Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Muzian und Titian, die beste Italiäner im Landschaft-Mahlen. darunter Muzian und der lobwürdige Titian, sehr verwunderbar gewesen: wie theils Holzschnitte des letzern bezeugen/ denen er einen guten Horizont gegeben/ mit festen Gründen/ darauf jedesmal vornher etwas großes stehet/ und alles andere hintan weichet; dergleichen auch des berühmten Breugels Gemälde und Kupferstücke/ in Abbildung der Tyrolischen Gebirge/ vor Augen stellen.

Bäume/ sind der Landschaft Musculen/ und mus darinn wol studiret werden.In den Bäumen/ welche der Landschaften Musculen sind/ bestehet alles das gut- oder böse Landschaft-Mahlen: weswegen eine besondere Sorgfalt vorzukehren/ um hierinn eine schöne natürliche Wissenschaft von allerley großen Bäumen und deren Blättern oder Baumschlägen/ so wol in die nähe/ als in die weite/ zu erlangen. Sie müßen aber nicht oben rund/ als ob sie geschoren wären/ auch nicht platt oder spitzig/ sondern sich allerseits wol schwingend und rührend/ und also gemahlt werden/ daß alles natürlich anzusehen sey. Und weil aller Arten der Bäume/ deren Blätter/ Farben und Stämme/ gleichwie anderweit auch der Menschen Haar und Kleidung-Falten/ zu erlernen schwer fällt: als ist hierbey desto mehr Mühe und Fleiß anzuwenden/ daß man zur perfection gelangen möge/ und angewöhne eine natürliche angenehme Bilder/ in Landschaften nur ein Beysatz. Manier/ Schlag und Gebrauch. Die Bilder und das Vieh in den Landschaften/ sollen nicht sonders Liecht/ Schönheit und Farben bekommen: damit sie/ als nur ein Beysatz/ der Landschaft sich untergeben.

Die Länderey coloririt wol/ nach Regen und bey Donnerwetter/ Eine Landschaft im Leben/ ist allemal angenehmer und vollkommener anzusehen/ wann ein Regen vorüber ist/ auch wann ein Donnerwetter die Luft zertheilet: dann da erscheinen die Wolken in unersinnlich-seltsamen Formen und Coloriten. auch in der Herbst-Zeit. Diß befindet sich auch in der Herbst-Zeit: da die Bäume und ihre Blätter theils rötlich/ theils gelb/ [Spaltenumbruch] coloriren/ und Form und Farben sich veränderlich zeigen: welches dann den Gemälden große Anmutigkeit gibet.

Mahlen ist besser/ als Zeichnen/ nach dem Leben. Die Landschaft-Mahler/ haben hierinn/ indem sie viel nach dem Leben gezeichnet/ sich wol-erfahren gemacht: maßen sie solcher Handriße sich nachmals überall bedienen können.Ich selbst thäte solches/ etliche Jahre lang. Endlich aber/ als mein nächster Nachbar und Hausgenoß zu Rom/ der berühmte Der Autor, und Claudius Gilli übeten sich hierinn zu Rom. Claudius Gilli, sonst Loraines genant/ immer mit ins Feld wolte/ um nach dem Leben zu zeichnen/ aber hierzu von der Natur gar nicht begunstet war/ hingegen zum Nachmahlen eine sonderbare Fähigkeit hatte: als haben wir ursach genommen/ (an statt des Zeichnens oder Tuschens mit schwarzer Kreide und dem Pensel) in offnem Feld/ zu Tivoli, Frescada, Subiaca, und anderer Orten/ auch al S. Benedetto, die Berge/ Grotten/ Thäler und Einöden/ die abscheuliche Wasserfälle der Tyber/ den Tempel der Sibylla , und dergleichen/ mit Farben/ auf gegründt Papier und Tücher völlig nach dem Leben auszumahlen. Dieses ist/ meines darfürhaltens/ die beste Manier/ dem Verstande die Warheit eigentlich einzudrucken: weil gleichsam dadurch Leib und Seele zusammen gebracht wird. In den Zeichnungen wird hingegen alzuweit zuruck gegangen/ da die wahre Gestalt der Sachen nimmermehr also pur eigentlich heraus kommet. Es ist auch besagter Claudius, wiewol langsam genug/ endlich in dem Landschaft-Mahlen/ gründen und coloriren/ so perfect worden und hoch gestiegen/ daß er wunder gethan/ und billich ein Antecessor und Ubertreffer aller der andern Noch andere fürtreffliche Landschaft-Mahlere. mag genennet werden. Von ihme/ wie auch von Adam Elzheimer/ Paulo Bril/ Fochier, Bothe, und andern Teutschen und Niederländischen fürtreflichen Landschaft-Mahlern/ wird im Andern Theil ein mehrers zu lesen seyn.

