Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Die heimlichen Liebes-Geschichte
scher Sprache einen langen Discours von der Lie-
be: Jn welcher Materie sie den Ovidium de
Arte amandi
gelesen zu haben schienen, weil sie
nicht für unmöglich hielten, ein Frauen-Bild, das
schön ist, mit Lob-Reden, ein züchtiges mit
Bitten, ein geitziges mit Promessen, und ein
stoltzes mit Geschencken gewinnen zu können.

Ibrahim Amet hatte sich in die älteste von die-
sen Schwestern, Nahmens Arabella Hays, ver-
liebet: Welche den Verstand eines Mannes, die
Klugheit einer Schlangen, und die Schönheit ei-
nes Engels besasse: Welche vortreffliche Vollkom-
menheiten ihr Gelegenheit gaben, unterschiedliche
listigen Anschläge zu gebrauchen, die Addressen
vieler vornehmer Herren, die ihr täglich angetragen
wurden, zu hintertreiben.

Weil sich nun dieser Türcke, der eine seinem
Stande gemässe Erfahrenheit in denen meisten E-
xercitiis
besasse, worunter sein Meister-Stück im
Voltisiren bestunde, gleich bey dem ersten Anblick
gantz sterblich in sie verliebet hatte, waren seine Le-
bens-Geister in solcher Verwirrung, biß er sie wie-
der sahe, daß die Unordnung und Veränderung sei-
ner Gestalt seinen vertrautesten Freunden nicht un-
bekannt bleiben kunnte: Und als er des nächsten
Tages eine Visite bey dieser Schönen abstattete,
welche ihn mit einer sonderbaren Ehrerbietig- und
Höflichkeit empfienge, kunnte er sich nicht enthal-

ten,

Die heimlichen Liebes-Geſchichte
ſcher Sprache einen langen Diſcours von der Lie-
be: Jn welcher Materie ſie den Ovidium de
Arte amandi
geleſen zu haben ſchienen, weil ſie
nicht fuͤr unmoͤglich hielten, ein Frauen-Bild, das
ſchoͤn iſt, mit Lob-Reden, ein zuͤchtiges mit
Bitten, ein geitziges mit Promeſſen, und ein
ſtoltzes mit Geſchencken gewinnen zu koͤnnen.

Ibrahim Amet hatte ſich in die aͤlteſte von die-
ſen Schweſtern, Nahmens Arabella Hays, ver-
liebet: Welche den Verſtand eines Mannes, die
Klugheit einer Schlangen, und die Schoͤnheit ei-
nes Engels beſaſſe: Welche vortreffliche Vollkom-
menheiten ihr Gelegenheit gaben, unterſchiedliche
liſtigen Anſchlaͤge zu gebrauchen, die Addreſſen
vieler vornehmer Herren, die ihr taͤglich angetragen
wurden, zu hintertreiben.

Weil ſich nun dieſer Tuͤrcke, der eine ſeinem
Stande gemaͤſſe Erfahrenheit in denen meiſten E-
xercitiis
beſaſſe, worunter ſein Meiſter-Stuͤck im
Voltiſiren beſtunde, gleich bey dem erſten Anblick
gantz ſterblich in ſie verliebet hatte, waren ſeine Le-
bens-Geiſter in ſolcher Verwirrung, biß er ſie wie-
der ſahe, daß die Unordnung und Veraͤnderung ſei-
ner Geſtalt ſeinen vertrauteſten Freunden nicht un-
bekannt bleiben kunnte: Und als er des naͤchſten
Tages eine Viſite bey dieſer Schoͤnen abſtattete,
welche ihn mit einer ſonderbaren Ehrerbietig- und
Hoͤflichkeit empfienge, kunnte er ſich nicht enthal-

