Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Die heimlichen Liebes-Geschichte
schencke, und wird mir keine andere Ver-
ehrung von ihnen angenehm seyn. Wenn
es in ihrer Gewalt ist, verpflichten sie mich
durch dessen Ubersendung; Und seynd
sie versichert, daß ich nichts habe, ich sa-
ge, nichts, welches ich zur Erwiederung
für ein
Present, welches mir so schätzbar
seyn wird, abschlagen werde, die ich ver-
harre

Dero
gäntzlich eigene
A. H.

Jn diesem Briefe war ein sauberer güldener Ring
eingeschlossen, worauf dieser poetische Einfall
stunde:

Gleichwie ich hoff' so lassen mich gewinnen
Ein treues Hertz und Diamantne Sinnen!

Nichts hätte dem Ibrahim erfreulichers in die
Hände und Augen fallen können, als dieser Brieff
nebst dem Present; Als er aber den Jnhalt darvon
lase, welcher verlangte, daß er ihr sein Hertz übersen-
den sollte, schiene ihm (weil er nichts von der Engli-
schen Gewohnheit wuste, nach welcher das Volck am

1sten

Die heimlichen Liebes-Geſchichte
ſchencke, und wird mir keine andere Ver-
ehrung von ihnen angenehm ſeyn. Wenn
es in ihrer Gewalt iſt, verpflichten ſie mich
durch deſſen Uberſendung; Und ſeynd
ſie verſichert, daß ich nichts habe, ich ſa-
ge, nichts, welches ich zur Erwiederung
fuͤr ein
Preſent, welches mir ſo ſchaͤtzbar
ſeyn wird, abſchlagen werde, die ich ver-
harre

Dero
gaͤntzlich eigene
A. H.

Jn dieſem Briefe war ein ſauberer guͤldener Ring
eingeſchloſſen, worauf dieſer poëtiſche Einfall
ſtunde:

Gleichwie ich hoff’ ſo laſſen mich gewinnen
Ein treues Hertz und Diamantne Sinnen!

Nichts haͤtte dem Ibrahim erfreulichers in die
Haͤnde und Augen fallen koͤnnen, als dieſer Brieff
nebſt dem Preſent; Als er aber den Jnhalt darvon
laſe, welcher verlangte, daß er ihr ſein Hertz uͤberſen-
den ſollte, ſchiene ihm (weil er nichts von der Engli-
ſchen Gewohnheit wuſte, nach welcher das Volck am

1ſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter">
                <p>
                  <pb facs="#f0564" n="544"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die heimlichen Liebes-Ge&#x017F;chichte</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">&#x017F;chencke, und wird mir keine andere Ver-<lb/>
ehrung von ihnen angenehm &#x017F;eyn. Wenn<lb/>
es in ihrer Gewalt i&#x017F;t, verpflichten &#x017F;ie mich<lb/>
durch de&#x017F;&#x017F;en Uber&#x017F;endung; Und &#x017F;eynd<lb/>
&#x017F;ie ver&#x017F;ichert, daß ich nichts habe, ich &#x017F;a-<lb/>
ge, nichts, welches ich zur Erwiederung<lb/>
fu&#x0364;r ein</hi> <hi rendition="#aq">Pre&#x017F;ent,</hi> <hi rendition="#fr">welches mir &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;tzbar<lb/>
&#x017F;eyn wird, ab&#x017F;chlagen werde, die ich ver-<lb/>
harre</hi> </p><lb/>
                <closer>
                  <salute> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Dero</hi><lb/>
ga&#x0364;ntzlich eigene<lb/><hi rendition="#aq">A. H.</hi></hi> </salute>
                </closer>
              </div>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Jn die&#x017F;em Briefe war ein &#x017F;auberer gu&#x0364;ldener Ring<lb/>
einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, worauf die&#x017F;er <hi rendition="#aq">poëti</hi>&#x017F;che Einfall<lb/>
&#x017F;tunde:</p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#fr">Gleichwie ich hoff&#x2019; &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en mich gewinnen</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Ein treues Hertz und Diamantne Sinnen!</hi> </l>
              </lg>
            </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Nichts ha&#x0364;tte dem <hi rendition="#aq">Ibrahim</hi> erfreulichers in die<lb/>
Ha&#x0364;nde und Augen fallen ko&#x0364;nnen, als die&#x017F;er Brieff<lb/>
neb&#x017F;t dem <hi rendition="#aq">Pre&#x017F;ent;</hi> Als er aber den Jnhalt darvon<lb/>
la&#x017F;e, welcher verlangte, daß er ihr &#x017F;ein Hertz u&#x0364;ber&#x017F;en-<lb/>
den &#x017F;ollte, &#x017F;chiene ihm (weil er nichts von der Engli-<lb/>
&#x017F;chen Gewohnheit wu&#x017F;te, nach welcher das Volck am<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">1&#x017F;ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[544/0564] Die heimlichen Liebes-Geſchichte ſchencke, und wird mir keine andere Ver- ehrung von ihnen angenehm ſeyn. Wenn es in ihrer Gewalt iſt, verpflichten ſie mich durch deſſen Uberſendung; Und ſeynd ſie verſichert, daß ich nichts habe, ich ſa- ge, nichts, welches ich zur Erwiederung fuͤr ein Preſent, welches mir ſo ſchaͤtzbar ſeyn wird, abſchlagen werde, die ich ver- harre Dero gaͤntzlich eigene A. H. Jn dieſem Briefe war ein ſauberer guͤldener Ring eingeſchloſſen, worauf dieſer poëtiſche Einfall ſtunde: Gleichwie ich hoff’ ſo laſſen mich gewinnen Ein treues Hertz und Diamantne Sinnen! Nichts haͤtte dem Ibrahim erfreulichers in die Haͤnde und Augen fallen koͤnnen, als dieſer Brieff nebſt dem Preſent; Als er aber den Jnhalt darvon laſe, welcher verlangte, daß er ihr ſein Hertz uͤberſen- den ſollte, ſchiene ihm (weil er nichts von der Engli- ſchen Gewohnheit wuſte, nach welcher das Volck am 1ſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/564
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/564>, abgerufen am 29.03.2024.