[Abbildung]

[Spaltenumbruch] Muzian und Titian, die beste Italiäner im Landschaft-Mahlen. darunter Muzian und der lobwürdige Titian, sehr verwunderbar gewesen: wie theils Holzschnitte des letzern bezeugen/ denen er einen guten Horizont gegeben/ mit festen Gründen/ darauf jedesmal vornher etwas großes stehet/ und alles andere hintan weichet; dergleichen auch des berühmten Breugels Gemälde und Kupferstücke/ in Abbildung der Tyrolischen Gebirge/ vor Augen stellen.

Bäume/ sind der Landschaft Musculen/ und mus darinn wol studiret werden.In den Bäumen/ welche der Landschaften Musculen sind/ bestehet alles das gut- oder böse Landschaft-Mahlen: weswegen eine besondere Sorgfalt vorzukehren/ um hierinn eine schöne natürliche Wissenschaft von allerley großen Bäumen und deren Blättern oder Baumschlägen/ so wol in die nähe/ als in die weite/ zu erlangen. Sie müßen aber nicht oben rund/ als ob sie geschoren wären/ auch nicht platt oder spitzig/ sondern sich allerseits wol schwingend und rührend/ und also gemahlt werden/ daß alles natürlich anzusehen sey. Und weil aller Arten der Bäume/ deren Blätter/ Farben und Stämme/ gleichwie anderweit auch der Menschen Haar und Kleidung-Falten/ zu erlernen schwer fällt: als ist hierbey desto mehr Mühe und Fleiß anzuwenden/ daß man zur perfection gelangen möge/ und angewöhne eine natürliche angenehme Bilder/ in Landschaften nur ein Beysatz. Manier/ Schlag und Gebrauch. Die Bilder und das Vieh in den Landschaften/ sollen nicht sonders Liecht/ Schönheit und Farben bekommen: damit sie/ als nur ein Beysatz/ der Landschaft sich untergeben.

Die Länderey coloririt wol/ nach Regen und bey Donnerwetter/ Eine Landschaft im Leben/ ist allemal angenehmer und vollkommener anzusehen/ wann ein Regen vorüber ist/ auch wann ein Donnerwetter die Luft zertheilet: dann da erscheinen die Wolken in unersinnlich-seltsamen Formen und Coloriten. auch in der Herbst-Zeit. Diß befindet sich auch in der Herbst-Zeit: da die Bäume und ihre Blätter theils rötlich/ theils gelb/ [Spaltenumbruch] coloriren/ und Form und Farben sich veränderlich zeigen: welches dann den Gemälden große Anmutigkeit gibet.

Mahlen ist besser/ als Zeichnen/ nach dem Leben. Die Landschaft-Mahler/ haben hierinn/ indem sie viel nach dem Leben gezeichnet/ sich wol-erfahren gemacht: maßen sie solcher Handriße sich nachmals überall bedienen können.Ich selbst thäte solches/ etliche Jahre lang. Endlich aber/ als mein nächster Nachbar und Hausgenoß zu Rom/ der berühmte Der Autor, und Claudius Gilli übeten sich hierinn zu Rom. Claudius Gilli, sonst Loraines genant/ immer mit ins Feld wolte/ um nach dem Leben zu zeichnen/ aber hierzu von der Natur gar nicht begunstet war/ hingegen zum Nachmahlen eine sonderbare Fähigkeit hatte: als haben wir ursach genommen/ (an statt des Zeichnens oder Tuschens mit schwarzer Kreide und dem Pensel) in offnem Feld/ zu Tivoli, Frescada, Subiaca, und anderer Orten/ auch al S. Benedetto, die Berge/ Grotten/ Thäler und Einöden/ die abscheuliche Wasserfälle der Tyber/ den Tempel der Sibylla , und dergleichen/ mit Farben/ auf gegründt Papier und Tücher völlig nach dem Leben auszumahlen. Dieses ist/ meines darfürhaltens/ die beste Manier/ dem Verstande die Warheit eigentlich einzudrucken: weil gleichsam dadurch Leib und Seele zusammen gebracht wird. In den Zeichnungen wird hingegen alzuweit zuruck gegangen/ da die wahre Gestalt der Sachen nimmermehr also pur eigentlich heraus kommet. Es ist auch besagter Claudius, wiewol langsam genug/ endlich in dem Landschaft-Mahlen/ gründen und coloriren/ so perfect worden und hoch gestiegen/ daß er wunder gethan/ und billich ein Antecessor und Ubertreffer aller der andern Noch andere fürtreffliche Landschaft-Mahlere. mag genennet werden. Von ihme/ wie auch von Adam Elzheimer/ Paulo Bril/ Fochier, Bothe, und andern Teutschen und Niederländischen fürtreflichen Landschaft-Mahlern/ wird im Andern Theil ein mehrers zu lesen seyn.

