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Sanders, Daniel: Brief an Moritz Lazarus. Altstrelitz, 12. Januar 1884.

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Mein lieber, hochverehrter Freund.



[Stempel] I, 621


Herzlichsten Dank für Ihre liebevollen Zeilen, die mich mit Freude und
Stolz erfüllt haben. Sie können Sich nicht sehnlicher die Verwandlung unserer
brieflichen Bekanntschaft in eine persönliche wünschen als ich es thue. Ich
will augenblicklich Nichts weiter sagen, als daß ich hoffe, mit Gottes Hilfe diesen
Wunsch in diesem Jahr auf eine oder die andere Weise erfüllt zu sehen.
Auf Ihre Frage bedauere ich Ihnen keine recht befriedigende Auskunft
ertheilen zu können. In dem "Quellenverzeichnis" zu meinem "Wörterbuch" Band 2
(oder 3) S. 1825l finden Sie ein Buch von Wilhelm Abraham Teller:
Vollständige Darstellung und Beurtheilung der deutschen Sprache in Lut-
ther's Bibelübersetzung (Berlin 1794ff)

das Ihnen vielleicht einiges für Ihren Zweck Brauchbare liefert (vgl. auch, die Psalmen-
Übersetzt von Moses Mendelssohn Berlin 1783 S. XIff)
; aber so viel ich mich entsinne, ist die
Frage, die Sie im Auge haben, nur oberflächlich berührt. Es müssten natürlich
auch die vorluther'schen Bibelübersetzungen (s. darüber einen Aufsatz in Herrig's
Archiv für das Studium der neueren Sprachen pp., [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] ich nicht, in einem der Bände von 60-70,
vgl. auch in meinem "Ergänzungs-Wörterbuch" s.v. Sarg, Sorge, versorgen pp.) und schon die gothische
mit in Betracht gezogen werden. Ein Werk, worin die Frage von diesem um-
fassenden Gesichtspunkt aus behandelt wäre, ist wenigstens mir nicht bekannt. Ich
habe oft gewünscht, daß ein Befähigter einmal das Thema über den Einfluss der
Juden auf die übrigen Völker behandelt; ich habe selbst einmal vor langen Jahren
in einem "Jahrbuch für Israeliten" von Isidor Busch einen geringfügigen Baustein
zu einem solchen Werke beigetragen (Über den Einfluss der Juden auf die neugriechi-
sche Volkspoesie
), - aber freilich die umfassende Behandlung des Gegenstands
erfrischt eine seltene Vereinigung von Wissen in verschiedenen Gebieten, die sich
selten finden wird. Doch ich komme in diesen flüchtig in später Nachtstunde

Mein lieber, hochverehrter Freund.



[Stempel] I, 621


Herzlichsten Dank für Ihre liebevollen Zeilen, die mich mit Freude und
Stolz erfüllt haben. Sie können Sich nicht sehnlicher die Verwandlung unserer
brieflichen Bekañtschaft in eine persönliche wünschen als ich es thue. Ich
will augenblicklich Nichts weiter sagen, als daß ich hoffe, mit Gottes Hilfe diesen
Wunsch in diesem Jahr auf eine oder die andere Weise erfüllt zu sehen.
Auf Ihre Frage bedauere ich Ihnen keine recht befriedigende Auskunft
ertheilen zu köñen. In dem „Quellenverzeichnis“ zu meinem „WörterbuchBand 2
(oder 3) S. 1825l finden Sie ein Buch von Wilhelm Abraham Teller:
Vollständige Darstellung und Beurtheilung der deutschen Sprache in Lut-
ther‘s Bibelübersetzung (Berlin 1794ff)

das Ihnen vielleicht einiges für Ihren Zweck Brauchbare liefert (vgl. auch, die Psalmen-
Übersetzt von Moses Mendelssohn Berlin 1783 S. XIff)
; aber so viel ich mich entsiñe, ist die
Frage, die Sie im Auge haben, nur oberflächlich berührt. Es müssten natürlich
auch die vorluther‘schen Bibelübersetzungen (s. darüber einen Aufsatz in Herrig‘s
Archiv für das Studium der neueren Sprachen pp., [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] ich nicht, in einem der Bände von 60-70,
vgl. auch in meinem „Ergänzungs-Wörterbuch“ s.v. Sarg, Sorge, versorgen pp.) und schon die gothische
mit in Betracht gezogen werden. Ein Werk, worin die Frage von diesem um-
fassenden Gesichtspunkt aus behandelt wäre, ist wenigstens mir nicht bekañt. Ich
habe oft gewünscht, daß ein Befähigter einmal das Thema über den Einfluss der
Juden auf die übrigen Völker behandelt; ich habe selbst einmal vor langen Jahren
in einem „Jahrbuch für Israeliten“ von Isidor Busch einen geringfügigen Baustein
zu einem solchen Werke beigetragen (Über den Einfluss der Juden auf die neugriechi-
sche Volkspoesie
), – aber freilich die umfassende Behandlung des Gegenstands
erfrischt eine seltene Vereinigung von Wissen in verschiedenen Gebieten, die sich
selten finden wird. Doch ich kom̃e in diesen flüchtig in später Nachtstunde

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Moritz Lazarus. Altstrelitz, 12. Januar 1884, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_lazarus_1884/1>, abgerufen am 28.03.2024.