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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Bereitung der Bierwürze.
Empfehlung vorsetzt, daß er das Malz dazu mit seiner eigenen Familie
selbst gekaut habe.

Um die inneren Teile des Malzes für das Aufbrühen im Sud-
hause von der sie schützenden Hülle zu befreien und gleichzeitig dem
heißen Wasser eine größere Angriffsfläche zu geben, wird das Malz
geschroten. Hierbei ist ein zu feines Mahlen zu vermeiden, trotzdem
der beabsichtigte Zweck bei einem möglichst feinen Mehl besser erreicht
würde, weil das später notwendige klare Abziehen der Würze durch
die Teigschicht, die ein feines Mehl bildet, unmöglich gemacht wird.
Das Malz wird also nur grob aufgebrochen, und das geschieht mittels
Schrotmühlen (Fig. 282), in welchen sich zwei Walzen von ver-
schiedenem Durchmesser hart
an einander gerückt gegen-
einander bewegen, wie es
die Richtung der Pfeile in
Fig. 282 anzeigt. Wenn das
Malz in die trichterartige
Öffnung a, welche offen oder
geschlossen sein kann, hinein-
läuft, zwischen den Walzen
aufgebrochen wird, so fließt es
dann durch die auf der Zeich-
nung nicht sichtbare, unten
angebrachte Ausflußöffnung
-- um ein Verstauben des
geschrotenen Malzes zu ver-
meiden -- in geschlossener
Röhre in den Vormaisch-
apparat Fig. 283. Dieser
Vormaischapparat, welcher

[Abbildung] Fig. 282.

Schrotmühle.

über dem Maischbottich steht, hat den Zweck, das geschrotene Malz aus
einem trockenen Staube in einen nassen Teig zu verwandeln, damit
auch hier nichts verstauben kann, wenn das Malz aus der unteren,
hier gleichfalls nicht sichtbaren Öffnung in den Maischbottich fällt.
Das geschrotene Malz fällt durch die mit der Schrotmühle verbundene
Holzrinne in den Vormaischapparat, und trifft hier mit dem eintretenden
Wasser zusammen. Bevor es nun in den Maischbottich fällt, wird es
durch die, auf der Welle sitzenden messerartigen Schaufeln innig mit
dem Wasser gemengt und so in einen staubfreien Teig verwandelt.

Im Maischbottich soll nun das geschrotene Malz während des
Aufbrühens mit dem heißen Wasser möglichst innig gemengt werden,
um sowohl die Zuckerbildung zu erleichtern, als auch den gelösten
Zucker dem Malz möglichst vollkommen zu entziehen. Dem Maisch-
bottich (Fig. 284), einem eisernen runden Gefäß, ist zu diesem Zwecke ein
Rührwerk eingebaut, welches die durchquirlende Arbeit besorgt. Daß

Die Bereitung der Bierwürze.
Empfehlung vorſetzt, daß er das Malz dazu mit ſeiner eigenen Familie
ſelbſt gekaut habe.

Um die inneren Teile des Malzes für das Aufbrühen im Sud-
hauſe von der ſie ſchützenden Hülle zu befreien und gleichzeitig dem
heißen Waſſer eine größere Angriffsfläche zu geben, wird das Malz
geſchroten. Hierbei iſt ein zu feines Mahlen zu vermeiden, trotzdem
der beabſichtigte Zweck bei einem möglichſt feinen Mehl beſſer erreicht
würde, weil das ſpäter notwendige klare Abziehen der Würze durch
die Teigſchicht, die ein feines Mehl bildet, unmöglich gemacht wird.
Das Malz wird alſo nur grob aufgebrochen, und das geſchieht mittels
Schrotmühlen (Fig. 282), in welchen ſich zwei Walzen von ver-
ſchiedenem Durchmeſſer hart
an einander gerückt gegen-
einander bewegen, wie es
die Richtung der Pfeile in
Fig. 282 anzeigt. Wenn das
Malz in die trichterartige
Öffnung a, welche offen oder
geſchloſſen ſein kann, hinein-
läuft, zwiſchen den Walzen
aufgebrochen wird, ſo fließt es
dann durch die auf der Zeich-
nung nicht ſichtbare, unten
angebrachte Ausflußöffnung
— um ein Verſtauben des
geſchrotenen Malzes zu ver-
meiden — in geſchloſſener
Röhre in den Vormaiſch-
apparat Fig. 283. Dieſer
Vormaiſchapparat, welcher

[Abbildung] Fig. 282.

