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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Fabrikation und Verarbeitung des Glases.
nur eine verhältnismäßig kurze Dauer haben können. Die englischen
Öfen für leichtflüssiges Glas werden bei vorzüglichem Baumaterial bis
zu vier Jahren alt, während die deutschen für gewöhnliches (schwerer
schmelzbares) Glas höchstens 18 Monate aushalten.

Bei den Glasöfen liegen der Feuerungsraum und der Schmelz-
raum übereinander. Die Roste, deren mindestens zwei gegenüber-
liegende vorhanden sind, empfangen den Brennstoff; die entwickelten
Flammen schlagen durch eine gemeinsame, in der Mitte des Ofens
liegende, längliche Öffnung, die Pipe, hinauf in die Mitte des
Feuerungsraums. An jeder Längsseite der Pipe stehen auf einem
Gesims, der Bank, die Glashäfen in einer Reihe von 2 bis 4 Stück
(Fig. 456). Die Flamme trifft die Häfen zunächst von der Seite, dann

[Abbildung] Fig. 456.

Grundriß eines Glasofens für Holzfeuerung.

aber auch, indem sie sich an dem niedrigen Kuppelgewölbe des Ofens
bricht, von oben her, um endlich durch seitwärts angebrachte Öffnungen
in nebenliegende Öfen zu entweichen, welche zum Vorwärmen, Kühlen
der fertigen Glaswaren, Trocknen etc. dienen, ohne besondere Heizung
zu erfordern. Beim Errichten der Öfen ist besonders darauf zu sehen,
daß das Fundament möglichst trocken liegt und Kanäle zum Abzug
der Feuchtigkeit erhält. Darüber baut man den Ofen aus eisen- und
kalkfreiem Thon, den man -- ganz wie bei dem Bau der Häfen --
mit gepulverter Schamotte (vgl. S. 275), außerdem aber mit reinem Sand
mengt. Am haltbarsten sind die Öfen, die man mit noch feuchten, aus dem
erwähnten Baumaterial bereiteten Steinen konstruiert. Die letzteren
werden einfach auf einander gelegt und kräftig angedrückt, wo dann
ein Bindematerial ganz unnötig wird und der ganze Ofen wie aus
einem Stück geknetet erscheint. Der Bau erfordert aber eine sehr lange

Die Fabrikation und Verarbeitung des Glaſes.
nur eine verhältnismäßig kurze Dauer haben können. Die engliſchen
Öfen für leichtflüſſiges Glas werden bei vorzüglichem Baumaterial bis
zu vier Jahren alt, während die deutſchen für gewöhnliches (ſchwerer
ſchmelzbares) Glas höchſtens 18 Monate aushalten.

Bei den Glasöfen liegen der Feuerungsraum und der Schmelz-
raum übereinander. Die Roſte, deren mindeſtens zwei gegenüber-
liegende vorhanden ſind, empfangen den Brennſtoff; die entwickelten
Flammen ſchlagen durch eine gemeinſame, in der Mitte des Ofens
liegende, längliche Öffnung, die Pipe, hinauf in die Mitte des
Feuerungsraums. An jeder Längsſeite der Pipe ſtehen auf einem
Geſims, der Bank, die Glashäfen in einer Reihe von 2 bis 4 Stück
(Fig. 456). Die Flamme trifft die Häfen zunächſt von der Seite, dann

[Abbildung] Fig. 456.

Grundriß eines Glasofens für Holzfeuerung.

aber auch, indem ſie ſich an dem niedrigen Kuppelgewölbe des Ofens
bricht, von oben her, um endlich durch ſeitwärts angebrachte Öffnungen
in nebenliegende Öfen zu entweichen, welche zum Vorwärmen, Kühlen
der fertigen Glaswaren, Trocknen ꝛc. dienen, ohne beſondere Heizung
zu erfordern. Beim Errichten der Öfen iſt beſonders darauf zu ſehen,
daß das Fundament möglichſt trocken liegt und Kanäle zum Abzug
der Feuchtigkeit erhält. Darüber baut man den Ofen aus eiſen- und
kalkfreiem Thon, den man — ganz wie bei dem Bau der Häfen —
mit gepulverter Schamotte (vgl. S. 275), außerdem aber mit reinem Sand
mengt. Am haltbarſten ſind die Öfen, die man mit noch feuchten, aus dem
erwähnten Baumaterial bereiteten Steinen konſtruiert. Die letzteren
werden einfach auf einander gelegt und kräftig angedrückt, wo dann
ein Bindematerial ganz unnötig wird und der ganze Ofen wie aus
einem Stück geknetet erſcheint. Der Bau erfordert aber eine ſehr lange

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[852/0870] Die Fabrikation und Verarbeitung des Glaſes. nur eine verhältnismäßig kurze Dauer haben können. Die engliſchen Öfen für leichtflüſſiges Glas werden bei vorzüglichem Baumaterial bis zu vier Jahren alt, während die deutſchen für gewöhnliches (ſchwerer ſchmelzbares) Glas höchſtens 18 Monate aushalten. Bei den Glasöfen liegen der Feuerungsraum und der Schmelz- raum übereinander. Die Roſte, deren mindeſtens zwei gegenüber- liegende vorhanden ſind, empfangen den Brennſtoff; die entwickelten Flammen ſchlagen durch eine gemeinſame, in der Mitte des Ofens liegende, längliche Öffnung, die Pipe, hinauf in die Mitte des Feuerungsraums. An jeder Längsſeite der Pipe ſtehen auf einem Geſims, der Bank, die Glashäfen in einer Reihe von 2 bis 4 Stück (Fig. 456). Die Flamme trifft die Häfen zunächſt von der Seite, dann [Abbildung Fig. 456. Grundriß eines Glasofens für Holzfeuerung.] aber auch, indem ſie ſich an dem niedrigen Kuppelgewölbe des Ofens bricht, von oben her, um endlich durch ſeitwärts angebrachte Öffnungen in nebenliegende Öfen zu entweichen, welche zum Vorwärmen, Kühlen der fertigen Glaswaren, Trocknen ꝛc. dienen, ohne beſondere Heizung zu erfordern. Beim Errichten der Öfen iſt beſonders darauf zu ſehen, daß das Fundament möglichſt trocken liegt und Kanäle zum Abzug der Feuchtigkeit erhält. Darüber baut man den Ofen aus eiſen- und kalkfreiem Thon, den man — ganz wie bei dem Bau der Häfen — mit gepulverter Schamotte (vgl. S. 275), außerdem aber mit reinem Sand mengt. Am haltbarſten ſind die Öfen, die man mit noch feuchten, aus dem erwähnten Baumaterial bereiteten Steinen konſtruiert. Die letzteren werden einfach auf einander gelegt und kräftig angedrückt, wo dann ein Bindematerial ganz unnötig wird und der ganze Ofen wie aus einem Stück geknetet erſcheint. Der Bau erfordert aber eine ſehr lange

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/870>, abgerufen am 28.03.2024.