Mathilde. Ja, Tante, und ich habe es nicht gehalten. Das ist wohl meine Schuld, und ist schlecht von mir, denn du bist so gut, ich sollte dir nichts verschweigen. Aber es war auch wie- der nicht meine Schuld. Wir waren so lange in N., da dacht' ich wenig Böses: ich war fast im- mer lustig. Und nun wir wieder hier sind, scheu- te ich mich wieder vor dir, daß ich doch noch nicht besser wäre.
Jch. Magst du es denn keinem Menschen sa- gen, wann du mißvergnügt bist? was dir fehlt? Nicht Jda, und nicht mir?
Mathilde. Liebe Tante, ich habe es gestern einem Papier gesagt; soll ich das holen? Willst du es lesen, und mir auch gewiß nicht böse seyn?
Jch. Geh, und hole es, ich will dir nicht böse seyn; da hast du meine Hand darauf. Aber komm bald wieder, so lange wir noch allein sind.
Sie ward heiter, ging und kam bald mit dem Blatte.
Mathilde. Ja, Tante, und ich habe es nicht gehalten. Das iſt wohl meine Schuld, und iſt ſchlecht von mir, denn du biſt ſo gut, ich ſollte dir nichts verſchweigen. Aber es war auch wie- der nicht meine Schuld. Wir waren ſo lange in N., da dacht’ ich wenig Böſes: ich war faſt im- mer luſtig. Und nun wir wieder hier ſind, ſcheu- te ich mich wieder vor dir, daß ich doch noch nicht beſſer wäre.
Jch. Magſt du es denn keinem Menſchen ſa- gen, wann du mißvergnügt biſt? was dir fehlt? Nicht Jda, und nicht mir?
Mathilde. Liebe Tante, ich habe es geſtern einem Papier geſagt; ſoll ich das holen? Willſt du es leſen, und mir auch gewiß nicht böſe ſeyn?
Jch. Geh, und hole es, ich will dir nicht böſe ſeyn; da haſt du meine Hand darauf. Aber komm bald wieder, ſo lange wir noch allein ſind.
Sie ward heiter, ging und kam bald mit dem Blatte.
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Mathilde. Ja, Tante, und ich habe es nicht
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ſchlecht von mir, denn du biſt ſo gut, ich ſollte
dir nichts verſchweigen. Aber es war auch wie-
der nicht meine Schuld. Wir waren ſo lange in
N., da dacht’ ich wenig Böſes: ich war faſt im-
mer luſtig. Und nun wir wieder hier ſind, ſcheu-
te ich mich wieder vor dir, daß ich doch noch nicht
beſſer wäre.
Jch. Magſt du es denn keinem Menſchen ſa-
gen, wann du mißvergnügt biſt? was dir fehlt?
Nicht Jda, und nicht mir?
Mathilde. Liebe Tante, ich habe es geſtern
einem Papier geſagt; ſoll ich das holen? Willſt
du es leſen, und mir auch gewiß nicht böſe ſeyn?
Jch. Geh, und hole es, ich will dir nicht böſe
ſeyn; da haſt du meine Hand darauf. Aber komm
bald wieder, ſo lange wir noch allein ſind.
Sie ward heiter, ging und kam bald mit dem
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/213>, abgerufen am 12.11.2024.
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