Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] er ihn zum Ritter gemacht/ und Fürstlich beschenket hat. Sobald er nach Rom gekommen/ empfienge ihn der Papst ganz freundlich/ und bestelte ihm alsobald Zu Rom eine Capell in Belvedere eine Capell in dem Belvedere zu mahlen/ welches er mit solcher Geschicklichkeit an Gewölb und Mauren verrichtet/ daß es mit Gummi-Farben nicht hätte mögen säuberer gemahlet werden. An dem Altar ist die Tauff Johannis gebildet/ in welcher Taffel einer/ der seinen Strumpf umkehret/ und in dem Gesicht seine große Müh und Arbeit entdecket/ von männiglich mit großer Verwunderung angesehen wird. Als er in dieser Arbeit Seine höfliche Art Geld zu fordern. ware/ und der Papst ihme nicht so oft/ als er verlangte/ wegen anderer obliegenden Geschäften solches vergessend/ Geld geben ließ/ bildete er in grau etliche Tugenden/ und unter andern auch die Discretion, welche der Papst ersehend fragte/ was es für ein Bild seye? und als er derselben Namen nennen hörte/ sagte er: Ich wüste ihr keine bässere Gesellschaft/ als die Patientia zu zuordnen; Der Mahler verstunde des Papsts Meinung wol/ und bezeugte mit erfolgtem Stillschweigen/ daß er schon Gedult haben könte/ welche ihme/ nach Vollendung des Werks/ auch wol belohnet worden/ indem er mit günstigem Willen/ und gnugsamer Bezahlung/ wieder nach Mantua zu dem Marggrafen zuruck geschicket worden. Er zeichnete sehr fleißig/ und tuschte solches mit Saft/ ließ das Papyr die Höhung seyn/ und etliche subtile Wind-Härlein so künstlich darunter fliegen/ daß sich jedermann zum höchsten darüber verwunderte/ und des Künstlers angewandten Fleiß und Müh hoch schäzte und lobte. Sticht auch in Kupfer. Er hat auch etliche Sachen auf Kupfer gestochen/ worunter obgedachter des Julii Caesaris Triumf gewesen/ neben einem Bacchus-Fest/ einem Streit der Meer-Wundere/ wie auch die Abnehmung vom Creutz und Begräbnis Christi/ samt mehr andern Lobens-würdigen Sachen. Er hat auch die allerbäste Manier in Verkürzungen der Bilder gewust/ und in seinen Gemälden gebraucht. [Spaltenumbruch]Endlich ist noch von ihm zu melden/daß/ als er schon in hohem Alter ware/ und vernommen hatte/ daß Albrecht Dürer (den er/ wegen seines klugen Verstands/ zu kennen verlangte) in Italien ankommen wäre/ er ihn ließ durch einen freundlichen Botten zu sich einladen/ um mit ihme eine gute Freund- und Kundschaft auszurichten: Dieser/ gleich wie er viel von Mantegna hielte/ also nahme er das Anbott willig an/ und machte sich auf die Reiß/ als er aber eben in Mantua angelangt/ starbe Mantegna im 66sten seines Alters/ und nach Christi Geburt im 1517. Jahr/ mit solcher Bekümmernis des gedachten Dürers/ daß er zu sagen pflegte: Es wäre ihm die Zeit seines Lebens kein kläglicherer Todsfall begegnet. Obwol er aber/ dem Leibe nach/ den Schauplatz dieser Welt verlassen müssen/ so grünet doch sein unsterbliches Lob noch heutiges Tages/ wie ihn dann auch schon damals der fürnehme Poet Ariostus, in dem Anfang seines 33sten Gesangs/ unter die berühmteste Mahlere gesezt/ indem er also redet: Leonardo, Andrea Mantegna, Gioann Auf sein Grab aber ist sein Contrafät von Metall/ wie es auch die Kupferblatte/ mit M bezeichnet/ weiset/ gemacht/ und mit dieser Beyschrift gezieret worden. Seine Grabschrift Esse parem hunc noris, si non praeponis, Apelli, aenea Mantegnae qui simulacra vides. Die zu Teutsch also lauten möchte: Wer dieses Bild ansieht/ und seine Schrift will lesen/ der wiß zuvorderst/ daß Mantegna sey ge- wesen den bästen Mahlern gleich. Apelles Ruhm zerfält/ wann man Mantegna Werk demselben ge- genhält. [Abbildung]
![]() [Spaltenumbruch] er ihn zum Ritter gemacht/ und Fürstlich beschenket hat. Sobald er nach Rom gekommen/ empfienge ihn der Papst ganz freundlich/ und bestelte ihm alsobald Zu Rom eine Capell in Belvedere eine Capell in dem Belvedere zu mahlen/ welches er mit solcher Geschicklichkeit an Gewölb und Mauren verrichtet/ daß es mit Gummi-Farben nicht hätte mögen säuberer gemahlet werden. An dem Altar ist die Tauff Johannis gebildet/ in welcher Taffel einer/ der seinen Strumpf umkehret/ und in dem Gesicht seine große Müh und Arbeit entdecket/ von männiglich mit großer Verwunderung angesehen wird. Als er in dieser Arbeit Seine höfliche Art Geld zu fordern. ware/ und der Papst ihme nicht so oft/ als er verlangte/ wegen anderer obliegenden Geschäften solches vergessend/ Geld geben ließ/ bildete er in grau etliche Tugenden/ und unter andern auch die Discretion, welche der Papst ersehend fragte/ was es für ein Bild seye? und als