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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Wirken und Stricken.
flachen mechanischen Kulierstühlen er-
zeugen. Strümpfe werden beispielsweise
zu vielen neben einander auf ihnen ge-
wirkt, wie unsere Fig. 214 zeigt, und
zwar gleich in derjenigen Form mit
Hinzunahme der Fersen und Spitzen,
daß sie fertig zum Zusammennähen sind,
was auf einer Ankettelmaschine ausge-
führt wird. Flache mechanische Ketten-
stühle sind gleichfalls konstruiert worden;
der erste wurde 1807 dem Engländer
S. Orgill patentiert. -- Die älteste Strick-
maschine zum Stricken von Strümpfen
rührt von A. Eisenstuck 1857 her; sie
besaß sehr große Ähnlichkeit mit der
späteren von Lamb, welche gegenwärtig
die verbreitetste ist. Eine Strickmaschine,
bei der dieses System zu Grunde gelegt
ist, bietet die beigefügte Fig. 215.

[Abbildung] Fig. 215.

Strickmaschine.

Das Häkeln, Knüpfen, Klöppeln.

Außer den Operationen des Webens, Wirkens und Strickens, welche
die Herstellung von Gebrauchsgegenständen aus Fäden bezwecken, giebt
es noch einige andere von untergeordneter Bedeutung, die aber doch
hier kurz berührt werden sollen. Das Häkeln ist Handarbeit geblieben,
wenn nicht der Gegenstand nach Art der Wirkerei erzeugt wird. Man
kennt allerdings Häkelmaschinen zu Posamentierzwecken, doch haben die
darauf verfertigten Besatzartikel häufig nur entfernte Ähnlichkeit mit
dem, was man für gewöhnlich unter Häkelware versteht. -- Knüpfen
oder Netzen betrifft die Herstellung von Netzwerk durch Zusammenknoten
von Fäden, und kann dieses durch Handarbeit oder durch Netzmaschinen
ausgeführt werden. Eine solche hatte 1804 der durch seine Webe-
maschine berühmte Jacquard konstruiert. Jouanin verbesserte diese
Konstruktion außerordentlich und können auf seiner Maschine Netze mit
kleineren oder größeren Maschen aus Zwirn verfertigt werden. -- Die
hier unter Klöppeln verstandene Arbeit bezieht sich auf die Fabrikation
von Spitzen, also durchbrochene auf Zellengrund gemusterte Gewebe,
die meist zu Randbesätzen von Stoffen dienen und als Hand- und
Maschinenspitzen unterschieden werden, je nachdem sie durch Hand oder
durch die Maschine gearbeitet wurden. Handspitzen können übrigens
auf höchst mannigfaltige Weise gearbeitet werden, nicht allein durch
Klöppeln, sondern auch durch Häkeln, Stricken, Wirken, Knüpfen und
Nähen, je nachdem die Zellen verschiedenartig ausfallen dürfen, doch
sind das Klöppeln und Nähen die wichtigsten und ältesten Verfahren

Das Wirken und Stricken.
flachen mechaniſchen Kulierſtühlen er-
zeugen. Strümpfe werden beiſpielsweiſe
zu vielen neben einander auf ihnen ge-
wirkt, wie unſere Fig. 214 zeigt, und
zwar gleich in derjenigen Form mit
Hinzunahme der Ferſen und Spitzen,
daß ſie fertig zum Zuſammennähen ſind,
was auf einer Ankettelmaſchine ausge-
führt wird. Flache mechaniſche Ketten-
ſtühle ſind gleichfalls konſtruiert worden;
der erſte wurde 1807 dem Engländer
S. Orgill patentiert. — Die älteſte Strick-
maſchine zum Stricken von Strümpfen
rührt von A. Eiſenſtuck 1857 her; ſie
beſaß ſehr große Ähnlichkeit mit der
ſpäteren von Lamb, welche gegenwärtig
die verbreitetſte iſt. Eine Strickmaſchine,
bei der dieſes Syſtem zu Grunde gelegt
iſt, bietet die beigefügte Fig. 215.

[Abbildung] Fig. 215.

Strickmaſchine.

Das Häkeln, Knüpfen, Klöppeln.

