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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Erfindung der Maße und Gewichte.
Messung der Dicken und Weiten.

Das metre des archives ist kein Strichmaß, sondern ein Endmaß.
Auf die feinsten Vergleichungen von Endmaßen braucht indessen hier
nicht eingegangen zu werden, da Endmaße für die Praxis ohne größere
Bedeutung sind, wohl aber spielen die in dasselbe Gebiet fallenden
Dickenmessungen eine ganz hervorragende Rolle. Auch hierbei werden
in erster Linie Zirkel benutzt, die nur entsprechend anders gestaltet sind,
die sogenannten Tasterzirkel, Kalibermaßstäbe und Schublehren. Alle

[Abbildung] Fig. 7.

Tasterzirkel.

diese Instrumente messen die Dicken durch Fühlen.
Den gebräuchlichsten Taster stellt Fig. 7 dar, er ist ein
[Abbildung] Fig. 8.

Dicken- und
Weitentaster.

Gelenkzirkel, aber die Schenkel sind nicht
geradlinig, sondern ausgebaucht, damit
ein größeres Werkstück zwischen ihnen
Platz finden kann, die Enden sind ein
wenig aus ihrer Ebene herausgebogen,
damit die Fühlflächen einander gegen-
über liegen. Man öffnet den Zirkel
soweit, daß er das Werkstück eben an den beiden Punkten
berührt, deren Abstand gesucht wird und mißt dann mit
[Abbildung] Fig. 9.

Taster mit Maßstab.

einem Maßstab die Entfernung der
beiden Fühlflächen. Will man mit dem-
selben Instrument auch Weiten messen
z. B. einen Durchmesser von Röhren, so
verlängert man die Zirkelschenkel über den Dreh-
punkt hinaus geradlinig und biegt die Spitzen nach
außen um, der Taster erhält dann die Gestalt wie
Fig. 8. Man kann die Entfernung der Fühlflächen
mit einem Maßstabe natürlich nur ganz roh messen,
für bessere Messungen ist daher der Maßstab gleich
mit dem Taster verbunden, wie bei Fig. 9; bei
diesem Taster ermöglicht zugleich die angebrachte
Mikrometerschraube ein besseres Einstellen. Würde
man die geradlinigen (Ablesungsschenkel) länger
machen als die gekrümmten Schenkel, so müßte
auch der Bogen, den die Enden der langen Schenkel beschreiben, größer
sein, als die von den kurzen Schenkeln beschriebenen, denn je größer
der Radius, um so größer der Kreis. Der Winkelwert bleibt natürlich
immer derselbe, aber der Linearwert vergrößert sich entsprechend der
Schenkellänge. Man nennt eine solche Vorrichtung, durch welche kleine
Messungen in große Ablesungen verwandelt werden, Fühlhebel. Beim
Fühlhebeltaster (Fig. 10) erscheinen kleine Bewegungen der Fühlflächen
als große Ablesungen auf dem geteilten Kreise.

Die Stelle des Stangenzirkels bei Längenmessungen vertritt bei
Dickenermittelungen die Schublehre. An einem metallenen Lineal ist

Die Erfindung der Maße und Gewichte.
Meſſung der Dicken und Weiten.

Das mêtre des archives iſt kein Strichmaß, ſondern ein Endmaß.
Auf die feinſten Vergleichungen von Endmaßen braucht indeſſen hier
nicht eingegangen zu werden, da Endmaße für die Praxis ohne größere
Bedeutung ſind, wohl aber ſpielen die in dasſelbe Gebiet fallenden
Dickenmeſſungen eine ganz hervorragende Rolle. Auch hierbei werden
in erſter Linie Zirkel benutzt, die nur entſprechend anders geſtaltet ſind,
die ſogenannten Taſterzirkel, Kalibermaßſtäbe und Schublehren. Alle

[Abbildung] Fig. 7.

Taſterzirkel.

dieſe Inſtrumente meſſen die Dicken durch Fühlen.
Den gebräuchlichſten Taſter ſtellt Fig. 7 dar, er iſt ein
[Abbildung] Fig. 8.

Dicken- und
Weitentaſter.

Gelenkzirkel, aber die Schenkel ſind nicht
geradlinig, ſondern ausgebaucht, damit
ein größeres Werkſtück zwiſchen ihnen
Platz finden kann, die Enden ſind ein
wenig aus ihrer Ebene herausgebogen,
damit die Fühlflächen einander gegen-
über liegen. Man öffnet den Zirkel
ſoweit, daß er das Werkſtück eben an den beiden Punkten
berührt, deren Abſtand geſucht wird und mißt dann mit
[Abbildung] Fig. 9.

