Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Quecksilber.
der am tiefsten liegenden Aludel f durch die Rinnen g g in die steinernen
Behälter h h abfließt. Das letzte Quecksilber wird in Kammern B ver-
dichtet, während der Rauch durch den Schornstein b entweicht.

In Böhmen wird durch Erhitzen des Zinnobers mit Eisen aus
dem Schwefel desselben Schwefeleisen gebildet, wobei gleichfalls das
Quecksilber frei wird, wie es folgende chemische Formel zeigt:
[Formel 1]

Dieses Verfahren wird in einem Glockenofen, wie ihn Fig. 371
zeigt, ausgeführt. Auf einer eisernen Säule ruhen eiserne Teller b b,
welche mit einer unten in
Wasser tauchenden Glocke
bedeckt sind. Die Glocken,
von denen sechs in einem
gemauerten Ofen stehen,
werden durch das Gestell g
in die Öfen versenkt, an
ihrem oberen Teile von
der Mauer f aufwärts mit
Steinkohle bedeckt und
hier, nachdem der Zin-
nober auf die Teller b b
gebracht war, zum Glühen
erhitzt, wobei das Queck-
silber in das Wasser a
tropft, welches nach been-
deter Operation und, nach-
dem die Glocke mittels g
gehoben worden ist, mit
dem Kasten d heraus-
gezogen werden kann.

Eigenschaften. Das
Quecksilber ist das einzige
Metall, welches bei ge-

[Abbildung] Fig. 371.

Glockenofen.

wöhnlicher Temperatur flüssig ist; es erstarrt erst bei -- 39° C.,
siedet bei 360° C., verdunstet aber schon bei gewöhnlicher Temperatur.
Es hat eine silberweiße Farbe, starken Glanz und fließt in runden
Tropfen über glatte Flächen. Es verändert sich bei gewöhnlicher
Temperatur an der Luft nicht, wird von Salzsäure und Schwefelsäure
bei gewöhnlicher Temperatur nicht angegriffen, von Schwefelsäure aber
beim Erhitzen und von Salpetersäure schon in der Kälte aufgelöst.
Sein spezifisches Gewicht ist 13,5.

Geschichtliches. Das Quecksilber ist seit den ältesten Zeiten be-
kannt, und der Zinnober fand schon bei den Alten als Farbe Ver-
wendung.

Das Queckſilber.
der am tiefſten liegenden Aludel f durch die Rinnen g g in die ſteinernen
Behälter h h abfließt. Das letzte Queckſilber wird in Kammern B ver-
dichtet, während der Rauch durch den Schornſtein b entweicht.

In Böhmen wird durch Erhitzen des Zinnobers mit Eiſen aus
dem Schwefel desſelben Schwefeleiſen gebildet, wobei gleichfalls das
Queckſilber frei wird, wie es folgende chemiſche Formel zeigt:
[Formel 1]

Dieſes Verfahren wird in einem Glockenofen, wie ihn Fig. 371
zeigt, ausgeführt. Auf einer eiſernen Säule ruhen eiſerne Teller b b,
welche mit einer unten in
Waſſer tauchenden Glocke
bedeckt ſind. Die Glocken,
von denen ſechs in einem
gemauerten Ofen ſtehen,
werden durch das Geſtell g
in die Öfen verſenkt, an
ihrem oberen Teile von
der Mauer f aufwärts mit
Steinkohle bedeckt und
hier, nachdem der Zin-
nober auf die Teller b b
gebracht war, zum Glühen
erhitzt, wobei das Queck-
ſilber in das Waſſer a
tropft, welches nach been-
deter Operation und, nach-
dem die Glocke mittels g
gehoben worden iſt, mit
dem Kaſten d heraus-
gezogen werden kann.

Eigenſchaften. Das
Queckſilber iſt das einzige
Metall, welches bei ge-

[Abbildung] Fig. 371.

Glockenofen.

wöhnlicher Temperatur flüſſig iſt; es erſtarrt erſt bei — 39° C.,
ſiedet bei 360° C., verdunſtet aber ſchon bei gewöhnlicher Temperatur.
Es hat eine ſilberweiße Farbe, ſtarken Glanz und fließt in runden
Tropfen über glatte Flächen. Es verändert ſich bei gewöhnlicher
Temperatur an der Luft nicht, wird von Salzſäure und Schwefelſäure
bei gewöhnlicher Temperatur nicht angegriffen, von Schwefelſäure aber
beim Erhitzen und von Salpeterſäure ſchon in der Kälte aufgelöſt.
Sein ſpezifiſches Gewicht iſt 13,5.

