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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die vervielfältigenden Künste.
Kupferstich, Stahlstich oder auf Papier, wenn sie mit einem geeigneten
chemischen Präparate behandelt wird oder mit geeigneter Tinte aus-
geführt ist, auf den lithographischen Stein direkt übertragen. Wir
kommen dabei schon auf das Gebiet der zahlreichen

f) neueren Vervielfältigungsverfahren,

die im Anschluß an die bereits besprochenen weittragenden und viel-
umfassenden Methoden: Buchdruck, Holzschnitt, Kupferstich, Stahlstich,
Lithographie und der später ausführlicher zu behandelnden neuen Kunst,
der Photographie, oft unter Benutzung der neuen Fortschritte und Er-
kenntnis der Wissenschaft auf chemischem und galvanischem Gebiete
erfunden sind. Die eben erwähnte Manier des Überdrucks von Papier
auf Stein, wodurch es jedem Menschen ermöglicht wird, eine große
Zahl von Abzügen eines Schreibens in seiner eigenen Handschrift sich
vervielfältigen zu lassen, gehört zu der Klasse derjenigen Verviel-
fältigungsarten, die man unter dem Namen

Autographie

zusammenfaßt. Es sind auch Verfahren erfunden, um Schrift, die mit
besonders präparierter, autographischer Tinte hergestellt ist, auf Metall-
platten aus Kupfer oder Zink so zu übertragen, daß man von diesen direkt
Abdrücke nehmen kann (Metallographie). Hierbei sei erwähnt, daß das Zink
an Stelle des Steins auch schon von Senefelder bei seinem Verfahren
Anwendung gefunden hat. Die aus seinen Versuchen hervorgegangene
Zinkographie ist in neuerer Zeit mehr und mehr vervollkommnet worden,
so daß sie sich heute ein recht großes Gebiet für ihre Thätigkeit erobert
hat und besonders dem Holzschnitt große Konkurrenz macht. Ihre
Technik ist im Prinzip die gleiche, wie die der Lithographie, weshalb
wir nicht näher auf sie eingehen. Die größte Verbreitung von den
autographischen Methoden hat die

Hektographie

erlangt. Dabei schreibt man mit einer Tinte, die es erlaubt, nach-
dem sie auf in besonderer Weise bereitete Masse abgedrückt ist,
eine größere Anzahl Abdrücke zu nehmen. Diese Tinte wird aus
konzentrierter Anilinfarbe bereitet, während die Masse, auf die das
Schreiben abgedrückt wird, aus reiner Gelatine oder aus einer
Mischung von Glycerin, Wasser, Leim, Barytweiß, Zucker und
Karbolsäure besteht. Neuerdings hat man den Hektographen so sehr
verbessert, daß man von der Gelatinemasse mittels Druckes Abzüge
machen kann. Schließlich beruhen eine Reihe autographischer Ver-
fahren, wie die Papyrographie von Zuccato, desselben Trypographie,
die Horographie und ähnliche darauf, das Originalpapier im ganzen

Die vervielfältigenden Künſte.
Kupferſtich, Stahlſtich oder auf Papier, wenn ſie mit einem geeigneten
chemiſchen Präparate behandelt wird oder mit geeigneter Tinte aus-
geführt iſt, auf den lithographiſchen Stein direkt übertragen. Wir
kommen dabei ſchon auf das Gebiet der zahlreichen

f) neueren Vervielfältigungsverfahren,

die im Anſchluß an die bereits beſprochenen weittragenden und viel-
umfaſſenden Methoden: Buchdruck, Holzſchnitt, Kupferſtich, Stahlſtich,
Lithographie und der ſpäter ausführlicher zu behandelnden neuen Kunſt,
der Photographie, oft unter Benutzung der neuen Fortſchritte und Er-
kenntnis der Wiſſenſchaft auf chemiſchem und galvaniſchem Gebiete
erfunden ſind. Die eben erwähnte Manier des Überdrucks von Papier
auf Stein, wodurch es jedem Menſchen ermöglicht wird, eine große
Zahl von Abzügen eines Schreibens in ſeiner eigenen Handſchrift ſich
vervielfältigen zu laſſen, gehört zu der Klaſſe derjenigen Verviel-
fältigungsarten, die man unter dem Namen

