rendition="#aq">dato</hi> ihre <hi rendition="#aq">Station</hi> von allen Arten des<lb/>
Wohl&#x017F;tandes und der Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit bedienet zu<lb/>
werden &#x017F;cheinet; So pfleget doch &#x017F;elten einer Frauen<lb/>
die Abtru&#x0364;nnigkeit, Treulo&#x017F;igkeit und Fal&#x017F;chheit, die<lb/>
&#x017F;ie an ihrem Manne und Ehe-Bette veru&#x0364;bet, am<lb/>
Ende fu&#x0364;r voll hinaus zu gehen: Wie &#x017F;ie aus denen<lb/>
&#x017F;chrecklichen Gerichten zweyer <hi rendition="#aq">Famili</hi>en, zu deren<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Untergang und Vernichtung &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten zum a&#x0364;rgerlichen Werckzeuge auffgeworffen,<lb/>
kla&#x0364;rlich abnehmen kan.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">XLII.</hi> </hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[526/0546] Der Capitain P ‒ ‒ r, und J ‒ ‒, &c. ihrem Mangel nicht zu ſtatten kommen wollte, ſo fanden ſich deren genug, die ſichs noch fuͤr eine Ehre ſchaͤtzten, mit ihrer Gunſt beſeeliget zu werden. Jh- re Schoͤnheit war zwar nicht mehr extraordi- nair; Doch erſatzte ſolche ihr Verſtand, welcher, nebſt einem guten Beutel Gelde, einen ieglichen von ihren alten Kund-Leuten verpflichtete, ihr unterthaͤ- niger Diener zu ſeyn: Denn, gleichwie das Teut- ſche Spruͤchwort: Geld, Maͤgdgen, ich habe dich lieb? Und das Engliſche: Geld machet, daß die Maͤhre gehet; ein wahr Wort iſt, und Soldaten mit ihrem Fleiſche nicht theuer zu ſeyn pflegen, ſondern die Keuſchheit ſo wenig als das Be- then achten; Alſo fanden ſich ſehr viel hungrige Schlucker, beydes am Morgen, Mittag und Abend in ihrem Hauſe ein, daß ſolches mehr dem Pallaſt der groͤſſeſten Hertzogin des Landes, als einem ſolchen Schand-Neſte, gleich ſchiene. Allein, obwohl noch biß dato ihre Station von allen Arten des Wohlſtandes und der Gluͤckſeligkeit bedienet zu werden ſcheinet; So pfleget doch ſelten einer Frauen die Abtruͤnnigkeit, Treuloſigkeit und Falſchheit, die ſie an ihrem Manne und Ehe-Bette veruͤbet, am Ende fuͤr voll hinaus zu gehen: Wie ſie aus denen ſchrecklichen Gerichten zweyer Familien, zu deren aͤuſſerſten Untergang und Vernichtung ſie ſich ſelb- ſten zum aͤrgerlichen Werckzeuge auffgeworffen, klaͤrlich abnehmen kan. XLII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/546
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/546>, abgerufen am 25.04.2024.