ten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0548" n="528"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die heimlichen Liebes-Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
&#x017F;cher Sprache einen langen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi> von der Lie-<lb/>
be: Jn welcher Materie &#x017F;ie den <hi rendition="#aq">Ovidium de<lb/>
Arte amandi</hi> gele&#x017F;en zu haben &#x017F;chienen, weil &#x017F;ie<lb/>
nicht fu&#x0364;r unmo&#x0364;glich hielten, ein Frauen-Bild, das<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;cho&#x0364;n</hi> i&#x017F;t, mit <hi rendition="#fr">Lob-Reden,</hi> ein <hi rendition="#fr">zu&#x0364;chtiges</hi> mit<lb/><hi rendition="#fr">Bitten,</hi> ein <hi rendition="#fr">geitziges</hi> mit <hi rendition="#aq">Prome&#x017F;&#x017F;</hi><hi rendition="#fr">en,</hi> und ein<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;toltzes</hi> mit <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;chencken</hi> gewinnen zu ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ibrahim Amet</hi> hatte &#x017F;ich in die a&#x0364;lte&#x017F;te von die-<lb/>
&#x017F;en Schwe&#x017F;tern, Nahmens <hi rendition="#aq">Arabella Hays,</hi> ver-<lb/>
liebet: Welche den Ver&#x017F;tand eines Mannes, die<lb/>
Klugheit einer Schlangen, und die Scho&#x0364;nheit ei-<lb/>
nes Engels be&#x017F;a&#x017F;&#x017F;e: Welche vortreffliche Vollkom-<lb/>
menheiten ihr Gelegenheit gaben, unter&#x017F;chiedliche<lb/>
li&#x017F;tigen An&#x017F;chla&#x0364;ge zu gebrauchen, die <hi rendition="#aq">Addre&#x017F;&#x017F;</hi>en<lb/>
vieler vornehmer Herren, die ihr ta&#x0364;glich angetragen<lb/>
wurden, zu hintertreiben.</p><lb/>
          <p>Weil &#x017F;ich nun die&#x017F;er Tu&#x0364;rcke, der eine &#x017F;einem<lb/>
Stande gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Erfahrenheit in denen mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">E-<lb/>
xercitiis</hi> be&#x017F;a&#x017F;&#x017F;e, worunter &#x017F;ein Mei&#x017F;ter-Stu&#x0364;ck im<lb/><hi rendition="#aq">Volti&#x017F;i</hi>ren be&#x017F;tunde, gleich bey dem er&#x017F;ten Anblick<lb/>
gantz &#x017F;terblich in &#x017F;ie verliebet hatte, waren &#x017F;eine Le-<lb/>
bens-Gei&#x017F;ter in &#x017F;olcher Verwirrung, biß er &#x017F;ie wie-<lb/>
der &#x017F;ahe, daß die Unordnung und Vera&#x0364;nderung &#x017F;ei-<lb/>
ner Ge&#x017F;talt &#x017F;einen vertraute&#x017F;ten Freunden nicht un-<lb/>
bekannt bleiben kunnte: Und als er des na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Tages eine <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite</hi> bey die&#x017F;er Scho&#x0364;nen ab&#x017F;tattete,<lb/>
welche ihn mit einer &#x017F;onderbaren Ehrerbietig- und<lb/>
Ho&#x0364;flichkeit empfienge, kunnte er &#x017F;ich nicht enthal-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[528/0548] Die heimlichen Liebes-Geſchichte ſcher Sprache einen langen Diſcours von der Lie- be: Jn welcher Materie ſie den Ovidium de Arte amandi geleſen zu haben ſchienen, weil ſie nicht fuͤr unmoͤglich hielten, ein Frauen-Bild, das ſchoͤn iſt, mit Lob-Reden, ein zuͤchtiges mit Bitten, ein geitziges mit Promeſſen, und ein ſtoltzes mit Geſchencken gewinnen zu koͤnnen. Ibrahim Amet hatte ſich in die aͤlteſte von die- ſen Schweſtern, Nahmens Arabella Hays, ver- liebet: Welche den Verſtand eines Mannes, die Klugheit einer Schlangen, und die Schoͤnheit ei- nes Engels beſaſſe: Welche vortreffliche Vollkom- menheiten ihr Gelegenheit gaben, unterſchiedliche liſtigen Anſchlaͤge zu gebrauchen, die Addreſſen vieler vornehmer Herren, die ihr taͤglich angetragen wurden, zu hintertreiben. Weil ſich nun dieſer Tuͤrcke, der eine ſeinem Stande gemaͤſſe Erfahrenheit in denen meiſten E- xercitiis beſaſſe, worunter ſein Meiſter-Stuͤck im Voltiſiren beſtunde, gleich bey dem erſten Anblick gantz ſterblich in ſie verliebet hatte, waren ſeine Le- bens-Geiſter in ſolcher Verwirrung, biß er ſie wie- der ſahe, daß die Unordnung und Veraͤnderung ſei- ner Geſtalt ſeinen vertrauteſten Freunden nicht un- bekannt bleiben kunnte: Und als er des naͤchſten Tages eine Viſite bey dieſer Schoͤnen abſtattete, welche ihn mit einer ſonderbaren Ehrerbietig- und Hoͤflichkeit empfienge, kunnte er ſich nicht enthal- ten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/548
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/548>, abgerufen am 16.04.2024.