Außer den Operationen des Webens, Wirkens und Strickens, welche
die Herſtellung von Gebrauchsgegenſtänden aus Fäden bezwecken, giebt
es noch einige andere von untergeordneter Bedeutung, die aber doch
hier kurz berührt werden ſollen. Das Häkeln iſt Handarbeit geblieben,
wenn nicht der Gegenſtand nach Art der Wirkerei erzeugt wird. Man
kennt allerdings Häkelmaſchinen zu Poſamentierzwecken, doch haben die
darauf verfertigten Beſatzartikel häufig nur entfernte Ähnlichkeit mit
dem, was man für gewöhnlich unter Häkelware verſteht. — Knüpfen
oder Netzen betrifft die Herſtellung von Netzwerk durch Zuſammenknoten
von Fäden, und kann dieſes durch Handarbeit oder durch Netzmaſchinen
ausgeführt werden. Eine ſolche hatte 1804 der durch ſeine Webe-
maſchine berühmte Jacquard konſtruiert. Jouanin verbeſſerte dieſe
Konſtruktion außerordentlich und können auf ſeiner Maſchine Netze mit
kleineren oder größeren Maſchen aus Zwirn verfertigt werden. — Die
hier unter Klöppeln verſtandene Arbeit bezieht ſich auf die Fabrikation
von Spitzen, alſo durchbrochene auf Zellengrund gemuſterte Gewebe,
die meiſt zu Randbeſätzen von Stoffen dienen und als Hand- und
Maſchinenſpitzen unterſchieden werden, je nachdem ſie durch Hand oder
durch die Maſchine gearbeitet wurden. Handſpitzen können übrigens
auf höchſt mannigfaltige Weiſe gearbeitet werden, nicht allein durch
Klöppeln, ſondern auch durch Häkeln, Stricken, Wirken, Knüpfen und
Nähen, je nachdem die Zellen verſchiedenartig ausfallen dürfen, doch
ſind das Klöppeln und Nähen die wichtigſten und älteſten Verfahren

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[383/0401] Das Wirken und Stricken. flachen mechaniſchen Kulierſtühlen er- zeugen. Strümpfe werden beiſpielsweiſe zu vielen neben einander auf ihnen ge- wirkt, wie unſere Fig. 214 zeigt, und zwar gleich in derjenigen Form mit Hinzunahme der Ferſen und Spitzen, daß ſie fertig zum Zuſammennähen ſind, was auf einer Ankettelmaſchine ausge- führt wird. Flache mechaniſche Ketten- ſtühle ſind gleichfalls konſtruiert worden; der erſte wurde 1807 dem Engländer S. Orgill patentiert. — Die älteſte Strick- maſchine zum Stricken von Strümpfen rührt von A. Eiſenſtuck 1857 her; ſie beſaß ſehr große Ähnlichkeit mit der ſpäteren von Lamb, welche gegenwärtig die verbreitetſte iſt. Eine Strickmaſchine, bei der dieſes Syſtem zu Grunde gelegt iſt, bietet die beigefügte Fig. 215. [Abbildung Fig. 215. Strickmaſchine.] Das Häkeln, Knüpfen, Klöppeln. Außer den Operationen des Webens, Wirkens und Strickens, welche die Herſtellung von Gebrauchsgegenſtänden aus Fäden bezwecken, giebt es noch einige andere von untergeordneter Bedeutung, die aber doch hier kurz berührt werden ſollen. Das Häkeln iſt Handarbeit geblieben, wenn nicht der Gegenſtand nach Art der Wirkerei erzeugt wird. Man kennt allerdings Häkelmaſchinen zu Poſamentierzwecken, doch haben die darauf verfertigten Beſatzartikel häufig nur entfernte Ähnlichkeit mit dem, was man für gewöhnlich unter Häkelware verſteht. — Knüpfen oder Netzen betrifft die Herſtellung von Netzwerk durch Zuſammenknoten von Fäden, und kann dieſes durch Handarbeit oder durch Netzmaſchinen ausgeführt werden. Eine ſolche hatte 1804 der durch ſeine Webe- maſchine berühmte Jacquard konſtruiert. Jouanin verbeſſerte dieſe Konſtruktion außerordentlich und können auf ſeiner Maſchine Netze mit kleineren oder größeren Maſchen aus Zwirn verfertigt werden. — Die hier unter Klöppeln verſtandene Arbeit bezieht ſich auf die Fabrikation von Spitzen, alſo durchbrochene auf Zellengrund gemuſterte Gewebe, die meiſt zu Randbeſätzen von Stoffen dienen und als Hand- und Maſchinenſpitzen unterſchieden werden, je nachdem ſie durch Hand oder durch die Maſchine gearbeitet wurden. Handſpitzen können übrigens auf höchſt mannigfaltige Weiſe gearbeitet werden, nicht allein durch Klöppeln, ſondern auch durch Häkeln, Stricken, Wirken, Knüpfen und Nähen, je nachdem die Zellen verſchiedenartig ausfallen dürfen, doch ſind das Klöppeln und Nähen die wichtigſten und älteſten Verfahren

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/401>, abgerufen am 19.04.2024.