er derselben Namen nennen hörte/ sagte er: Ich wüste ihr keine bässere Gesellschaft/ als die Patientia zu zuordnen; Der Mahler verstunde des Papsts Meinung wol/ und bezeugte mit erfolgtem Stillschweigen/ daß er schon Gedult haben könte/ welche ihme/ nach Vollendung des Werks/ auch wol belohnet worden/ indem er mit günstigem Willen/ und gnugsamer Bezahlung/ wieder nach Mantua zu dem Marggrafen zuruck geschicket worden. Er zeichnete sehr fleißig/ und tuschte solches mit Saft/ ließ das Papyr die Höhung seyn/ und etliche subtile Wind-Härlein so künstlich darunter fliegen/ daß sich jedermann zum höchsten darüber verwunderte/ und des Künstlers angewandten Fleiß und Müh hoch schäzte und lobte. Sticht auch in Kupfer. Er hat auch etliche Sachen auf Kupfer gestochen/ worunter obgedachter des Julii Caesaris Triumf gewesen/ neben einem Bacchus-Fest/ einem Streit der Meer-Wundere/ wie auch die Abnehmung vom Creutz und Begräbnis Christi/ samt mehr andern Lobens-würdigen Sachen. Er hat auch die allerbäste Manier in Verkürzungen der Bilder gewust/ und in seinen Gemälden gebraucht. [Spaltenumbruch]Endlich ist noch von ihm zu melden/daß/ als er schon in hohem Alter ware/ und vernommen hatte/ daß Albrecht Dürer (den er/ wegen seines klugen Verstands/ zu kennen verlangte) in Italien ankommen wäre/ er ihn ließ durch einen freundlichen Botten zu sich einladen/ um mit ihme eine gute Freund- und Kundschaft auszurichten: Dieser/ gleich wie er viel von Mantegna hielte/ also nahme er das Anbott willig an/ und machte sich auf die Reiß/ als er aber eben in Mantua angelangt/ starbe Mantegna im 66sten seines Alters/ und nach Christi Geburt im 1517. Jahr/ mit solcher Bekümmernis des gedachten Dürers/ daß er zu sagen pflegte: Es wäre ihm die Zeit seines Lebens kein kläglicherer Todsfall begegnet. Obwol er aber/ dem Leibe nach/ den Schauplatz dieser Welt verlassen müssen/ so grünet doch sein unsterbliches Lob noch heutiges Tages/ wie ihn dann auch schon damals der fürnehme Poët Ariostus, in dem Anfang seines 33sten Gesangs/ unter die berühmteste Mahlere gesezt/ indem er also redet: Leonardo, Andrea Mantegna, Gioann Auf sein Grab aber ist sein Contrafät von Metall/ wie es auch die Kupferblatte/ mit M bezeichnet/ weiset/ gemacht/ und mit dieser Beyschrift gezieret worden. Seine Grabschrift Esse parem hunc noris, si non praeponis, Apelli, aenea Mantegnae qui simulacra vides. Die zu Teutsch also lauten möchte: Wer dieses Bild ansieht/ und seine Schrift will lesen/ der wiß zuvorderst/ daß Mantegna sey ge- wesen den bästen Mahlern gleich. Apelles Ruhm zerfält/ wann man Mantegna Werk demselben ge- genhält. [Abbildung]
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er ihn zum Ritter gemacht/ und Fürstlich beschenket hat.
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Zu Rom eine Capell in Belvedere
Seine höfliche Art Geld zu fordern.
Sticht auch in Kupfer.
Endlich ist noch von ihm zu melden/daß/ als er schon in hohem Alter ware/ und vernommen hatte/ daß Albrecht Dürer (den er/ wegen seines klugen Verstands/ zu kennen verlangte) in Italien ankommen wäre/ er ihn ließ durch einen freundlichen Botten zu sich einladen/ um mit ihme eine gute Freund- und Kundschaft auszurichten: Dieser/ gleich wie er viel von Mantegna hielte/ also nahme er das Anbott willig an/ und machte sich auf die Reiß/ als er aber eben in Mantua angelangt/ starbe Mantegna im 66sten seines Alters/ und nach Christi Geburt im 1517. Jahr/ mit solcher Bekümmernis des gedachten Dürers/ daß er zu sagen pflegte: Es wäre ihm die Zeit seines Lebens kein kläglicherer Todsfall begegnet. Obwol er aber/ dem Leibe nach/ den Schauplatz dieser Welt verlassen müssen/ so grünet doch sein unsterbliches Lob noch heutiges Tages/ wie ihn dann auch schon damals der fürnehme Poët Ariostus, in dem Anfang seines 33sten Gesangs/ unter die berühmteste Mahlere gesezt/ indem er also redet:
Leonardo, Andrea Mantegna, Gioann
Bellino.
Auf sein Grab aber ist sein Contrafät von Metall/ wie es auch die Kupferblatte/ mit M bezeichnet/ weiset/ gemacht/ und mit dieser Beyschrift gezieret worden.
Esse parem hunc noris, si non praeponis,
Apelli,
aenea Mantegnae qui simulacra vides.
Die zu Teutsch also lauten möchte:
Wer dieses Bild ansieht/ und seine Schrift
will lesen/
der wiß zuvorderst/ daß Mantegna sey ge-
wesen
den bästen Mahlern gleich. Apelles Ruhm
zerfält/
wann man Mantegna Werk demselben ge-
genhält.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 77]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/101>, abgerufen am 27.06.2022. |