Taſter mit Maßſtab.

einem Maßſtab die Entfernung der
beiden Fühlflächen. Will man mit dem-
ſelben Inſtrument auch Weiten meſſen
z. B. einen Durchmeſſer von Röhren, ſo
verlängert man die Zirkelſchenkel über den Dreh-
punkt hinaus geradlinig und biegt die Spitzen nach
außen um, der Taſter erhält dann die Geſtalt wie
Fig. 8. Man kann die Entfernung der Fühlflächen
mit einem Maßſtabe natürlich nur ganz roh meſſen,
für beſſere Meſſungen iſt daher der Maßſtab gleich
mit dem Taſter verbunden, wie bei Fig. 9; bei
dieſem Taſter ermöglicht zugleich die angebrachte
Mikrometerſchraube ein beſſeres Einſtellen. Würde
man die geradlinigen (Ableſungsſchenkel) länger
machen als die gekrümmten Schenkel, ſo müßte
auch der Bogen, den die Enden der langen Schenkel beſchreiben, größer
ſein, als die von den kurzen Schenkeln beſchriebenen, denn je größer
der Radius, um ſo größer der Kreis. Der Winkelwert bleibt natürlich
immer derſelbe, aber der Linearwert vergrößert ſich entſprechend der
Schenkellänge. Man nennt eine ſolche Vorrichtung, durch welche kleine
Meſſungen in große Ableſungen verwandelt werden, Fühlhebel. Beim
Fühlhebeltaſter (Fig. 10) erſcheinen kleine Bewegungen der Fühlflächen
als große Ableſungen auf dem geteilten Kreiſe.

Die Stelle des Stangenzirkels bei Längenmeſſungen vertritt bei
Dickenermittelungen die Schublehre. An einem metallenen Lineal iſt

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[10/0028] Die Erfindung der Maße und Gewichte. Meſſung der Dicken und Weiten. Das mêtre des archives iſt kein Strichmaß, ſondern ein Endmaß. Auf die feinſten Vergleichungen von Endmaßen braucht indeſſen hier nicht eingegangen zu werden, da Endmaße für die Praxis ohne größere Bedeutung ſind, wohl aber ſpielen die in dasſelbe Gebiet fallenden Dickenmeſſungen eine ganz hervorragende Rolle. Auch hierbei werden in erſter Linie Zirkel benutzt, die nur entſprechend anders geſtaltet ſind, die ſogenannten Taſterzirkel, Kalibermaßſtäbe und Schublehren. Alle [Abbildung Fig. 7. Taſterzirkel.] dieſe Inſtrumente meſſen die Dicken durch Fühlen. Den gebräuchlichſten Taſter ſtellt Fig. 7 dar, er iſt ein [Abbildung Fig. 8. Dicken- und Weitentaſter.] Gelenkzirkel, aber die Schenkel ſind nicht geradlinig, ſondern ausgebaucht, damit ein größeres Werkſtück zwiſchen ihnen Platz finden kann, die Enden ſind ein wenig aus ihrer Ebene herausgebogen, damit die Fühlflächen einander gegen- über liegen. Man öffnet den Zirkel ſoweit, daß er das Werkſtück eben an den beiden Punkten berührt, deren Abſtand geſucht wird und mißt dann mit [Abbildung Fig. 9. Taſter mit Maßſtab.] einem Maßſtab die Entfernung der beiden Fühlflächen. Will man mit dem- ſelben Inſtrument auch Weiten meſſen z. B. einen Durchmeſſer von Röhren, ſo verlängert man die Zirkelſchenkel über den Dreh- punkt hinaus geradlinig und biegt die Spitzen nach außen um, der Taſter erhält dann die Geſtalt wie Fig. 8. Man kann die Entfernung der Fühlflächen mit einem Maßſtabe natürlich nur ganz roh meſſen, für beſſere Meſſungen iſt daher der Maßſtab gleich mit dem Taſter verbunden, wie bei Fig. 9; bei dieſem Taſter ermöglicht zugleich die angebrachte Mikrometerſchraube ein beſſeres Einſtellen. Würde man die geradlinigen (Ableſungsſchenkel) länger machen als die gekrümmten Schenkel, ſo müßte auch der Bogen, den die Enden der langen Schenkel beſchreiben, größer ſein, als die von den kurzen Schenkeln beſchriebenen, denn je größer der Radius, um ſo größer der Kreis. Der Winkelwert bleibt natürlich immer derſelbe, aber der Linearwert vergrößert ſich entſprechend der Schenkellänge. Man nennt eine ſolche Vorrichtung, durch welche kleine Meſſungen in große Ableſungen verwandelt werden, Fühlhebel. Beim Fühlhebeltaſter (Fig. 10) erſcheinen kleine Bewegungen der Fühlflächen als große Ableſungen auf dem geteilten Kreiſe. Die Stelle des Stangenzirkels bei Längenmeſſungen vertritt bei Dickenermittelungen die Schublehre. An einem metallenen Lineal iſt

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/28>, abgerufen am 19.04.2024.