[Abbildung]
<TEI>
  <text xml:id="ta1675">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div xml:id="d157.1">
            <p xml:id="p157.6"><pb facs="#f0250" xml:id="pb-158" n="[I, Buch 3 (Malerei), S. 71]"/><cb/><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1730 http://d-nb.info/gnd/120972638 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500017682 http://viaf.org/viaf/67311154"><hi rendition="#aq">Muzian</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439"><hi rendition="#aq">Titian</hi></persName>, die beste Italiäner im Landschaft-Mahlen.</note>  darunter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1730 http://d-nb.info/gnd/120972638 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500017682 http://viaf.org/viaf/67311154"><hi rendition="#aq">Muzian</hi></persName> und der lobwürdige <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-19 http://d-nb.info/gnd/118622994 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500031075 http://viaf.org/viaf/61533439">Titian</persName>,</hi> sehr verwunderbar gewesen: wie theils Holzschnitte des letzern bezeugen/ denen er einen guten <hi rendition="#aq">Horizont</hi> gegeben/ mit festen Gründen/ darauf jedesmal vornher etwas großes stehet/ und alles andere hintan weichet; dergleichen auch des berühmten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1453 http://d-nb.info/gnd/118674013 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013247 http://viaf.org/viaf/95761864">Breugels</persName> Gemälde und Kupferstücke/ in Abbildung der Tyrolischen Gebirge/ vor Augen stellen.</p>
            <p xml:id="p158.1"><note place="right">Bäume/ sind der Landschaft <hi rendition="#aq">Muscul</hi>en/ und mus darinn wol studiret werden.</note>In den Bäumen/ welche der Landschaften <hi rendition="#aq">Muscul</hi>en sind/ bestehet alles das gut- oder böse Landschaft-Mahlen: weswegen eine besondere Sorgfalt vorzukehren/ um hierinn eine schöne natürliche Wissenschaft von allerley großen Bäumen und deren Blättern oder Baumschlägen/ so wol in die nähe/ als in die weite/ zu erlangen. Sie müßen aber nicht oben rund/ als ob sie geschoren wären/ auch nicht platt oder spitzig/ sondern sich allerseits wol schwingend und rührend/ und also gemahlt werden/ daß alles natürlich anzusehen sey. Und weil aller Arten der Bäume/ deren Blätter/ Farben und Stämme/ gleichwie anderweit auch der Menschen Haar und Kleidung-Falten/ zu erlernen schwer fällt: als ist hierbey desto mehr Mühe und Fleiß anzuwenden/ daß man zur <hi rendition="#aq">perfection</hi> gelangen möge/ und angewöhne eine natürliche angenehme <note place="right">Bilder/ in Landschaften nur ein Beysatz.</note> Manier/ Schlag und Gebrauch. Die Bilder und das Vieh in den Landschaften/ sollen nicht sonders Liecht/ Schönheit und Farben bekommen: damit sie/ als nur ein Beysatz/ der Landschaft sich untergeben.</p>
            <p xml:id="p158.2"><note place="right">Die Länderey <hi rendition="#aq">colori</hi>rit wol/ nach Regen und bey Donnerwetter/</note> Eine Landschaft im Leben/ ist allemal angenehmer und vollkommener anzusehen/ wann ein Regen vorüber ist/ auch wann ein Donnerwetter die Luft zertheilet: dann da erscheinen die Wolken in unersinnlich-seltsamen Formen und <hi rendition="#aq">Colori</hi>ten. <note place="right">auch in der Herbst-Zeit.</note> Diß befindet sich auch in der Herbst-Zeit: da die Bäume und ihre Blätter theils rötlich/ theils gelb/
<cb/> <hi rendition="#aq">colori</hi>ren/ und Form und Farben sich veränderlich zeigen: welches dann den Gemälden große Anmutigkeit gibet.</p>
