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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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II. Der Kampf der Theile im Organismus.
maligen Entstehung des Lebens begonnen und seitdem nicht
aufgehört haben, und es ist dabei natürlich, dass die allge-
meinsten Eigenschaften zuerst gezüchtet worden sind, so dass
der erste Anfang dessen, was wir im Folgenden zu entwickeln
haben werden, zum Theil schon in der Zeit der Entstehung
des Organischen zu suchen ist. Und ebenso ist es selbstver-
ständlich, dass in Zeiten stärkerer Variabilität der Kampf der
Theile auch entsprechend heftiger und von grösserer Bedeutung
hat sein müssen als in den Perioden der annähernden Constanz
der Arten. Ueber die Zeiten aber, oder physiologisch ge-
sprochen über die Zahl von Generationen, welche nöthig war
zur Ausbildung der zu besprechenden Eigenschaften, können
wir ebenso wenig etwas auch nur annäherungsweise Richtiges
sagen, als wir über die Grösse der in früherer Zeit auf ein-
mal vorgekommenen Variationen und über die Energie der
früheren Lebensprocesse etwas wissen.

B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile.

Gehen wir nun nach dieser allgemeinen Begründung zur
Untersuchung der Art und der Leistungen des Kampfes der
Theile im Speciellen über, so muss er nothwendig in ebenso viele
Unterinstanzen zerfallen, als selbständig variirende Einheiten
da sind, also in einen Kampf der Zellentheilchen, der Zellen,
der Gewebe und der Organe, jede Einheit nur mit Ihresgleichen
kämpfend. Denn ein Kampf zwischen Angehörigen verschiede-
ner Einheiten, etwa eines Plasson-Moleküls mit einer Zelle,
oder einer Zelle mit einem Organ wäre wie eine Summation
von Differentialen verschiedener Ordnung. Erst wenn sich die
Eigenschaft eines Theilchens niederer Ordnung durch Ausbrei-
tung zu einer Individualität höherer Ordnung vergrössert hat,
also erst, wenn das Differential zweiter Ordnung zu einem

II. Der Kampf der Theile im Organismus.
maligen Entstehung des Lebens begonnen und seitdem nicht
aufgehört haben, und es ist dabei natürlich, dass die allge-
meinsten Eigenschaften zuerst gezüchtet worden sind, so dass
der erste Anfang dessen, was wir im Folgenden zu entwickeln
haben werden, zum Theil schon in der Zeit der Entstehung
des Organischen zu suchen ist. Und ebenso ist es selbstver-
ständlich, dass in Zeiten stärkerer Variabilität der Kampf der
Theile auch entsprechend heftiger und von grösserer Bedeutung
hat sein müssen als in den Perioden der annähernden Constanz
der Arten. Ueber die Zeiten aber, oder physiologisch ge-
sprochen über die Zahl von Generationen, welche nöthig war
zur Ausbildung der zu besprechenden Eigenschaften, können
wir ebenso wenig etwas auch nur annäherungsweise Richtiges
sagen, als wir über die Grösse der in früherer Zeit auf ein-
mal vorgekommenen Variationen und über die Energie der
früheren Lebensprocesse etwas wissen.

B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile.

Gehen wir nun nach dieser allgemeinen Begründung zur
Untersuchung der Art und der Leistungen des Kampfes der
Theile im Speciellen über, so muss er nothwendig in ebenso viele
Unterinstanzen zerfallen, als selbständig variirende Einheiten
da sind, also in einen Kampf der Zellentheilchen, der Zellen,
der Gewebe und der Organe, jede Einheit nur mit Ihresgleichen
kämpfend. Denn ein Kampf zwischen Angehörigen verschiede-
ner Einheiten, etwa eines Plasson-Moleküls mit einer Zelle,
oder einer Zelle mit einem Organ wäre wie eine Summation
von Differentialen verschiedener Ordnung. Erst wenn sich die
Eigenschaft eines Theilchens niederer Ordnung durch Ausbrei-
tung zu einer Individualität höherer Ordnung vergrössert hat,
also erst, wenn das Differential zweiter Ordnung zu einem

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[72/0086] II. Der Kampf der Theile im Organismus. maligen Entstehung des Lebens begonnen und seitdem nicht aufgehört haben, und es ist dabei natürlich, dass die allge- meinsten Eigenschaften zuerst gezüchtet worden sind, so dass der erste Anfang dessen, was wir im Folgenden zu entwickeln haben werden, zum Theil schon in der Zeit der Entstehung des Organischen zu suchen ist. Und ebenso ist es selbstver- ständlich, dass in Zeiten stärkerer Variabilität der Kampf der Theile auch entsprechend heftiger und von grösserer Bedeutung hat sein müssen als in den Perioden der annähernden Constanz der Arten. Ueber die Zeiten aber, oder physiologisch ge- sprochen über die Zahl von Generationen, welche nöthig war zur Ausbildung der zu besprechenden Eigenschaften, können wir ebenso wenig etwas auch nur annäherungsweise Richtiges sagen, als wir über die Grösse der in früherer Zeit auf ein- mal vorgekommenen Variationen und über die Energie der früheren Lebensprocesse etwas wissen. B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile. Gehen wir nun nach dieser allgemeinen Begründung zur Untersuchung der Art und der Leistungen des Kampfes der Theile im Speciellen über, so muss er nothwendig in ebenso viele Unterinstanzen zerfallen, als selbständig variirende Einheiten da sind, also in einen Kampf der Zellentheilchen, der Zellen, der Gewebe und der Organe, jede Einheit nur mit Ihresgleichen kämpfend. Denn ein Kampf zwischen Angehörigen verschiede- ner Einheiten, etwa eines Plasson-Moleküls mit einer Zelle, oder einer Zelle mit einem Organ wäre wie eine Summation von Differentialen verschiedener Ordnung. Erst wenn sich die Eigenschaft eines Theilchens niederer Ordnung durch Ausbrei- tung zu einer Individualität höherer Ordnung vergrössert hat, also erst, wenn das Differential zweiter Ordnung zu einem

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/86>, abgerufen am 28.03.2024.