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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Spiegelung des Lichtes.
Beschaffenheit wir im übrigen keine Vorstellung haben, die sich ähnlich
wie die Schallwellen der Luft verbreiten. Diese Fortpflanzung geschieht
mit einer zwar außerordentlich großen, aber immerhin noch meßbaren
Geschwindigkeit, und zwar in gerader Richtung; damit ist also gesagt,
daß ein leuchtender Punkt von einem Beobachter nur dann wahr-
genommen werden kann, wenn sich in der Verbindungslinie zwischen
demselben und dem Auge kein undurchsichtiger Körper befindet. Alle in
der Folge zu besprechenden optischen Instrumente ohne Ausnahme,
gleichviel welchem Zweck sie dienen, haben nun die Aufgabe, einen Licht-
strahl von dem ihm eigenen geraden Wege abzulenken. Das geschieht
vornehmlich durch die Spiegelung und die Brechung des Lichtes.

Die meisten Körper werden uns nur dadurch sichtbar, daß sie
das von anderen, selbstleuchtenden Körpern auf sie fallende Licht zurück-
strahlen, reflektieren; diejenigen Körper dagegen, welche alles Licht
verschlucken oder absorbieren, sind dunkel. Eine Reihe von Körpern
lassen den größten Teil des auf sie fallenden Lichtes ungehindert durch-
gehen, und diese nennen wir durchsichtig, während andere dem Licht
den Durchgang verwehren und als undurchsichtig bezeichnet werden.
Daß dieser Unterschied indessen nur ein relativer ist, geht unter anderem
schon daraus hervor, daß selbst die undurchsichtigsten Körper, die
Metalle, durchsichtig erscheinen, sobald sie zu hinreichend dünnen
Blättchen verarbeitet werden, und daß andrerseits das durchsichtigste
und klarste Quellwasser in großen Tiefen nichts mehr zu unterscheiden
gestattet.

Wenngleich die Reflexion des Lichtes an jeder noch so unregel-
mäßigen Fläche stattfindet und diese dann sichtbar werden läßt, so
geschieht dies doch um so vollkommener, je regelmäßiger die reflek-
tierende Fläche gestaltet ist. Überall aber herrscht dasselbe einfache
Gesetz: "Der einfallende und der reflektierte Strahl liegen in einer
Ebene, welche auf der spiegelnden Fläche senkrecht steht; der Winkel
welchen der reflektierte Strahl mit dem im Einfallspunkte auf der Fläche
errichteten sogenannten Einfallslote bildet, ist gleich dem Einfalls-
winkel". Wird der Einfachheit halber zunächst eine reflektierende Ebene
betrachtet, so besagt das Gesetz demnach, daß (Fig. 476) die drei
Geraden CD, CE und CF, also einfallender Strahl, Einfallslot und
reflektierter Strahl, in einer gemeinsamen Ebene liegen, und daß der
Reflexionswinkel F C E gleich dem Einfallswinkel D C E ist.

[Abbildung] Fig. 476.

Der ebene Spiegel.

[Abbildung] Fig. 477.

Das Zustandekommen des Bildes beim ebenen Spiegel.

Die Spiegelung des Lichtes.
Beſchaffenheit wir im übrigen keine Vorſtellung haben, die ſich ähnlich
wie die Schallwellen der Luft verbreiten. Dieſe Fortpflanzung geſchieht
mit einer zwar außerordentlich großen, aber immerhin noch meßbaren
Geſchwindigkeit, und zwar in gerader Richtung; damit iſt alſo geſagt,
daß ein leuchtender Punkt von einem Beobachter nur dann wahr-
genommen werden kann, wenn ſich in der Verbindungslinie zwiſchen
demſelben und dem Auge kein undurchſichtiger Körper befindet. Alle in
der Folge zu beſprechenden optiſchen Inſtrumente ohne Ausnahme,
gleichviel welchem Zweck ſie dienen, haben nun die Aufgabe, einen Licht-
ſtrahl von dem ihm eigenen geraden Wege abzulenken. Das geſchieht
vornehmlich durch die Spiegelung und die Brechung des Lichtes.

Die meiſten Körper werden uns nur dadurch ſichtbar, daß ſie
das von anderen, ſelbſtleuchtenden Körpern auf ſie fallende Licht zurück-
ſtrahlen, reflektieren; diejenigen Körper dagegen, welche alles Licht
verſchlucken oder abſorbieren, ſind dunkel. Eine Reihe von Körpern
laſſen den größten Teil des auf ſie fallenden Lichtes ungehindert durch-
gehen, und dieſe nennen wir durchſichtig, während andere dem Licht
den Durchgang verwehren und als undurchſichtig bezeichnet werden.
Daß dieſer Unterſchied indeſſen nur ein relativer iſt, geht unter anderem
ſchon daraus hervor, daß ſelbſt die undurchſichtigſten Körper, die
Metalle, durchſichtig erſcheinen, ſobald ſie zu hinreichend dünnen
Blättchen verarbeitet werden, und daß andrerſeits das durchſichtigſte
und klarſte Quellwaſſer in großen Tiefen nichts mehr zu unterſcheiden
geſtattet.

