Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die elektrischen Erfindungen.
dies schnell wiederholt, so werden in dem Drahte p p' fortwährend
Ströme von wechselnder Richtung, sogenannte Wechselströme auftreten.
Man kann bei der in Fig. 112 gegebenen Anordnung den Stahl-
magnet sehr schnell um eine senk-
rechte Achse drehen. Die Wechsel-
ströme, welche in den beiden Draht-
[Abbildung] Fig. 111.

Der Vorgang in einer magnetelektrischen
Maschine.

[Abbildung] Fig. 112.

Pixiis magnetelektrische Maschine.

spulen oberhalb der Magnetpole erregt werden, lassen sich durch Drähte
zu einer unterhalb des Magnets sichtbaren Vorrichtung, dem sogenannten
Kommutator führen. Dieser ist ein Cylinder aus einem isolierenden
Material und trägt ebenfalls von einander isolierte, aber stufenförmig
übereinander greifende Metallbänder, gegen welche beiderseits zwei Federn
drücken. Da diese Vorrichtung sich mit dem Magnete dreht, so ist ersicht-
lich, daß gerade in den Momenten, wo ein Stromwechsel eintreten sollte,
zwei Federn von dem einen zum anderen Bande überspringen. Die
Folge ist, daß wenn man durch zwei Federn die Wechselströme in den
Kommutator eintreten läßt, man durch Verbindung der beiden andern
Federn gleichgerichtete Ströme in einem Schließungsdrahte erhält, freilich
nur Ströme von sehr kurzer Dauer, die aber durch ihre schnelle Auf-
einanderfolge den Eindruck eines einzigen Stromes hervorbringen.
Spätere Erfinder, wie Saxton und Clarke, haben diesen magnet-
elektrischen Apparat dahin abgeändert, daß sie den Magnet fest ließen,
während die Drahtspulen, welche den sogenannten Induktor oder Anker
bilden, mit der Welle gedreht wurden. Das ist offenbar praktischer,
weil der letztere leichter als der Magnet ist; die Wirkung aber bleibt
genau dieselbe. Jedesmal, wenn eine Spule in die Nähe eines Magnet-

Die elektriſchen Erfindungen.
dies ſchnell wiederholt, ſo werden in dem Drahte p p' fortwährend
Ströme von wechſelnder Richtung, ſogenannte Wechſelſtröme auftreten.
Man kann bei der in Fig. 112 gegebenen Anordnung den Stahl-
magnet ſehr ſchnell um eine ſenk-
rechte Achſe drehen. Die Wechſel-
ſtröme, welche in den beiden Draht-
[Abbildung] Fig. 111.

Der Vorgang in einer magnetelektriſchen
Maſchine.

[Abbildung] Fig. 112.

Pixiis magnetelektriſche Maſchine.

