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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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mit wir uns deß so lange als möglich vorher freuen.
Sehen müssen wir uns aber auf alle Weise, ehe
Du so gar fern von uns scheidest.

Du wirst also dem alten Schauplatze großer
Thaten und Menschen sehr nahe seyn, ihn zum
Theil mit eigenen Augen sehen: ich könnte Dich
beneiden! Und doch wünscht' ich, Du bliebst bei
uns im trauten Vaterlande, und wir machten alle
nur eine liebende Familie aus -- auf keinen
Fall könnte ich mich nun von diesen Kindern tren-
nen, ehe ihre Bildung vollendet ist. Jetzt fodert
das Schicksal selbst von Dir, daß Du mir diese
schöne Pflicht ganz übertragest.

Wie herrlich wär' es, wenn wir beisammen auf
dem schönsten Fleckchen Deutschlandes wohnten!
Doch, sollte Dein Mann einst nach Jtalien beru-
fen werden: auch da könnten wir vereint leben.

Schreibe bald, und laß es möglich werden, daß
wir in D. zusammentreffen: ich bitte Dich. Auch
kann ich es von Deinem Manne nicht anders

mit wir uns deß ſo lange als möglich vorher freuen.
Sehen müſſen wir uns aber auf alle Weiſe, ehe
Du ſo gar fern von uns ſcheideſt.

Du wirſt alſo dem alten Schauplatze großer
Thaten und Menſchen ſehr nahe ſeyn, ihn zum
Theil mit eigenen Augen ſehen: ich könnte Dich
beneiden! Und doch wünſcht’ ich, Du bliebſt bei
uns im trauten Vaterlande, und wir machten alle
nur eine liebende Familie aus — auf keinen
Fall könnte ich mich nun von dieſen Kindern tren-
nen, ehe ihre Bildung vollendet iſt. Jetzt fodert
das Schickſal ſelbſt von Dir, daß Du mir dieſe
ſchöne Pflicht ganz übertrageſt.

Wie herrlich wär’ es, wenn wir beiſammen auf
dem ſchönſten Fleckchen Deutſchlandes wohnten!
Doch, ſollte Dein Mann einſt nach Jtalien beru-
fen werden: auch da könnten wir vereint leben.

Schreibe bald, und laß es möglich werden, daß
wir in D. zuſammentreffen: ich bitte Dich. Auch
kann ich es von Deinem Manne nicht anders

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[29/0037] mit wir uns deß ſo lange als möglich vorher freuen. Sehen müſſen wir uns aber auf alle Weiſe, ehe Du ſo gar fern von uns ſcheideſt. Du wirſt alſo dem alten Schauplatze großer Thaten und Menſchen ſehr nahe ſeyn, ihn zum Theil mit eigenen Augen ſehen: ich könnte Dich beneiden! Und doch wünſcht’ ich, Du bliebſt bei uns im trauten Vaterlande, und wir machten alle nur eine liebende Familie aus — auf keinen Fall könnte ich mich nun von dieſen Kindern tren- nen, ehe ihre Bildung vollendet iſt. Jetzt fodert das Schickſal ſelbſt von Dir, daß Du mir dieſe ſchöne Pflicht ganz übertrageſt. Wie herrlich wär’ es, wenn wir beiſammen auf dem ſchönſten Fleckchen Deutſchlandes wohnten! Doch, ſollte Dein Mann einſt nach Jtalien beru- fen werden: auch da könnten wir vereint leben. Schreibe bald, und laß es möglich werden, daß wir in D. zuſammentreffen: ich bitte Dich. Auch kann ich es von Deinem Manne nicht anders

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/37>, abgerufen am 25.04.2024.