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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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Auf das Land wollte ich nicht wieder zurückkeh-
ren, weil die schlimme Jahrszeit schon so weit
vorgerückt war, und um uns nicht wieder eine
neue Trennung zu bereiten. Und die Stadt, --
wie schrecklich öde war sie mir geworden! Nach
und nach haben wir uns selbst wieder gefunden,
haben unsere Einrichtung für den Winter gemacht,
und werden so häuslich eingezogen leben, als das
in der geselligen Stadt nur immer möglich ist.
Musikmeister, Tanzmeister, Sprachmeister sind
von neuem angenommen. Und von schönen weib-
lichen Arbeiten, Stickerei- und Strickereiarbeit
u. s. w. soll eine stattliche kleine Werkstätte ange-
legt werden.

Die Kinder sind sehr eifrig auf die Stickerei.
Da haben sie neulich große Tableaux von Stickar-
beit gesehen, Blumen und Fruchtstücke, und nun
soll dasselbe auch ausgeführt werden. Da haben
sie vor, mir eine Platte zu einem Arbeitstisch zu
sticken. Eine große Vase mit Blumen wollen sie
sticken. Wenn sie Abends zu Bette gehen, freuen
sie sich schon auf den andern Morgen, wo

Auf das Land wollte ich nicht wieder zurückkeh-
ren, weil die ſchlimme Jahrszeit ſchon ſo weit
vorgerückt war, und um uns nicht wieder eine
neue Trennung zu bereiten. Und die Stadt, —
wie ſchrecklich öde war ſie mir geworden! Nach
und nach haben wir uns ſelbſt wieder gefunden,
haben unſere Einrichtung für den Winter gemacht,
und werden ſo häuslich eingezogen leben, als das
in der geſelligen Stadt nur immer möglich iſt.
Muſikmeiſter, Tanzmeiſter, Sprachmeiſter ſind
von neuem angenommen. Und von ſchönen weib-
lichen Arbeiten, Stickerei- und Strickereiarbeit
u. ſ. w. ſoll eine ſtattliche kleine Werkſtätte ange-
legt werden.

Die Kinder ſind ſehr eifrig auf die Stickerei.
Da haben ſie neulich große Tableaux von Stickar-
beit geſehen, Blumen und Fruchtſtücke, und nun
ſoll daſſelbe auch ausgeführt werden. Da haben
ſie vor, mir eine Platte zu einem Arbeitstiſch zu
ſticken. Eine große Vaſe mit Blumen wollen ſie
ſticken. Wenn ſie Abends zu Bette gehen, freuen
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[31/0039] Auf das Land wollte ich nicht wieder zurückkeh- ren, weil die ſchlimme Jahrszeit ſchon ſo weit vorgerückt war, und um uns nicht wieder eine neue Trennung zu bereiten. Und die Stadt, — wie ſchrecklich öde war ſie mir geworden! Nach und nach haben wir uns ſelbſt wieder gefunden, haben unſere Einrichtung für den Winter gemacht, und werden ſo häuslich eingezogen leben, als das in der geſelligen Stadt nur immer möglich iſt. Muſikmeiſter, Tanzmeiſter, Sprachmeiſter ſind von neuem angenommen. Und von ſchönen weib- lichen Arbeiten, Stickerei- und Strickereiarbeit u. ſ. w. ſoll eine ſtattliche kleine Werkſtätte ange- legt werden. Die Kinder ſind ſehr eifrig auf die Stickerei. Da haben ſie neulich große Tableaux von Stickar- beit geſehen, Blumen und Fruchtſtücke, und nun ſoll daſſelbe auch ausgeführt werden. Da haben ſie vor, mir eine Platte zu einem Arbeitstiſch zu ſticken. Eine große Vaſe mit Blumen wollen ſie ſticken. Wenn ſie Abends zu Bette gehen, freuen ſie ſich ſchon auf den andern Morgen, wo

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/39>, abgerufen am 28.03.2024.