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Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.

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ausgesprochene zu dem eines Lehrers und Jugend-
bildners, war er auch damit sofort zufrieden und ein-
verstanden und so bezog ich denn die Hochschule mit
dem auch von meinem Vater gut geheißenen Vorsatz,
mich für den jetzt erwählten Beruf möglichst vielseitig
aus- und vorzubilden, wobei mein Hauptaugenmerk
einerseits auf Mathematik und Naturwissenschaften,
andererseits auf Sprachen gerichtet war.

Ich darf sagen, dass ich auf der Hochschule, wie
ich es schon auf dem Gymnasium gethan, meine Zeit
gehörig ausgenutzt. Zu besonderer Freude und zum
großen Vortheil für meine Beschäftigung mit dem
Griechischen gereichte mir der rege freundschaftliche Ver-
kehr mit den damals in Berlin studierenden Griechen,
aus deren Munde ich gelegentlich eine ziemlich ansehn-
liche Menge von Volks-Liedern und -Sagen hervor-
zulocken und aufzuzeichnen wusste. Ich fand Gelegen-
heit, noch vor dem Abschluss meiner Studentenzeit
wenigstens einen Theil davon in Übersetzungen in
einem Büchlein zu veröffentlichen, das ich in Gemein-
schaft mit zwei auf der Hochschule gewonnenen Freun-
den, Moritz Carriere (jetzt in München) und dem treff-
lichen, leider zu früh dahingeschiedenen Heinr. Bernh.
Oppenheim, unter dem Titel: "Neugriechische Volks-
und Freiheitslieder. Zum Besten der unglücklichen

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ausgeſprochene zu dem eines Lehrers und Jugend-
bildners, war er auch damit ſofort zufrieden und ein-
verſtanden und ſo bezog ich denn die Hochſchule mit
dem auch von meinem Vater gut geheißenen Vorſatz,
mich für den jetzt erwählten Beruf möglichſt vielſeitig
aus- und vorzubilden, wobei mein Hauptaugenmerk
einerſeits auf Mathematik und Naturwiſſenſchaften,
andererſeits auf Sprachen gerichtet war.

Ich darf ſagen, daſs ich auf der Hochſchule, wie
ich es ſchon auf dem Gymnaſium gethan, meine Zeit
gehörig ausgenutzt. Zu beſonderer Freude und zum
großen Vortheil für meine Beſchäftigung mit dem
Griechiſchen gereichte mir der rege freundſchaftliche Ver-
kehr mit den damals in Berlin ſtudierenden Griechen,
aus deren Munde ich gelegentlich eine ziemlich anſehn-
liche Menge von Volks-Liedern und -Sagen hervor-
zulocken und aufzuzeichnen wuſste. Ich fand Gelegen-
heit, noch vor dem Abſchluſs meiner Studentenzeit
wenigſtens einen Theil davon in Überſetzungen in
einem Büchlein zu veröffentlichen, das ich in Gemein-
ſchaft mit zwei auf der Hochſchule gewonnenen Freun-
den, Moritz Carriere (jetzt in München) und dem treff-
lichen, leider zu früh dahingeſchiedenen Heinr. Bernh.
Oppenheim, unter dem Titel: „Neugriechiſche Volks-
und Freiheitslieder. Zum Beſten der unglücklichen

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[13/0041] ausgeſprochene zu dem eines Lehrers und Jugend- bildners, war er auch damit ſofort zufrieden und ein- verſtanden und ſo bezog ich denn die Hochſchule mit dem auch von meinem Vater gut geheißenen Vorſatz, mich für den jetzt erwählten Beruf möglichſt vielſeitig aus- und vorzubilden, wobei mein Hauptaugenmerk einerſeits auf Mathematik und Naturwiſſenſchaften, andererſeits auf Sprachen gerichtet war. Ich darf ſagen, daſs ich auf der Hochſchule, wie ich es ſchon auf dem Gymnaſium gethan, meine Zeit gehörig ausgenutzt. Zu beſonderer Freude und zum großen Vortheil für meine Beſchäftigung mit dem Griechiſchen gereichte mir der rege freundſchaftliche Ver- kehr mit den damals in Berlin ſtudierenden Griechen, aus deren Munde ich gelegentlich eine ziemlich anſehn- liche Menge von Volks-Liedern und -Sagen hervor- zulocken und aufzuzeichnen wuſste. Ich fand Gelegen- heit, noch vor dem Abſchluſs meiner Studentenzeit wenigſtens einen Theil davon in Überſetzungen in einem Büchlein zu veröffentlichen, das ich in Gemein- ſchaft mit zwei auf der Hochſchule gewonnenen Freun- den, Moritz Carriere (jetzt in München) und dem treff- lichen, leider zu früh dahingeſchiedenen Heinr. Bernh. Oppenheim, unter dem Titel: „Neugriechiſche Volks- und Freiheitslieder. Zum Beſten der unglücklichen 3

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889/41>, abgerufen am 18.04.2024.