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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] dem Namen seine Kupferstücke aus der manier zu kennen/ absonderlich aber eine von ihme gemachte Badstube/ mit vielen nackenden Leibern wol bekandt.

XLIV. PELLEGRINO von Modena, Mahler.VOrigen Künstlers guter Freund und Mitdiscipel bey Raphael ware auch/ PELLEGRINO, bürtig vonModena, so von Jugend auf den Namen eines guten Künstlers überkommen/ als er aber von Raphaels grossem Ruhm hörte/ zog er zu ihm nach Rom/ wurde von ihm/ neben andern/ in den Päbstlichen Pallast gebraucht/ und da er ihn für tüchtig befande/ sehr geliebet: Damals versamleten sich viele Jünglinge bey Raphael, gleich als auf einer Academi, und verlangte jeder derselben durch sonderbare Höflichkeit seine Gunst zu erwerben/ so/ daß er allezeit/ als ein Fürst/ mit 40. biß in 50. junger Mahler begleitet und bedienet wurde/ unter welchen also auch dieser Künstler gewesen/ er hat aber auch viele Stucke für sich allein zu Rom verfärtiget.

Nach Raphaels Tod kehrte Pellegrino wieder um nach Modena, verrichtete viel Arbeit/ und verheurahtete sich daselbst/ bekame auch einen Sohn/ der hernach seines Vatters Tod Ursach worden: Dann/ als er sich mit etlichen auf der Strassen gebalget/ und einen ermordet hatte/ kame dieses Gerücht für seinen Vatter Pellegrino, der auf die Gasse eilte/ seinen Sohn aus den Händen der Justiz zu erretten: Als er aber noch nicht weit von seinem Haus ware/ begegneten ihm die Freunde des Entleibten/ und verwundeten ihn im Grimm so hart/ daß er alsobald nidergefallen/ und Todes verblichen ist.

XLV. ANDREA DEL SARTO, Florentinischer Mahler.ES bezeuget die tägliche Erfahrung/ daß/ wann ein Mensch von erster Jugend an gezogen wird zu der Kunst und Wissenschaft/ worzu er von Natur incliniret/ daß alsdann zuletzt eine große Vollkommenheit darauf erfolge/ und solche Leute sehr verwunderlich werden/ welches/ neben andern vielen/ auch ANDREA DEL SARTO, (dessen Bildnis in der Kupferblatten O zu sehen) wahr gemacht. Er hat diesen Namen von seines Vatters Handwerk/ der ein Schneider gewesen ist/ bekommen/ und ist gebohren worden zu Florenz Anno 1478. In dem siebenden Jahr seines Alters/ wurde er von seinem Vatter bey einem Goldschmied in die Lehr gestellet: Weil er aber mehr Lust zum Zeichnen/ als zum Goldschmieds-Handwerk hatte/ und solches ein gemeiner Mahler/Gioanni Barile, vermerket/ wurde er von dort ab- und zu der Mahl-Kunst gezogen/ da thate sich unser Andrea in der Kunst/ worzu er von Natur inclinirte/ kürzlich herfür/ und colorirte so schön/ daß sich nicht allein sein Meister; sondern alle/ die es sahen/ darüber verwunderte: Weil er dann kein gemeiner Mahler Lernet bey Pietro Cosimo. bleiben wolte/ kame er zu Pietro Cosimo, der damals der fürnehmste Mahler in Florenz ware/ bey welchem er/ durch natürliche Begierde und beharrlichen Eiffer fortgetrieben/ die Kunst sehr wol begriffe/ und die Farben mit solcher Lieblichkeit zu brauchen wuste/ daß man hätte meinen sollen/ er[Spaltenumbruch] wäre schon 50. Jahr bey der Kunst gewesen. Feyer- und andere heilige Täge/ brachte er in des Papsts Palatio zu mit Zeichnungen/ nach des Leonardo da Vince und Michael Angelo Gemälden: Unter andern seinen Mitgesellen/ richtete er vertrauliche Freundschaft auf mit Francia Bigio, wegen seines zierlichen Umgangs im Zeichnen/ und weilen sie die Storrigkeit ihres Lehrmeisters Cosimi, der von allen Menschen sich absonderte/ und nur über sich selbst sitzen bliebe/ nicht länger ertragen konten/ begaben sie sich von ihme/ und dingten Seine Werke. miteinander eine Cammer/ da sie dann viel schöne Sachen mahlten/ absonderlich für die Compagnia von Lo Scalzo, die Historie von S.Gioanni Baptista, grau in grau/ in 12. Stücken/ die er so zierlich gebildet/ als ob sie in marmor gehauen wären.