Geſchichtliches. Das Queckſilber iſt ſeit den älteſten Zeiten be-
kannt, und der Zinnober fand ſchon bei den Alten als Farbe Ver-
wendung.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0633" n="615"/><fw place="top" type="header">Das Queck&#x017F;ilber.</fw><lb/>
der am tief&#x017F;ten liegenden Aludel <hi rendition="#aq">f</hi> durch die Rinnen <hi rendition="#aq">g g</hi> in die &#x017F;teinernen<lb/>
Behälter <hi rendition="#aq">h h</hi> abfließt. Das letzte Queck&#x017F;ilber wird in Kammern <hi rendition="#aq">B</hi> ver-<lb/>
dichtet, während der Rauch durch den Schorn&#x017F;tein <hi rendition="#aq">b</hi> entweicht.</p><lb/>
              <p>In Böhmen wird durch Erhitzen des Zinnobers mit Ei&#x017F;en aus<lb/>
dem Schwefel des&#x017F;elben Schwefelei&#x017F;en gebildet, wobei gleichfalls das<lb/>
Queck&#x017F;ilber frei wird, wie es folgende chemi&#x017F;che Formel zeigt:<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi></p>
              <p>Die&#x017F;es Verfahren wird in einem Glockenofen, wie ihn Fig. 371<lb/>
zeigt, ausgeführt. Auf einer ei&#x017F;ernen Säule ruhen ei&#x017F;erne Teller <hi rendition="#aq">b b</hi>,<lb/>
welche mit einer unten in<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er tauchenden Glocke<lb/>
bedeckt &#x017F;ind. Die Glocken,<lb/>
von denen &#x017F;echs in einem<lb/>
gemauerten Ofen &#x017F;tehen,<lb/>
werden durch das Ge&#x017F;tell <hi rendition="#aq">g</hi><lb/>
in die Öfen ver&#x017F;enkt, an<lb/>
ihrem oberen Teile von<lb/>
der Mauer <hi rendition="#aq">f</hi> aufwärts mit<lb/>
Steinkohle bedeckt und<lb/>
hier, nachdem der Zin-<lb/>
nober auf die Teller <hi rendition="#aq">b b</hi><lb/>
gebracht war, zum Glühen<lb/>
erhitzt, wobei das Queck-<lb/>
&#x017F;ilber in das Wa&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">a</hi><lb/>
tropft, welches nach been-<lb/>
deter Operation und, nach-<lb/>
dem die Glocke mittels <hi rendition="#aq">g</hi><lb/>
gehoben worden i&#x017F;t, mit<lb/>
dem Ka&#x017F;ten <hi rendition="#aq">d</hi> heraus-<lb/>
gezogen werden kann.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Eigen&#x017F;chaften</hi>. Das<lb/>
Queck&#x017F;ilber i&#x017F;t das einzige<lb/>
Metall, welches bei ge-<lb/><figure><head>Fig. 371. </head><p>Glockenofen.</p></figure><lb/>
wöhnlicher Temperatur flü&#x017F;&#x017F;ig i&#x017F;t; es er&#x017F;tarrt er&#x017F;t bei &#x2014; 39° <hi rendition="#aq">C.</hi>,<lb/>
&#x017F;iedet bei 360° <hi rendition="#aq">C.</hi>, verdun&#x017F;tet aber &#x017F;chon bei gewöhnlicher Temperatur.<lb/>
Es hat eine &#x017F;ilberweiße Farbe, &#x017F;tarken Glanz und fließt in runden<lb/>
Tropfen über glatte Flächen. Es verändert &#x017F;ich bei gewöhnlicher<lb/>
Temperatur an der Luft nicht, wird von Salz&#x017F;äure und Schwefel&#x017F;äure<lb/>
bei gewöhnlicher Temperatur nicht angegriffen, von Schwefel&#x017F;äure aber<lb/>
beim Erhitzen und von Salpeter&#x017F;äure &#x017F;chon in der Kälte aufgelö&#x017F;t.<lb/>
Sein &#x017F;pezifi&#x017F;ches Gewicht i&#x017F;t 13,5.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Ge&#x017F;chichtliches</hi>. Das Queck&#x017F;ilber i&#x017F;t &#x017F;eit den älte&#x017F;ten Zeiten be-<lb/>
kannt, und der Zinnober fand &#x017F;chon bei den Alten als Farbe Ver-<lb/>
wendung.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[615/0633] Das Queckſilber. der am tiefſten liegenden Aludel f durch die Rinnen g g in die ſteinernen Behälter h h abfließt. Das letzte Queckſilber wird in Kammern B ver- dichtet, während der Rauch durch den Schornſtein b entweicht. In Böhmen wird durch Erhitzen des Zinnobers mit Eiſen aus dem Schwefel desſelben Schwefeleiſen gebildet, wobei gleichfalls das Queckſilber frei wird, wie es folgende chemiſche Formel zeigt: [FORMEL] Dieſes Verfahren wird in einem Glockenofen, wie ihn Fig. 371 zeigt, ausgeführt. Auf einer eiſernen Säule ruhen eiſerne Teller b b, welche mit einer unten in Waſſer tauchenden Glocke bedeckt ſind. Die Glocken, von denen ſechs in einem gemauerten Ofen ſtehen, werden durch das Geſtell g in die Öfen verſenkt, an ihrem oberen Teile von der Mauer f aufwärts mit Steinkohle bedeckt und hier, nachdem der Zin- nober auf die Teller b b gebracht war, zum Glühen erhitzt, wobei das Queck- ſilber in das Waſſer a tropft, welches nach been- deter Operation und, nach- dem die Glocke mittels g gehoben worden iſt, mit dem Kaſten d heraus- gezogen werden kann. Eigenſchaften. Das Queckſilber iſt das einzige Metall, welches bei ge- [Abbildung Fig. 371. Glockenofen.] wöhnlicher Temperatur flüſſig iſt; es erſtarrt erſt bei — 39° C., ſiedet bei 360° C., verdunſtet aber ſchon bei gewöhnlicher Temperatur. Es hat eine ſilberweiße Farbe, ſtarken Glanz und fließt in runden Tropfen über glatte Flächen. Es verändert ſich bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft nicht, wird von Salzſäure und Schwefelſäure bei gewöhnlicher Temperatur nicht angegriffen, von Schwefelſäure aber beim Erhitzen und von Salpeterſäure ſchon in der Kälte aufgelöſt. Sein ſpezifiſches Gewicht iſt 13,5. Geſchichtliches. Das Queckſilber iſt ſeit den älteſten Zeiten be- kannt, und der Zinnober fand ſchon bei den Alten als Farbe Ver- wendung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/633
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/633>, abgerufen am 19.04.2024.