Wenngleich die Reflexion des Lichtes an jeder noch ſo unregel-
mäßigen Fläche ſtattfindet und dieſe dann ſichtbar werden läßt, ſo
geſchieht dies doch um ſo vollkommener, je regelmäßiger die reflek-
tierende Fläche geſtaltet iſt. Überall aber herrſcht dasſelbe einfache
Geſetz: „Der einfallende und der reflektierte Strahl liegen in einer
Ebene, welche auf der ſpiegelnden Fläche ſenkrecht ſteht; der Winkel
welchen der reflektierte Strahl mit dem im Einfallspunkte auf der Fläche
errichteten ſogenannten Einfallslote bildet, iſt gleich dem Einfalls-
winkel“. Wird der Einfachheit halber zunächſt eine reflektierende Ebene
betrachtet, ſo beſagt das Geſetz demnach, daß (Fig. 476) die drei
Geraden CD, CE und CF, alſo einfallender Strahl, Einfallslot und
reflektierter Strahl, in einer gemeinſamen Ebene liegen, und daß der
Reflexionswinkel F C E gleich dem Einfallswinkel D C E iſt.

[Abbildung] Fig. 476.

Der ebene Spiegel.

[Abbildung] Fig. 477.

Das Zuſtandekommen des Bildes beim ebenen Spiegel.

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[885/0903] Die Spiegelung des Lichtes. Beſchaffenheit wir im übrigen keine Vorſtellung haben, die ſich ähnlich wie die Schallwellen der Luft verbreiten. Dieſe Fortpflanzung geſchieht mit einer zwar außerordentlich großen, aber immerhin noch meßbaren Geſchwindigkeit, und zwar in gerader Richtung; damit iſt alſo geſagt, daß ein leuchtender Punkt von einem Beobachter nur dann wahr- genommen werden kann, wenn ſich in der Verbindungslinie zwiſchen demſelben und dem Auge kein undurchſichtiger Körper befindet. Alle in der Folge zu beſprechenden optiſchen Inſtrumente ohne Ausnahme, gleichviel welchem Zweck ſie dienen, haben nun die Aufgabe, einen Licht- ſtrahl von dem ihm eigenen geraden Wege abzulenken. Das geſchieht vornehmlich durch die Spiegelung und die Brechung des Lichtes. Die meiſten Körper werden uns nur dadurch ſichtbar, daß ſie das von anderen, ſelbſtleuchtenden Körpern auf ſie fallende Licht zurück- ſtrahlen, reflektieren; diejenigen Körper dagegen, welche alles Licht verſchlucken oder abſorbieren, ſind dunkel. Eine Reihe von Körpern laſſen den größten Teil des auf ſie fallenden Lichtes ungehindert durch- gehen, und dieſe nennen wir durchſichtig, während andere dem Licht den Durchgang verwehren und als undurchſichtig bezeichnet werden. Daß dieſer Unterſchied indeſſen nur ein relativer iſt, geht unter anderem ſchon daraus hervor, daß ſelbſt die undurchſichtigſten Körper, die Metalle, durchſichtig erſcheinen, ſobald ſie zu hinreichend dünnen Blättchen verarbeitet werden, und daß andrerſeits das durchſichtigſte und klarſte Quellwaſſer in großen Tiefen nichts mehr zu unterſcheiden geſtattet. Wenngleich die Reflexion des Lichtes an jeder noch ſo unregel- mäßigen Fläche ſtattfindet und dieſe dann ſichtbar werden läßt, ſo geſchieht dies doch um ſo vollkommener, je regelmäßiger die reflek- tierende Fläche geſtaltet iſt. Überall aber herrſcht dasſelbe einfache Geſetz: „Der einfallende und der reflektierte Strahl liegen in einer Ebene, welche auf der ſpiegelnden Fläche ſenkrecht ſteht; der Winkel welchen der reflektierte Strahl mit dem im Einfallspunkte auf der Fläche errichteten ſogenannten Einfallslote bildet, iſt gleich dem Einfalls- winkel“. Wird der Einfachheit halber zunächſt eine reflektierende Ebene betrachtet, ſo beſagt das Geſetz demnach, daß (Fig. 476) die drei Geraden CD, CE und CF, alſo einfallender Strahl, Einfallslot und reflektierter Strahl, in einer gemeinſamen Ebene liegen, und daß der Reflexionswinkel F C E gleich dem Einfallswinkel D C E iſt. [Abbildung Fig. 476. Der ebene Spiegel.] [Abbildung Fig. 477. Das Zuſtandekommen des Bildes beim ebenen Spiegel.]

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/903>, abgerufen am 28.03.2024.