Da man nun dieses Künstlers Gemälde je länger je höher schäzte/ und jeder Liebhaber von seiner Hand etwas zu haben verlangte/ wurde ihm in der Eremiten-Kirche bey Florenz eine Altar-Tafel bestellet/ wie Maria Magdalena bey dem HErrn Christo im Hof stehet/ welche er dann so wol colorirt/ daß er noch zwey andere Stuck dahin machen muste. Darauf kam er/ mit seinem Gesellen/ in das Die Historie von S. Philippo. Closter von Munziara, allwo er in das Portal unterschiedliche Historien ihrem Ordens-Stifter Philippo, mehr um Ehr; als Gewinn zu erlangen/ mahlte. Die erste Historie war/ wie Philippo einen nackenden kleidet. Die andere/ wie er etliche Flucher und Gotteslästerer warnet/ die ihne verspotten/ und deßwegen mit dem Blitz von Himmel gestraft werden. Diese Lotterbuben sitzen unter dem Schatten eines Baums/ in den der Donner schlägt/ und zwey von ihnen trift/ dern Gesellen sincken theils/ mit zusammen geschlagenen Händen über dem Haupt/ in Unmacht/ andere nehmen/ als schreyend/ die Flucht/ und entdecken in allen Gebärden ihre Furcht/ absonderlich ein Weib/ welches in der Flucht begriffen ist/ und fast lebendig scheinet; Ein Pferd/ so in dem Schrecken ledig worden/ zeiget mit erschrecklichen springen seine Furcht/ und ist auch sonst alles so zierlich ausgebildet/ daß es fast nicht bässer zu machen wäre. Die dritte Historie ist/ wie Philippus eine besessene erlediget/ in welcher er gleichfalls alle Dinge/ welche beobachtet werden möchten/ wol wahrgenommen. Die vierdte ist der todte Philippus, wie er von seinen Mönchen beklaget wird/ dabey ist gebildet/ wie man mit seiner Bahr ein todtes Kind anrühret/ das dardurch wieder solle vom Tod erwecket worden seyn: An diesem lebendig und todtgemahlten Kind ist wol zu betrachten die natürliche Veränderung. Die fünfte/ wie die Mönche die Kappe des Philippi den Kindern an Halß werfen/ worunter etliche Contrafäte sind. So bracht er auch durch die Wissenschaft seines Gesellen in fresco zu mahlen/ seine inventiones auf die Maur in zweyen Die Geburt/ und das Kind-Bett der J. Maria. andern Historien/ nemlich die Geburt der Jungfrau Maria/ darinn besuchen etliche Weiber die im Kindbett ligende Anna/ unter welchen/ der Mahler seine Hausfrau/ angekleidet/ wie damals bräuchlich gewesen/ gebildet/ andere sind bey dem Feuer/ die übrige mit dem Kind beschäftiget/ dern etliche

[Spaltenumbruch] dem Namen seine Kupferstücke aus der manier zu kennen/ absonderlich aber eine von ihme gemachte Badstube/ mit vielen nackenden Leibern wol bekandt.

XLIV. PELLEGRINO von Modena, Mahler.VOrigen Künstlers guter Freund und Mitdiscipel bey Raphaël ware auch/ PELLEGRINO, bürtig vonModena, so von Jugend auf den Namen eines guten Künstlers überkommen/ als er aber von Raphaëls grossem Ruhm hörte/ zog er zu ihm nach Rom/ wurde von ihm/ neben andern/ in den Päbstlichen Pallast gebraucht/ und da er ihn für tüchtig befande/ sehr geliebet: Damals versamleten sich viele Jünglinge bey Raphaël, gleich als auf einer Academi, und verlangte jeder derselben durch sonderbare Höflichkeit seine Gunst zu erwerben/ so/ daß er allezeit/ als ein Fürst/ mit 40. biß in 50. junger Mahler begleitet und bedienet wurde/ unter welchen also auch dieser Künstler gewesen/ er hat aber auch viele Stucke für sich allein zu Rom verfärtiget.

Nach Raphaëls Tod kehrte Pellegrino wieder um nach Modena, verrichtete viel Arbeit/ und verheurahtete sich daselbst/ bekame auch einen Sohn/ der hernach seines Vatters Tod Ursach worden: Dann/ als er sich mit etlichen auf der Strassen gebalget/ und einen ermordet hatte/ kame dieses Gerücht für seinen Vatter Pellegrino, der auf die Gasse eilte/ seinen Sohn aus den Händen der Justiz zu erretten: Als er aber noch nicht weit von seinem Haus ware/ begegneten ihm die Freunde des Entleibten/ und verwundeten ihn im Grimm so hart/ daß er alsobald nidergefallen/ und Todes verblichen ist.

XLV. ANDREA DEL SARTO, Florentinischer Mahler.ES bezeuget die tägliche Erfahrung/ daß/ wann ein Mensch von erster Jugend an gezogen wird zu der Kunst und Wissenschaft/ worzu er von Natur incliniret/ daß alsdann zuletzt eine große Vollkommenheit darauf erfolge/ und solche Leute sehr verwunderlich werden/ welches/ neben andern vielen/ auch ANDREA DEL SARTO, (dessen Bildnis in der Kupferblatten O zu sehen) wahr gemacht. Er hat diesen Namen von seines Vatters Handwerk/ der ein Schneider gewesen ist/ bekommen/ und ist gebohren worden zu Florenz Anno 1478. In dem siebenden Jahr seines Alters/ wurde er von seinem Vatter bey einem Goldschmied in die Lehr gestellet: Weil er aber mehr Lust zum Zeichnen/ als zum Goldschmieds-Handwerk hatte/ und solches ein gemeiner Mahler/Gioanni Barile, vermerket/ wurde er von dort ab- und zu der Mahl-Kunst gezogen/ da thate sich unser Andrea in der Kunst/ worzu er von Natur inclinirte/ kürzlich herfür/ und colorirte so schön/ daß sich nicht allein sein Meister; sondern alle/ die es sahen/ darüber verwunderte: Weil er dann kein gemeiner Mahler Lernet bey Pietro Cosimo. bleiben wolte/ kame er zu Pietro Cosimo, der damals der fürnehmste Mahler in Florenz ware/ bey welchem er/ durch natürliche Begierde und beharrlichen Eiffer fortgetrieben/ die Kunst sehr wol begriffe/ und die Farben mit solcher Lieblichkeit zu brauchen wuste/ daß man hätte meinen sollen/ er[Spaltenumbruch] wäre schon 50. Jahr bey der Kunst gewesen. