Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 26. März 1878.

Bild:
erste Seite
Meine verehrte, theure Freundin,


Freilich vergeht kein Tag, an dem ich nicht unseres verewigten
Adolf gedenke; aber begreiflicherweise macht sich das Gedenken
ganz besonders geltend in der zweiten Hälfte des Märzmonds.
Mahnt doch der 18. März mich an eine "trotz alledem und alle
dem" schöne, hochbewegte Zeit, die uns sammtlich, uns aus dem gewohn-
ten und schwer aufgegebenen Schaffens- und Wirkungskreise heraus-
hebend, auf einen anderen Boden versetzt hat, auf welchem wir dann
in andere Thätigkeitsweise, doch in demselben Geiste und mit nicht
schlechterem Erfolge, wie früher, fortgeschaffen und gewirkt. Und dann kommt
der morgende Tag, zu welchem ich gewohnt war, wenn auch mit Ar-
beit überbürdet, dem Freund - wenn auch noch so kurz - Gruß und
Glückwunsch zu senden. Es [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] mir nur natürlich, diese Weise
fest zu halten, nur daß ich meine Worte, statt an den Freund
selbst, an sein anderes Ich richte, das gewiss -, wie er selbst, - weiß
und empfindet, daß ein die Geister verbindendenes Band sich weiter
zieht und fortschlingt, wie das Schaffen und Wirken wahrhafter
Geister fortdauert und nachwirkt

Seien Sie, verehrte Freundin, unserer fortdauernder
freundschaftlichen Theilnahme gewiss und bewahren Sie auch uns

ein
Meine verehrte, theure Freundin,


Freilich vergeht kein Tag, an dem ich nicht unseres verewigten
Adolf gedenke; aber begreiflicherweise macht sich das Gedenken
ganz besonders geltend in der zweiten Hälfte des Märzmonds.
Mahnt doch der 18. März mich an eine „trotz alledem und alle
dem“ schöne, hochbewegte Zeit, die uns sam̃tlich, uns aus dem gewohn-
ten und schwer aufgegebenen Schaffens- und Wirkungskreise heraus-
hebend, auf einen anderen Boden versetzt hat, auf welchem wir dañ
in andere Thätigkeitsweise, doch in demselben Geiste und mit nicht
schlechterem Erfolge, wie früher, fortgeschaffen und gewirkt. Und dañ kom̃t
der morgende Tag, zu welchem ich gewohnt war, weñ auch mit Ar-
beit überbürdet, dem Freund – weñ auch noch so kurz – Gruß und
Glückwunsch zu senden. Es [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] mir nur natürlich, diese Weise
fest zu halten, nur daß ich meine Worte, statt an den Freund
selbst, an sein anderes Ich richte, das gewiss –, wie er selbst, – weiß
und empfindet, daß ein die Geister verbindendenes Band sich weiter
zieht und fortschlingt, wie das Schaffen und Wirken wahrhafter
Geister fortdauert und nachwirkt

Seien Sie, verehrte Freundin, unserer fortdauernder
freundschaftlichen Theilnahme gewiss und bewahren Sie auch uns

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0001" n="[1r]"/>
      <div type="letter" n="1">
        <opener rendition="#et">
          <salute>Meine verehrte, theure Freundin,</salute>
        </opener><lb/>
        <space dim="vertical"/>
        <p>Freilich vergeht kein Tag, an dem ich nicht unseres verewigten<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118539698">Adolf</persName> gedenke; aber begreiflicherweise macht sich das Gedenken<lb/>
ganz besonders geltend in der zweiten Hälfte des Märzmonds.<lb/>
Mahnt doch der 18. März mich an eine &#x201E;trotz alledem und alle<lb/>
dem&#x201C; schöne, hochbewegte Zeit, die uns sam&#x0303;tlich, uns aus dem gewohn-<lb/>
ten und schwer aufgegebenen Schaffens- und Wirkungskreise heraus-<lb/>
hebend, auf einen anderen Boden versetzt hat, auf welchem wir dan&#x0303;<lb/>
in andere Thätigkeitsweise, doch in demselben Geiste und mit nicht<lb/>
schlechterem Erfolge, wie früher, fortgeschaffen und gewirkt. Und dan&#x0303; kom&#x0303;t<lb/>
der morgende Tag, zu welchem ich gewohnt war, wen&#x0303; auch mit Ar-<lb/>
beit überbürdet, dem Freund &#x2013; wen&#x0303; auch noch so kurz &#x2013; Gruß und<lb/>
Glückwunsch zu senden. Es <gap reason="illegible" unit="words" quantity="1"/> mir nur natürlich, diese Weise<lb/>
fest zu halten, nur daß ich meine Worte, statt an den Freund<lb/>
selbst, an sein anderes Ich richte, das gewiss &#x2013;, wie er selbst, &#x2013; weiß<lb/>
und empfindet, daß ein die Geister verbindendenes Band sich weiter<lb/>
zieht und fortschlingt, wie das Schaffen und Wirken wahrhafter<lb/>
Geister fortdauert und nachwirkt</p><lb/>
        <p>Seien Sie, verehrte Freundin, unserer fortdauernder<lb/>
freundschaftlichen Theilnahme gewiss und bewahren Sie auch uns<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1r]/0001] Meine verehrte, theure Freundin, Freilich vergeht kein Tag, an dem ich nicht unseres verewigten Adolf gedenke; aber begreiflicherweise macht sich das Gedenken ganz besonders geltend in der zweiten Hälfte des Märzmonds. Mahnt doch der 18. März mich an eine „trotz alledem und alle dem“ schöne, hochbewegte Zeit, die uns sam̃tlich, uns aus dem gewohn- ten und schwer aufgegebenen Schaffens- und Wirkungskreise heraus- hebend, auf einen anderen Boden versetzt hat, auf welchem wir dañ in andere Thätigkeitsweise, doch in demselben Geiste und mit nicht schlechterem Erfolge, wie früher, fortgeschaffen und gewirkt. Und dañ kom̃t der morgende Tag, zu welchem ich gewohnt war, weñ auch mit Ar- beit überbürdet, dem Freund – weñ auch noch so kurz – Gruß und Glückwunsch zu senden. Es _ mir nur natürlich, diese Weise fest zu halten, nur daß ich meine Worte, statt an den Freund selbst, an sein anderes Ich richte, das gewiss –, wie er selbst, – weiß und empfindet, daß ein die Geister verbindendenes Band sich weiter zieht und fortschlingt, wie das Schaffen und Wirken wahrhafter Geister fortdauert und nachwirkt Seien Sie, verehrte Freundin, unserer fortdauernder freundschaftlichen Theilnahme gewiss und bewahren Sie auch uns ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sebastian Göttel: Herausgeber.
Sebastian Göttel: Transkription und TEI-Textannotation.

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Abweichend davon wurden langes s (ſ) als 's', I/J als Lautwert und Vokale mit übergestelltem e als ä/ö/ü transkribiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner_1878
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner_1878/1
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 26. März 1878, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner_1878/1>, abgerufen am 18.04.2024.