            <p xml:id="p158.3"><note place="right">Mahlen ist besser/ als Zeichnen/ nach dem Leben.</note> Die Landschaft-Mahler/ haben hierinn/ indem sie viel nach dem Leben gezeichnet/ sich wol-erfahren gemacht: maßen sie solcher Handriße sich nachmals überall bedienen können.<persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Ich</persName> selbst thäte solches/ etliche Jahre lang. Endlich aber/ als mein nächster Nachbar und Hausgenoß zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ der berühmte <note place="right">Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836"><hi rendition="#aq">Autor</hi></persName>, und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3 http://d-nb.info/gnd/118574450 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115366 http://viaf.org/viaf/96538019"><hi rendition="#aq">Claudius Gilli</hi></persName> übeten sich hierinn zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3 http://d-nb.info/gnd/118574450 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115366 http://viaf.org/viaf/96538019"><hi rendition="#aq">Claudius Gilli</hi></persName>, sonst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3 http://d-nb.info/gnd/118574450 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115366 http://viaf.org/viaf/96538019"><hi rendition="#aq">Loraines</hi></persName> genant/ immer mit ins Feld wolte/ um nach dem Leben zu zeichnen/ aber hierzu von der Natur gar nicht begunstet war/ hingegen zum Nachmahlen eine sonderbare Fähigkeit hatte: als haben wir ursach genommen/ (an statt des Zeichnens oder Tuschens mit schwarzer Kreide und dem Pensel) in offnem Feld/ zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-231 http://www.geonames.org/3165624/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006968">Tivoli</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-735 http://www.geonames.org/3176589/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007013">Frescada</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-736 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006989">Subiaca</placeName>,</hi> und anderer Orten/ auch <hi rendition="#aq">al <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-737">S. Benedetto</placeName>,</hi> die Berge/ Grotten/ Thäler und Einöden/ die abscheuliche Wasserfälle der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-47 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1130786">Tyber</placeName>/ den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-286">Tempel der <hi rendition="#aq">Sibylla</hi></placeName> , und dergleichen/ mit Farben/ auf gegründt Papier und Tücher völlig nach dem Leben auszumahlen. Dieses ist/ meines darfürhaltens/ die beste Manier/ dem Verstande die Warheit eigentlich einzudrucken: weil gleichsam dadurch Leib und Seele zusammen gebracht wird. In den Zeichnungen wird hingegen alzuweit zuruck gegangen/ da die wahre Gestalt der Sachen nimmermehr also pur eigentlich heraus kommet. Es ist auch besagter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3 http://d-nb.info/gnd/118574450 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115366 http://viaf.org/viaf/96538019"><hi rendition="#aq">Claudius</hi></persName>, wiewol langsam genug/ endlich in dem Landschaft-Mahlen/ gründen und <hi rendition="#aq">colori</hi>ren/ so <hi rendition="#aq">perfect</hi> worden und hoch gestiegen/ daß er wunder gethan/ und billich ein <hi rendition="#aq">Antecessor</hi> und Ubertreffer aller der andern <note place="right">Noch andere fürtreffliche Landschaft-Mahlere.</note> mag genennet werden. Von ihme/ wie auch von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-63 http://d-nb.info/gnd/118810936 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115443 http://viaf.org/viaf/32114360">Adam Elzheimer</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1736 http://d-nb.info/gnd/119179466 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500005652 http://viaf.org/viaf/27875673"><hi rendition="#aq">Paulo</hi> Bril</persName>/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-820 http://d-nb.info/gnd/128593873 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115143">Fochier</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-87 http://d-nb.info/gnd/11893810X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500032845 http://viaf.org/viaf/74652502">Bothe</persName>,</hi> und andern Teutschen und Niederländischen fürtreflichen Landschaft-Mahlern/ wird im Andern Theil ein mehrers zu lesen seyn.</p>
            <figure rendition="#c" xml:id="figure-0158.1">
              <figure facs="figure-0158-1.jpg"/>
