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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die elektrischen Erfindungen.
neuerdings ein elektrisches Verfahren von Finkener in Berlin angegeben
worden, um durch Zersetzung des Kupfersalzes die Bronzen zu kon-
servieren. Man legt dazu den Gegenstand so in eine schwache
Cyankaliumlösung, daß der positive Strom, der nur sehr schwach zu
sein braucht, bei ihm eintritt, dann wird das Wasser der Lösung in
seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt, von denen der
erstere die Fähigkeit hat, die Patina zu Kupfer zu machen. So gelingt
es, viele Bronzen vor dem drohenden oder schon beginnenden Zerfall
zu retten und viele Details der Zeichnung auf ihnen zu Tage treten
zu lassen, welche vorher nicht sichtbar waren.

Eine der ersten praktischen Anwendungen der Galvanoplastik war
die zum Versilbern und Vergolden von Gegenständen. De la Rive
in Genf führte sie bereits 1840 erfolgreich aus und bald nachher

[Abbildung] Fig. 103.

Kleiner Apparat zum galvanischen Versilbern
und Vergolden.

richteten die beiden Elkington in
Birmingham die heute noch blühende
Werkstatt zur Versilberung ein. Eine
kleine Zersetzungszelle zum Versilbern
zeigt Fig. 103 einen größeren Trog
Fig. 104.

In der ersteren erblicken wir in
der Mitte eines runden Gefäßes einen
silbernen Cylinder, welcher mit dem
positiven Pole der Batterie in Ver-
bindung steht, während die zu ver-
silbernden Gegenstände, etwa Messer
und Gabeln an einem kreisförmigen
Drahte hängen, der mit dem Zink-
pol der Batterie verbunden ist. Die
Flüssigkeit des Bades ist die Auflösung eines Silbersalzes in Cyan-
kaliumlösung; die Lösung würde durch den Niederschlag allmählich ihres
Silbergehaltes beraubt werden, wenn nicht durch Einhängen des Silber-

[Abbildung] Fig. 104.

Größerer Apparat zum galvanischen Versilbern und Vergolden.

Die elektriſchen Erfindungen.
neuerdings ein elektriſches Verfahren von Finkener in Berlin angegeben
worden, um durch Zerſetzung des Kupferſalzes die Bronzen zu kon-
ſervieren. Man legt dazu den Gegenſtand ſo in eine ſchwache
Cyankaliumlöſung, daß der poſitive Strom, der nur ſehr ſchwach zu
ſein braucht, bei ihm eintritt, dann wird das Waſſer der Löſung in
ſeine Beſtandteile Waſſerſtoff und Sauerſtoff zerlegt, von denen der
erſtere die Fähigkeit hat, die Patina zu Kupfer zu machen. So gelingt
es, viele Bronzen vor dem drohenden oder ſchon beginnenden Zerfall
zu retten und viele Details der Zeichnung auf ihnen zu Tage treten
zu laſſen, welche vorher nicht ſichtbar waren.

Eine der erſten praktiſchen Anwendungen der Galvanoplaſtik war
die zum Verſilbern und Vergolden von Gegenſtänden. De la Rive
in Genf führte ſie bereits 1840 erfolgreich aus und bald nachher

[Abbildung] Fig. 103.

Kleiner Apparat zum galvaniſchen Verſilbern
und Vergolden.

richteten die beiden Elkington in
Birmingham die heute noch blühende
Werkſtatt zur Verſilberung ein. Eine
kleine Zerſetzungszelle zum Verſilbern
zeigt Fig. 103 einen größeren Trog
Fig. 104.

In der erſteren erblicken wir in
der Mitte eines runden Gefäßes einen
ſilbernen Cylinder, welcher mit dem
poſitiven Pole der Batterie in Ver-
bindung ſteht, während die zu ver-
ſilbernden Gegenſtände, etwa Meſſer
und Gabeln an einem kreisförmigen
Drahte hängen, der mit dem Zink-
pol der Batterie verbunden iſt. Die
Flüſſigkeit des Bades iſt die Auflöſung eines Silberſalzes in Cyan-
kaliumlöſung; die Löſung würde durch den Niederſchlag allmählich ihres
Silbergehaltes beraubt werden, wenn nicht durch Einhängen des Silber-

[Abbildung] Fig. 104.

Größerer Apparat zum galvaniſchen Verſilbern und Vergolden.

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[142/0160] Die elektriſchen Erfindungen. neuerdings ein elektriſches Verfahren von Finkener in Berlin angegeben worden, um durch Zerſetzung des Kupferſalzes die Bronzen zu kon- ſervieren. Man legt dazu den Gegenſtand ſo in eine ſchwache Cyankaliumlöſung, daß der poſitive Strom, der nur ſehr ſchwach zu ſein braucht, bei ihm eintritt, dann wird das Waſſer der Löſung in ſeine Beſtandteile Waſſerſtoff und Sauerſtoff zerlegt, von denen der erſtere die Fähigkeit hat, die Patina zu Kupfer zu machen. So gelingt es, viele Bronzen vor dem drohenden oder ſchon beginnenden Zerfall zu retten und viele Details der Zeichnung auf ihnen zu Tage treten zu laſſen, welche vorher nicht ſichtbar waren. Eine der erſten praktiſchen Anwendungen der Galvanoplaſtik war die zum Verſilbern und Vergolden von Gegenſtänden. De la Rive in Genf führte ſie bereits 1840 erfolgreich aus und bald nachher [Abbildung Fig. 103. Kleiner Apparat zum galvaniſchen Verſilbern und Vergolden.] richteten die beiden Elkington in Birmingham die heute noch blühende Werkſtatt zur Verſilberung ein. Eine kleine Zerſetzungszelle zum Verſilbern zeigt Fig. 103 einen größeren Trog Fig. 104. In der erſteren erblicken wir in der Mitte eines runden Gefäßes einen ſilbernen Cylinder, welcher mit dem poſitiven Pole der Batterie in Ver- bindung ſteht, während die zu ver- ſilbernden Gegenſtände, etwa Meſſer und Gabeln an einem kreisförmigen Drahte hängen, der mit dem Zink- pol der Batterie verbunden iſt. Die Flüſſigkeit des Bades iſt die Auflöſung eines Silberſalzes in Cyan- kaliumlöſung; die Löſung würde durch den Niederſchlag allmählich ihres Silbergehaltes beraubt werden, wenn nicht durch Einhängen des Silber- [Abbildung Fig. 104. Größerer Apparat zum galvaniſchen Verſilbern und Vergolden.]

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/160>, abgerufen am 19.04.2024.