ſpulen oberhalb der Magnetpole erregt werden, laſſen ſich durch Drähte
zu einer unterhalb des Magnets ſichtbaren Vorrichtung, dem ſogenannten
Kommutator führen. Dieſer iſt ein Cylinder aus einem iſolierenden
Material und trägt ebenfalls von einander iſolierte, aber ſtufenförmig
übereinander greifende Metallbänder, gegen welche beiderſeits zwei Federn
drücken. Da dieſe Vorrichtung ſich mit dem Magnete dreht, ſo iſt erſicht-
lich, daß gerade in den Momenten, wo ein Stromwechſel eintreten ſollte,
zwei Federn von dem einen zum anderen Bande überſpringen. Die
Folge iſt, daß wenn man durch zwei Federn die Wechſelſtröme in den
Kommutator eintreten läßt, man durch Verbindung der beiden andern
Federn gleichgerichtete Ströme in einem Schließungsdrahte erhält, freilich
nur Ströme von ſehr kurzer Dauer, die aber durch ihre ſchnelle Auf-
einanderfolge den Eindruck eines einzigen Stromes hervorbringen.
Spätere Erfinder, wie Saxton und Clarke, haben dieſen magnet-
elektriſchen Apparat dahin abgeändert, daß ſie den Magnet feſt ließen,
während die Drahtſpulen, welche den ſogenannten Induktor oder Anker
bilden, mit der Welle gedreht wurden. Das iſt offenbar praktiſcher,
weil der letztere leichter als der Magnet iſt; die Wirkung aber bleibt
genau dieſelbe. Jedesmal, wenn eine Spule in die Nähe eines Magnet-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0174" n="156"/><fw place="top" type="header">Die elektri&#x017F;chen Erfindungen.</fw><lb/>
dies &#x017F;chnell wiederholt, &#x017F;o werden in dem Drahte <hi rendition="#aq">p p</hi>' fortwährend<lb/>
Ströme von wech&#x017F;elnder Richtung, &#x017F;ogenannte Wech&#x017F;el&#x017F;tröme auftreten.<lb/>
Man kann bei der in Fig. 112 gegebenen Anordnung den Stahl-<lb/>
magnet &#x017F;ehr &#x017F;chnell um eine &#x017F;enk-<lb/>
rechte Ach&#x017F;e drehen. Die Wech&#x017F;el-<lb/>
&#x017F;tröme, welche in den beiden Draht-<lb/><figure><head>Fig. 111.</head><lb/><p>Der Vorgang in einer magnetelektri&#x017F;chen<lb/>
Ma&#x017F;chine.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 112.</head><lb/><p>Pixiis magnetelektri&#x017F;che Ma&#x017F;chine.</p></figure><lb/>
&#x017F;pulen oberhalb der Magnetpole erregt werden, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich durch Drähte<lb/>
zu einer unterhalb des Magnets &#x017F;ichtbaren Vorrichtung, dem &#x017F;ogenannten<lb/>
Kommutator führen. Die&#x017F;er i&#x017F;t ein Cylinder aus einem i&#x017F;olierenden<lb/>
Material und trägt ebenfalls von einander i&#x017F;olierte, aber &#x017F;tufenförmig<lb/>
übereinander greifende Metallbänder, gegen welche beider&#x017F;eits zwei Federn<lb/>
drücken. Da die&#x017F;e Vorrichtung &#x017F;ich mit dem Magnete dreht, &#x017F;o i&#x017F;t er&#x017F;icht-<lb/>
lich, daß gerade in den Momenten, wo ein Stromwech&#x017F;el eintreten &#x017F;ollte,<lb/>
zwei Federn von dem einen zum anderen Bande über&#x017F;pringen. Die<lb/>
Folge i&#x017F;t, daß wenn man durch zwei Federn die Wech&#x017F;el&#x017F;tröme in den<lb/>
Kommutator eintreten läßt, man durch Verbindung der beiden andern<lb/>
Federn gleichgerichtete Ströme in einem Schließungsdrahte erhält, freilich<lb/>
nur Ströme von &#x017F;ehr kurzer Dauer, die aber durch ihre &#x017F;chnelle Auf-<lb/>
einanderfolge den Eindruck eines einzigen Stromes hervorbringen.<lb/>
Spätere Erfinder, wie Saxton und Clarke, haben die&#x017F;en magnet-<lb/>
elektri&#x017F;chen Apparat dahin abgeändert, daß &#x017F;ie den Magnet fe&#x017F;t ließen,<lb/>
während die Draht&#x017F;pulen, welche den &#x017F;ogenannten Induktor oder Anker<lb/>
bilden, mit der Welle gedreht wurden. Das i&#x017F;t offenbar prakti&#x017F;cher,<lb/>
weil der letztere leichter als der Magnet i&#x017F;t; die Wirkung aber bleibt<lb/>
genau die&#x017F;elbe. Jedesmal, wenn eine Spule in die Nähe eines Magnet-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0174] Die elektriſchen Erfindungen. dies ſchnell wiederholt, ſo werden in dem Drahte p p' fortwährend Ströme von wechſelnder Richtung, ſogenannte Wechſelſtröme auftreten. Man kann bei der in Fig. 112 gegebenen Anordnung den Stahl- magnet ſehr ſchnell um eine ſenk- rechte Achſe drehen. Die Wechſel- ſtröme, welche in den beiden Draht- [Abbildung Fig. 111. Der Vorgang in einer magnetelektriſchen Maſchine.] [Abbildung Fig. 112. Pixiis magnetelektriſche Maſchine.] ſpulen oberhalb der Magnetpole erregt werden, laſſen ſich durch Drähte zu einer unterhalb des Magnets ſichtbaren Vorrichtung, dem ſogenannten Kommutator führen. Dieſer iſt ein Cylinder aus einem iſolierenden Material und trägt ebenfalls von einander iſolierte, aber ſtufenförmig übereinander greifende Metallbänder, gegen welche beiderſeits zwei Federn drücken. Da dieſe Vorrichtung ſich mit dem Magnete dreht, ſo iſt erſicht- lich, daß gerade in den Momenten, wo ein Stromwechſel eintreten ſollte, zwei Federn von dem einen zum anderen Bande überſpringen. Die Folge iſt, daß wenn man durch zwei Federn die Wechſelſtröme in den Kommutator eintreten läßt, man durch Verbindung der beiden andern Federn gleichgerichtete Ströme in einem Schließungsdrahte erhält, freilich nur Ströme von ſehr kurzer Dauer, die aber durch ihre ſchnelle Auf- einanderfolge den Eindruck eines einzigen Stromes hervorbringen. Spätere Erfinder, wie Saxton und Clarke, haben dieſen magnet- elektriſchen Apparat dahin abgeändert, daß ſie den Magnet feſt ließen, während die Drahtſpulen, welche den ſogenannten Induktor oder Anker bilden, mit der Welle gedreht wurden. Das iſt offenbar praktiſcher, weil der letztere leichter als der Magnet iſt; die Wirkung aber bleibt genau dieſelbe. Jedesmal, wenn eine Spule in die Nähe eines Magnet-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/174
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/174>, abgerufen am 19.04.2024.