            </figure>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[I, Buch 3 (Malerei), S. 71]/0250] darunter Muzian und der lobwürdige Titian, sehr verwunderbar gewesen: wie theils Holzschnitte des letzern bezeugen/ denen er einen guten Horizont gegeben/ mit festen Gründen/ darauf jedesmal vornher etwas großes stehet/ und alles andere hintan weichet; dergleichen auch des berühmten Breugels Gemälde und Kupferstücke/ in Abbildung der Tyrolischen Gebirge/ vor Augen stellen. Muzian und Titian, die beste Italiäner im Landschaft-Mahlen.In den Bäumen/ welche der Landschaften Musculen sind/ bestehet alles das gut- oder böse Landschaft-Mahlen: weswegen eine besondere Sorgfalt vorzukehren/ um hierinn eine schöne natürliche Wissenschaft von allerley großen Bäumen und deren Blättern oder Baumschlägen/ so wol in die nähe/ als in die weite/ zu erlangen. Sie müßen aber nicht oben rund/ als ob sie geschoren wären/ auch nicht platt oder spitzig/ sondern sich allerseits wol schwingend und rührend/ und also gemahlt werden/ daß alles natürlich anzusehen sey. Und weil aller Arten der Bäume/ deren Blätter/ Farben und Stämme/ gleichwie anderweit auch der Menschen Haar und Kleidung-Falten/ zu erlernen schwer fällt: als ist hierbey desto mehr Mühe und Fleiß anzuwenden/ daß man zur perfection gelangen möge/ und angewöhne eine natürliche angenehme Manier/ Schlag und Gebrauch. Die Bilder und das Vieh in den Landschaften/ sollen nicht sonders Liecht/ Schönheit und Farben bekommen: damit sie/ als nur ein Beysatz/ der Landschaft sich untergeben. Bäume/ sind der Landschaft Musculen/ und mus darinn wol studiret werden. Bilder/ in Landschaften nur ein Beysatz. Eine Landschaft im Leben/ ist allemal angenehmer und vollkommener anzusehen/ wann ein Regen vorüber ist/ auch wann ein Donnerwetter die Luft zertheilet: dann da erscheinen die Wolken in unersinnlich-seltsamen Formen und Coloriten. Diß befindet sich auch in der Herbst-Zeit: da die Bäume und ihre Blätter theils rötlich/ theils gelb/ coloriren/ und Form und Farben sich veränderlich zeigen: welches dann den Gemälden große Anmutigkeit gibet. Die Länderey coloririt wol/ nach Regen und bey Donnerwetter/ auch in der Herbst-Zeit. Die Landschaft-Mahler/ haben hierinn/ indem sie viel nach dem Leben gezeichnet/ sich wol-erfahren gemacht: maßen sie solcher Handriße sich nachmals überall bedienen können.Ich selbst thäte solches/ etliche Jahre lang. Endlich aber/ als mein nächster Nachbar und Hausgenoß zu Rom/ der berühmte Claudius Gilli, sonst Loraines genant/ immer mit ins Feld wolte/ um nach dem Leben zu zeichnen/ aber hierzu von der Natur gar nicht begunstet war/ hingegen zum Nachmahlen eine sonderbare Fähigkeit hatte: als haben wir ursach genommen/ (an statt des Zeichnens oder Tuschens mit schwarzer Kreide und dem Pensel) in offnem Feld/ zu Tivoli, Frescada, Subiaca, und anderer Orten/ auch al S. Benedetto, die Berge/ Grotten/ Thäler und Einöden/ die abscheuliche Wasserfälle der Tyber/ den Tempel der Sibylla , und dergleichen/ mit Farben/ auf gegründt Papier und Tücher völlig nach dem Leben auszumahlen. Dieses ist/ meines darfürhaltens/ die beste Manier/ dem Verstande die Warheit eigentlich einzudrucken: weil gleichsam dadurch Leib und Seele zusammen gebracht wird. In den Zeichnungen wird hingegen alzuweit zuruck gegangen/ da die wahre Gestalt der Sachen nimmermehr also pur eigentlich heraus kommet. Es ist auch besagter Claudius, wiewol langsam genug/ endlich in dem Landschaft-Mahlen/ gründen und coloriren/ so perfect worden und hoch gestiegen/ daß er wunder gethan/ und billich ein Antecessor und Ubertreffer aller der andern mag genennet werden. Von ihme/ wie auch von Adam Elzheimer/ Paulo Bril/ Fochier, Bothe, und andern Teutschen und Niederländischen fürtreflichen Landschaft-Mahlern/ wird im Andern Theil ein mehrers zu lesen seyn. Mahlen ist besser/ als Zeichnen/ nach dem Leben. Der Autor, und Claudius Gilli übeten sich hierinn zu Rom. Noch andere fürtreffliche Landschaft-Mahlere. [Abbildung [Abbildung] ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/250
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 71]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/250>, abgerufen am 28.03.2024.