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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Bauten aus Holz und natürlichen Steinen.
Gewinnung der Steine längst nicht mehr die einzigen Mittel. Pulver
und das furchtbare Dynamit sind jetzt bei der Arbeit. Man muß mit
besonderen Steinbohrmaschinen das Gestein aushöhlen, um die Spreng-
masse in seine Eingeweide zu bringen. Oder man muß mit Stein-
stemmaschinen die abzutrennende Masse mit Teilungsfugen umgeben.
Solche werden mit Dampf betrieben: stangenförmige Meißel keilen sich
mit der Geschwindigkeit von mehr als einem Meter in der Minute
mehrere Meter tief in das Gestein ein und erlauben mit nachheriger
Zuhilfenahme von Sprengmitteln, die Blöcke von mehreren Kubikmetern
Inhalt von ihrem Lager zu trennen. Für die weitere Verwendung
wird man ihnen die passende Gestalt anweisen. Pflastersteine werden
nahe die Würfelform, Trottoirplatten die flache Gestalt erhalten
müssen. Dazu werden sie der Steinschneidemaschine anvertraut.
Die weicheren Gesteine, wie Sandstein, lassen sich allenfalls mit
mit einer harten Zahnsäge durchschneiden, für die meisten Steinarten
aber nimmt man Schwertsägen, das sind lange Eisenblätter, die durch
die Thätigkeit der Maschine in das Gestein eindringen, indem sie mit
einem Schleifmittel, wie Quarzsand in Wasser, neuerdings Gußeisenschrot,
sich den Weg bahnen. In Amerika kommen jetzt diese Metallblätter
mit Diamantzähnen in Aufnahme. Weiter müssen die Flächen der
gewonnenen Steinquadern geebnet werden, was mit Hülfe von Stein-
abricht- und Flachhobelmaschinen geschieht, die denjenigen für Holz und
Metall nachgebildet sind. Der Stein wird entweder auf einem Schlitten
unter den feststehenden oder sich drehenden Meißeln hinbewegt, oder es
findet das Umgekehrte statt. Die Meißel selbst kann ein gewöhnlicher
zugespitzter oder flach endigender Stahl sein, oder er bildet eine runde
Scheibe, von der Gestalt eines stumpfen Kegels; endlich verwendet man
auch hier Diamanten. Bei Bausteinen wird man Verkehlungen oder
ähnliche Verzierungen anbringen wollen. Man hat die erwähnten
Maschinen bisher zu diesem Ende mit besonders geformten Meißeln
versehen; aber heute giebt es schon Maschinen, um an gebogenen
Flächen Gesimse anzubringen. Am vollkommensten für diesen Zweck
geeignet ist die Huntersche Duplexmaschine. An ihr wirken die eben
erwähnten runden Stahlscheiben, die durch ihre rasche Drehung die
Vorarbeit übernehmen, während das Werk durch Schaber vollendet
wird. Um kreisrunde Stücke zu erlangen, verfährt man -- wie in
vielen Fällen auch beim Holz und bei Metallen -- man giebt dem
Stücke eine achteckige Form und thut es dann in die Steindrehbank,
wo es mit dem Stahl zum Rundkörper gedreht wird. Mit diesen
Manipulationen sind die Bausteine meist als vollendet anzusehen. Nur
in wenigen Fällen -- z. B. bei Granit, der zur Verkleidung von Pracht-
bauten dienen soll -- wird noch das Schleifen und Polieren folgen
müssen. In den Schleifmaschinen bewegen sich gußeiserne Scheiben
drehend oder fortschreitend und mit ihnen die Schleifmittel (Quarzsand
mit Wasser), mit denen sie sich unter Druck an den Steinen reiben.

Die Bauten aus Holz und natürlichen Steinen.
Gewinnung der Steine längſt nicht mehr die einzigen Mittel. Pulver
und das furchtbare Dynamit ſind jetzt bei der Arbeit. Man muß mit
beſonderen Steinbohrmaſchinen das Geſtein aushöhlen, um die Spreng-
maſſe in ſeine Eingeweide zu bringen. Oder man muß mit Stein-
ſtemmaſchinen die abzutrennende Maſſe mit Teilungsfugen umgeben.
Solche werden mit Dampf betrieben: ſtangenförmige Meißel keilen ſich
mit der Geſchwindigkeit von mehr als einem Meter in der Minute
mehrere Meter tief in das Geſtein ein und erlauben mit nachheriger
Zuhilfenahme von Sprengmitteln, die Blöcke von mehreren Kubikmetern
Inhalt von ihrem Lager zu trennen. Für die weitere Verwendung
wird man ihnen die paſſende Geſtalt anweiſen. Pflaſterſteine werden
nahe die Würfelform, Trottoirplatten die flache Geſtalt erhalten
müſſen. Dazu werden ſie der Steinſchneidemaſchine anvertraut.