Schrotmühle.

über dem Maiſchbottich ſteht, hat den Zweck, das geſchrotene Malz aus
einem trockenen Staube in einen naſſen Teig zu verwandeln, damit
auch hier nichts verſtauben kann, wenn das Malz aus der unteren,
hier gleichfalls nicht ſichtbaren Öffnung in den Maiſchbottich fällt.
Das geſchrotene Malz fällt durch die mit der Schrotmühle verbundene
Holzrinne in den Vormaiſchapparat, und trifft hier mit dem eintretenden
Waſſer zuſammen. Bevor es nun in den Maiſchbottich fällt, wird es
durch die, auf der Welle ſitzenden meſſerartigen Schaufeln innig mit
dem Waſſer gemengt und ſo in einen ſtaubfreien Teig verwandelt.

Im Maiſchbottich ſoll nun das geſchrotene Malz während des
Aufbrühens mit dem heißen Waſſer möglichſt innig gemengt werden,
um ſowohl die Zuckerbildung zu erleichtern, als auch den gelöſten
Zucker dem Malz möglichſt vollkommen zu entziehen. Dem Maiſch-
bottich (Fig. 284), einem eiſernen runden Gefäß, iſt zu dieſem Zwecke ein
Rührwerk eingebaut, welches die durchquirlende Arbeit beſorgt. Daß

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[493/0511] Die Bereitung der Bierwürze. Empfehlung vorſetzt, daß er das Malz dazu mit ſeiner eigenen Familie ſelbſt gekaut habe. Um die inneren Teile des Malzes für das Aufbrühen im Sud- hauſe von der ſie ſchützenden Hülle zu befreien und gleichzeitig dem heißen Waſſer eine größere Angriffsfläche zu geben, wird das Malz geſchroten. Hierbei iſt ein zu feines Mahlen zu vermeiden, trotzdem der beabſichtigte Zweck bei einem möglichſt feinen Mehl beſſer erreicht würde, weil das ſpäter notwendige klare Abziehen der Würze durch die Teigſchicht, die ein feines Mehl bildet, unmöglich gemacht wird. Das Malz wird alſo nur grob aufgebrochen, und das geſchieht mittels Schrotmühlen (Fig. 282), in welchen ſich zwei Walzen von ver- ſchiedenem Durchmeſſer hart an einander gerückt gegen- einander bewegen, wie es die Richtung der Pfeile in Fig. 282 anzeigt. Wenn das Malz in die trichterartige Öffnung a, welche offen oder geſchloſſen ſein kann, hinein- läuft, zwiſchen den Walzen aufgebrochen wird, ſo fließt es dann durch die auf der Zeich- nung nicht ſichtbare, unten angebrachte Ausflußöffnung — um ein Verſtauben des geſchrotenen Malzes zu ver- meiden — in geſchloſſener Röhre in den Vormaiſch- apparat Fig. 283. Dieſer Vormaiſchapparat, welcher [Abbildung Fig. 282. Schrotmühle.] über dem Maiſchbottich ſteht, hat den Zweck, das geſchrotene Malz aus einem trockenen Staube in einen naſſen Teig zu verwandeln, damit auch hier nichts verſtauben kann, wenn das Malz aus der unteren, hier gleichfalls nicht ſichtbaren Öffnung in den Maiſchbottich fällt. Das geſchrotene Malz fällt durch die mit der Schrotmühle verbundene Holzrinne in den Vormaiſchapparat, und trifft hier mit dem eintretenden Waſſer zuſammen. Bevor es nun in den Maiſchbottich fällt, wird es durch die, auf der Welle ſitzenden meſſerartigen Schaufeln innig mit dem Waſſer gemengt und ſo in einen ſtaubfreien Teig verwandelt. Im Maiſchbottich ſoll nun das geſchrotene Malz während des Aufbrühens mit dem heißen Waſſer möglichſt innig gemengt werden, um ſowohl die Zuckerbildung zu erleichtern, als auch den gelöſten Zucker dem Malz möglichſt vollkommen zu entziehen. Dem Maiſch- bottich (Fig. 284), einem eiſernen runden Gefäß, iſt zu dieſem Zwecke ein Rührwerk eingebaut, welches die durchquirlende Arbeit beſorgt. Daß

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/511>, abgerufen am 25.04.2024.