Autographie

zuſammenfaßt. Es ſind auch Verfahren erfunden, um Schrift, die mit
beſonders präparierter, autographiſcher Tinte hergeſtellt iſt, auf Metall-
platten aus Kupfer oder Zink ſo zu übertragen, daß man von dieſen direkt
Abdrücke nehmen kann (Metallographie). Hierbei ſei erwähnt, daß das Zink
an Stelle des Steins auch ſchon von Senefelder bei ſeinem Verfahren
Anwendung gefunden hat. Die aus ſeinen Verſuchen hervorgegangene
Zinkographie iſt in neuerer Zeit mehr und mehr vervollkommnet worden,
ſo daß ſie ſich heute ein recht großes Gebiet für ihre Thätigkeit erobert
hat und beſonders dem Holzſchnitt große Konkurrenz macht. Ihre
Technik iſt im Prinzip die gleiche, wie die der Lithographie, weshalb
wir nicht näher auf ſie eingehen. Die größte Verbreitung von den
autographiſchen Methoden hat die

Hektographie

erlangt. Dabei ſchreibt man mit einer Tinte, die es erlaubt, nach-
dem ſie auf in beſonderer Weiſe bereitete Maſſe abgedrückt iſt,
eine größere Anzahl Abdrücke zu nehmen. Dieſe Tinte wird aus
konzentrierter Anilinfarbe bereitet, während die Maſſe, auf die das
Schreiben abgedrückt wird, aus reiner Gelatine oder aus einer
Miſchung von Glycerin, Waſſer, Leim, Barytweiß, Zucker und
Karbolſäure beſteht. Neuerdings hat man den Hektographen ſo ſehr
verbeſſert, daß man von der Gelatinemaſſe mittels Druckes Abzüge
machen kann. Schließlich beruhen eine Reihe autographiſcher Ver-
fahren, wie die Papyrographie von Zuccato, desſelben Trypographie,
die Horographie und ähnliche darauf, das Originalpapier im ganzen

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[974/0992] Die vervielfältigenden Künſte. Kupferſtich, Stahlſtich oder auf Papier, wenn ſie mit einem geeigneten chemiſchen Präparate behandelt wird oder mit geeigneter Tinte aus- geführt iſt, auf den lithographiſchen Stein direkt übertragen. Wir kommen dabei ſchon auf das Gebiet der zahlreichen f) neueren Vervielfältigungsverfahren, die im Anſchluß an die bereits beſprochenen weittragenden und viel- umfaſſenden Methoden: Buchdruck, Holzſchnitt, Kupferſtich, Stahlſtich, Lithographie und der ſpäter ausführlicher zu behandelnden neuen Kunſt, der Photographie, oft unter Benutzung der neuen Fortſchritte und Er- kenntnis der Wiſſenſchaft auf chemiſchem und galvaniſchem Gebiete erfunden ſind. Die eben erwähnte Manier des Überdrucks von Papier auf Stein, wodurch es jedem Menſchen ermöglicht wird, eine große Zahl von Abzügen eines Schreibens in ſeiner eigenen Handſchrift ſich vervielfältigen zu laſſen, gehört zu der Klaſſe derjenigen Verviel- fältigungsarten, die man unter dem Namen Autographie zuſammenfaßt. Es ſind auch Verfahren erfunden, um Schrift, die mit beſonders präparierter, autographiſcher Tinte hergeſtellt iſt, auf Metall- platten aus Kupfer oder Zink ſo zu übertragen, daß man von dieſen direkt Abdrücke nehmen kann (Metallographie). Hierbei ſei erwähnt, daß das Zink an Stelle des Steins auch ſchon von Senefelder bei ſeinem Verfahren Anwendung gefunden hat. Die aus ſeinen Verſuchen hervorgegangene Zinkographie iſt in neuerer Zeit mehr und mehr vervollkommnet worden, ſo daß ſie ſich heute ein recht großes Gebiet für ihre Thätigkeit erobert hat und beſonders dem Holzſchnitt große Konkurrenz macht. Ihre Technik iſt im Prinzip die gleiche, wie die der Lithographie, weshalb wir nicht näher auf ſie eingehen. Die größte Verbreitung von den autographiſchen Methoden hat die Hektographie erlangt. Dabei ſchreibt man mit einer Tinte, die es erlaubt, nach- dem ſie auf in beſonderer Weiſe bereitete Maſſe abgedrückt iſt, eine größere Anzahl Abdrücke zu nehmen. Dieſe Tinte wird aus konzentrierter Anilinfarbe bereitet, während die Maſſe, auf die das Schreiben abgedrückt wird, aus reiner Gelatine oder aus einer Miſchung von Glycerin, Waſſer, Leim, Barytweiß, Zucker und Karbolſäure beſteht. Neuerdings hat man den Hektographen ſo ſehr verbeſſert, daß man von der Gelatinemaſſe mittels Druckes Abzüge machen kann. Schließlich beruhen eine Reihe autographiſcher Ver- fahren, wie die Papyrographie von Zuccato, desſelben Trypographie, die Horographie und ähnliche darauf, das Originalpapier im ganzen

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 974. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/992>, abgerufen am 28.03.2024.