Die weicheren Geſteine, wie Sandſtein, laſſen ſich allenfalls mit
mit einer harten Zahnſäge durchſchneiden, für die meiſten Steinarten
aber nimmt man Schwertſägen, das ſind lange Eiſenblätter, die durch
die Thätigkeit der Maſchine in das Geſtein eindringen, indem ſie mit
einem Schleifmittel, wie Quarzſand in Waſſer, neuerdings Gußeiſenſchrot,
ſich den Weg bahnen. In Amerika kommen jetzt dieſe Metallblätter
mit Diamantzähnen in Aufnahme. Weiter müſſen die Flächen der
gewonnenen Steinquadern geebnet werden, was mit Hülfe von Stein-
abricht- und Flachhobelmaſchinen geſchieht, die denjenigen für Holz und
Metall nachgebildet ſind. Der Stein wird entweder auf einem Schlitten
unter den feſtſtehenden oder ſich drehenden Meißeln hinbewegt, oder es
findet das Umgekehrte ſtatt. Die Meißel ſelbſt kann ein gewöhnlicher
zugeſpitzter oder flach endigender Stahl ſein, oder er bildet eine runde
Scheibe, von der Geſtalt eines ſtumpfen Kegels; endlich verwendet man
auch hier Diamanten. Bei Bauſteinen wird man Verkehlungen oder
ähnliche Verzierungen anbringen wollen. Man hat die erwähnten
Maſchinen bisher zu dieſem Ende mit beſonders geformten Meißeln
verſehen; aber heute giebt es ſchon Maſchinen, um an gebogenen
Flächen Geſimſe anzubringen. Am vollkommenſten für dieſen Zweck
geeignet iſt die Hunterſche Duplexmaſchine. An ihr wirken die eben
erwähnten runden Stahlſcheiben, die durch ihre raſche Drehung die
Vorarbeit übernehmen, während das Werk durch Schaber vollendet
wird. Um kreisrunde Stücke zu erlangen, verfährt man — wie in
vielen Fällen auch beim Holz und bei Metallen — man giebt dem
Stücke eine achteckige Form und thut es dann in die Steindrehbank,
wo es mit dem Stahl zum Rundkörper gedreht wird. Mit dieſen
Manipulationen ſind die Bauſteine meiſt als vollendet anzuſehen. Nur
in wenigen Fällen — z. B. bei Granit, der zur Verkleidung von Pracht-
bauten dienen ſoll — wird noch das Schleifen und Polieren folgen
müſſen. In den Schleifmaſchinen bewegen ſich gußeiſerne Scheiben
drehend oder fortſchreitend und mit ihnen die Schleifmittel (Quarzſand
mit Waſſer), mit denen ſie ſich unter Druck an den Steinen reiben.

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[263/0281] Die Bauten aus Holz und natürlichen Steinen. Gewinnung der Steine längſt nicht mehr die einzigen Mittel. Pulver und das furchtbare Dynamit ſind jetzt bei der Arbeit. Man muß mit beſonderen Steinbohrmaſchinen das Geſtein aushöhlen, um die Spreng- maſſe in ſeine Eingeweide zu bringen. Oder man muß mit Stein- ſtemmaſchinen die abzutrennende Maſſe mit Teilungsfugen umgeben. Solche werden mit Dampf betrieben: ſtangenförmige Meißel keilen ſich mit der Geſchwindigkeit von mehr als einem Meter in der Minute mehrere Meter tief in das Geſtein ein und erlauben mit nachheriger Zuhilfenahme von Sprengmitteln, die Blöcke von mehreren Kubikmetern Inhalt von ihrem Lager zu trennen. Für die weitere Verwendung wird man ihnen die paſſende Geſtalt anweiſen. Pflaſterſteine werden nahe die Würfelform, Trottoirplatten die flache Geſtalt erhalten müſſen. Dazu werden ſie der Steinſchneidemaſchine anvertraut. Die weicheren Geſteine, wie Sandſtein, laſſen ſich allenfalls mit mit einer harten Zahnſäge durchſchneiden, für die meiſten Steinarten aber nimmt man Schwertſägen, das ſind lange Eiſenblätter, die durch die Thätigkeit der Maſchine in das Geſtein eindringen, indem ſie mit einem Schleifmittel, wie Quarzſand in Waſſer, neuerdings Gußeiſenſchrot, ſich den Weg bahnen. In Amerika kommen jetzt dieſe Metallblätter mit Diamantzähnen in Aufnahme. Weiter müſſen die Flächen der gewonnenen Steinquadern geebnet werden, was mit Hülfe von Stein- abricht- und Flachhobelmaſchinen geſchieht, die denjenigen für Holz und Metall nachgebildet ſind. Der Stein wird entweder auf einem Schlitten unter den feſtſtehenden oder ſich drehenden Meißeln hinbewegt, oder es findet das Umgekehrte ſtatt. Die Meißel ſelbſt kann ein gewöhnlicher zugeſpitzter oder flach endigender Stahl ſein, oder er bildet eine runde Scheibe, von der Geſtalt eines ſtumpfen Kegels; endlich verwendet man auch hier Diamanten. Bei Bauſteinen wird man Verkehlungen oder ähnliche Verzierungen anbringen wollen. Man hat die erwähnten Maſchinen bisher zu dieſem Ende mit beſonders geformten Meißeln verſehen; aber heute giebt es ſchon Maſchinen, um an gebogenen Flächen Geſimſe anzubringen. Am vollkommenſten für dieſen Zweck geeignet iſt die Hunterſche Duplexmaſchine. An ihr wirken die eben erwähnten runden Stahlſcheiben, die durch ihre raſche Drehung die Vorarbeit übernehmen, während das Werk durch Schaber vollendet wird. Um kreisrunde Stücke zu erlangen, verfährt man — wie in vielen Fällen auch beim Holz und bei Metallen — man giebt dem Stücke eine achteckige Form und thut es dann in die Steindrehbank, wo es mit dem Stahl zum Rundkörper gedreht wird. Mit dieſen Manipulationen ſind die Bauſteine meiſt als vollendet anzuſehen. Nur in wenigen Fällen — z. B. bei Granit, der zur Verkleidung von Pracht- bauten dienen ſoll — wird noch das Schleifen und Polieren folgen müſſen. In den Schleifmaſchinen bewegen ſich gußeiſerne Scheiben drehend oder fortſchreitend und mit ihnen die Schleifmittel (Quarzſand mit Waſſer), mit denen ſie ſich unter Druck an den Steinen reiben.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/281>, abgerufen am 25.04.2024.