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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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zweer berühmten Türcken.
kommenheit und Schwäche an sich be-
fände, so glaube sie schwerlich, ob ihre Ge-
sellschafft ihm einiges Vergnügen, viel-
weniger Glückseligkeit gewähren könn-
te.
Der Türck versatzte: Dero Verdienste
haben so viel Gewalt über mich, daß sie
mich verpflichten, ihnen mein Hertz völ-
lig aufzuopffern.
Hiermit zog er einen reich-
lich mit Gold gestickten Beutel aus seinem Schub-
sacke heraus, und aus demselbigen einen curieus-
mit Schmeltzwerck ausgearbeiteten Ring, worauf
diese Worte stunden:

Die Sterne, die ich seh, sind zwar gantz oh-
ne Zahl,
Doch blendet keiner mich so, wie dein Au-
gen-Strahl!

Weil nun dieses Present der Mademoisel-
le Hayes
am Neuen-Jahrs heil. Abend verehret
wurde, schätzte sie es so hoch, daß sie ihm des fol-
gendes Morgens sehr frühe dieses Brieffgen über-
sendete:

Mein Herr!

Woferne dero Hertz ihr eigen ist, ver-
lange ich es zu einem Neu-Jahrs-Ge-

schen-

zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
kommenheit und Schwaͤche an ſich be-
faͤnde, ſo glaube ſie ſchwerlich, ob ihre Ge-
ſellſchafft ihm einiges Vergnuͤgen, viel-
weniger Gluͤckſeligkeit gewaͤhren koͤnn-
te.
Der Tuͤrck verſatzte: Dero Verdienſte
haben ſo viel Gewalt uͤber mich, daß ſie
mich verpflichten, ihnen mein Hertz voͤl-
lig aufzuopffern.
Hiermit zog er einen reich-
lich mit Gold geſtickten Beutel aus ſeinem Schub-
ſacke heraus, und aus demſelbigen einen curieuſ-
mit Schmeltzwerck ausgearbeiteten Ring, worauf
dieſe Worte ſtunden:

Die Sterne, die ich ſeh, ſind zwar gantz oh-
ne Zahl,
Doch blendet keiner mich ſo, wie dein Au-
gen-Strahl!

Weil nun dieſes Preſent der Mademoiſel-
le Hayes
am Neuen-Jahrs heil. Abend verehret
wurde, ſchaͤtzte ſie es ſo hoch, daß ſie ihm des fol-
gendes Morgens ſehr fruͤhe dieſes Brieffgen uͤber-
ſendete:

Mein Herr!

Woferne dero Hertz ihr eigen iſt, ver-
lange ich es zu einem Neu-Jahrs-Ge-

ſchen-
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[543/0563] zweer beruͤhmten Tuͤrcken. kommenheit und Schwaͤche an ſich be- faͤnde, ſo glaube ſie ſchwerlich, ob ihre Ge- ſellſchafft ihm einiges Vergnuͤgen, viel- weniger Gluͤckſeligkeit gewaͤhren koͤnn- te. Der Tuͤrck verſatzte: Dero Verdienſte haben ſo viel Gewalt uͤber mich, daß ſie mich verpflichten, ihnen mein Hertz voͤl- lig aufzuopffern. Hiermit zog er einen reich- lich mit Gold geſtickten Beutel aus ſeinem Schub- ſacke heraus, und aus demſelbigen einen curieuſ- mit Schmeltzwerck ausgearbeiteten Ring, worauf dieſe Worte ſtunden: Die Sterne, die ich ſeh, ſind zwar gantz oh- ne Zahl, Doch blendet keiner mich ſo, wie dein Au- gen-Strahl! Weil nun dieſes Preſent der Mademoiſel- le Hayes am Neuen-Jahrs heil. Abend verehret wurde, ſchaͤtzte ſie es ſo hoch, daß ſie ihm des fol- gendes Morgens ſehr fruͤhe dieſes Brieffgen uͤber- ſendete: Mein Herr! Woferne dero Hertz ihr eigen iſt, ver- lange ich es zu einem Neu-Jahrs-Ge- ſchen-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/563>, abgerufen am 25.04.2024.