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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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kommst, wirst Du uns so viel erzählen können.
Und Herr von Platov noch mehr. Aber ich möch-
te doch nicht mit euch reisen. Es ist hier gar zu
schön. Jch habe auch ein liebes Reh, das so flink
ist, und Lüftchen heißt. Und Mathilde hat einen
Pfau, der ist ganz weiß, und hat einen langen
langen Schweif, und wenn sie Alba ruft, so kommt
er geflogen. Mathilde und Clärchen haben Dich
sehr lieb; oft zanken sie, wer von ihnen Dich am
liebsten hat, und dann muß ich lachen; denn kei-
ner kann es ja wissen, wie der andere lieb hat,
nur das weiß ich, daß kein Mensch Woldemar so
lieb haben kann, wie Jda. Was wir hier alles
lernen, das will Clärchen Dir schreiben: ich habe
es ihr versprechen müssen, daß ich es nicht thun
will. Mathilde schreibt Dir einen langen Brief:
sie will mir nicht sagen, wovon sie Dir schreibt.
Bringe mir ja auch schöne Bilder mit, wenn Du
wieder kommst, den Joseph, den die bösen Brüder
verkauften, und der so kläglich bittet. Nicht wahr,
Woldemar, Du würdest Dein Schwesterchen nicht
verkaufen?

Ach ich möchte Dir noch so viel schreiben: aber

kommſt, wirſt Du uns ſo viel erzählen können.
Und Herr von Platov noch mehr. Aber ich möch-
te doch nicht mit euch reiſen. Es iſt hier gar zu
ſchön. Jch habe auch ein liebes Reh, das ſo flink
iſt, und Lüftchen heißt. Und Mathilde hat einen
Pfau, der iſt ganz weiß, und hat einen langen
langen Schweif, und wenn ſie Alba ruft, ſo kommt
er geflogen. Mathilde und Clärchen haben Dich
ſehr lieb; oft zanken ſie, wer von ihnen Dich am
liebſten hat, und dann muß ich lachen; denn kei-
ner kann es ja wiſſen, wie der andere lieb hat,
nur das weiß ich, daß kein Menſch Woldemar ſo
lieb haben kann, wie Jda. Was wir hier alles
lernen, das will Clärchen Dir ſchreiben: ich habe
es ihr verſprechen müſſen, daß ich es nicht thun
will. Mathilde ſchreibt Dir einen langen Brief:
ſie will mir nicht ſagen, wovon ſie Dir ſchreibt.
Bringe mir ja auch ſchöne Bilder mit, wenn Du
wieder kommſt, den Joſeph, den die böſen Brüder
verkauften, und der ſo kläglich bittet. Nicht wahr,
Woldemar, Du würdeſt Dein Schweſterchen nicht
verkaufen?

Ach ich möchte Dir noch ſo viel ſchreiben: aber

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[14/0022] kommſt, wirſt Du uns ſo viel erzählen können. Und Herr von Platov noch mehr. Aber ich möch- te doch nicht mit euch reiſen. Es iſt hier gar zu ſchön. Jch habe auch ein liebes Reh, das ſo flink iſt, und Lüftchen heißt. Und Mathilde hat einen Pfau, der iſt ganz weiß, und hat einen langen langen Schweif, und wenn ſie Alba ruft, ſo kommt er geflogen. Mathilde und Clärchen haben Dich ſehr lieb; oft zanken ſie, wer von ihnen Dich am liebſten hat, und dann muß ich lachen; denn kei- ner kann es ja wiſſen, wie der andere lieb hat, nur das weiß ich, daß kein Menſch Woldemar ſo lieb haben kann, wie Jda. Was wir hier alles lernen, das will Clärchen Dir ſchreiben: ich habe es ihr verſprechen müſſen, daß ich es nicht thun will. Mathilde ſchreibt Dir einen langen Brief: ſie will mir nicht ſagen, wovon ſie Dir ſchreibt. Bringe mir ja auch ſchöne Bilder mit, wenn Du wieder kommſt, den Joſeph, den die böſen Brüder verkauften, und der ſo kläglich bittet. Nicht wahr, Woldemar, Du würdeſt Dein Schweſterchen nicht verkaufen? Ach ich möchte Dir noch ſo viel ſchreiben: aber

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/22>, abgerufen am 28.03.2024.