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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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dern auch in allen ubrigen Briefen, durch-
streichen müssen. In der That glaube ich
auch, dass man die Jugend sehr nachdrauck-
lich von der grossen Schaedlichkeit dieser
Sünde belehren kann, ohne nöthig zu ha-
ben, sich dieses Wortes zu bedienen. Man
braucht ja nur von der Verletzbarkeit ge-
wisser Theile zu reden, wie ich diess wei-
ter unten zeigen werde.

II.

Sehen Sie! diess ist meine Geschichte: Die
Geschichte eines Unglücklichen, den die Un-
wissenheit oder Unbesonnenheit seiner El-
tern, Lehrer, Freunde etc. der rasendsten Aus-
schweifung überliess, ihn dadurch selbst un-
aussprechlich elend machte; und der men-
schlichen Gesellschaft, deren irrdisches und
ewiges Wohl er, nach den ihm von Gotte
verliehenen vortreflichen Anlagen und seiner
brennenden Menschenliebe, thaetigst befördert
haben würde, entriss. Und zugleich, ich
wiederhole es nochmals mit Entsetzen, ist
diess die Geschichte tausend und aber tausend
deutscher Jünglinge, die eben so verführt
werden, eben so unwissend in Ansehung der

ent-

dern auch in allen ubrigen Briefen, durch-
ſtreichen müſſen. In der That glaube ich
auch, daſs man die Jugend ſehr nachdrûck-
lich von der groſsen Schædlichkeit dieſer
Sünde belehren kann, ohne nöthig zu ha-
ben, ſich dieſes Wortes zu bedienen. Man
braucht ja nur von der Verletzbarkeit ge-
wiſſer Theile zu reden, wie ich dieſs wei-
ter unten zeigen werde.

II.

Sehen Sie! dieſs iſt meine Geſchichte: Die
Geſchichte eines Unglücklichen, den die Un-
wiſſenheit oder Unbeſonnenheit ſeiner El-
tern, Lehrer, Freunde etc. der raſendſten Aus-
ſchweifung überlieſs, ihn dadurch ſelbſt un-
ausſprechlich elend machte; und der men-
ſchlichen Geſellſchaft, deren irrdiſches und
ewiges Wohl er, nach den ihm von Gotte
verliehenen vortreflichen Anlagen und ſeiner
brennenden Menſchenliebe, thætigſt befördert
haben würde, entriſs. Und zugleich, ich
wiederhole es nochmals mit Entſetzen, iſt
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deutſcher Jünglinge, die eben ſo verführt
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[12/0022] dern auch in allen ubrigen Briefen, durch- ſtreichen müſſen. In der That glaube ich auch, daſs man die Jugend ſehr nachdrûck- lich von der groſsen Schædlichkeit dieſer Sünde belehren kann, ohne nöthig zu ha- ben, ſich dieſes Wortes zu bedienen. Man braucht ja nur von der Verletzbarkeit ge- wiſſer Theile zu reden, wie ich dieſs wei- ter unten zeigen werde. II. Sehen Sie! dieſs iſt meine Geſchichte: Die Geſchichte eines Unglücklichen, den die Un- wiſſenheit oder Unbeſonnenheit ſeiner El- tern, Lehrer, Freunde etc. der raſendſten Aus- ſchweifung überlieſs, ihn dadurch ſelbſt un- ausſprechlich elend machte; und der men- ſchlichen Geſellſchaft, deren irrdiſches und ewiges Wohl er, nach den ihm von Gotte verliehenen vortreflichen Anlagen und ſeiner brennenden Menſchenliebe, thætigſt befördert haben würde, entriſs. Und zugleich, ich wiederhole es nochmals mit Entſetzen, iſt dieſs die Geſchichte tauſend und aber tauſend deutſcher Jünglinge, die eben ſo verführt werden, eben ſo unwiſſend in Anſehung der ent-

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/22>, abgerufen am 29.03.2024.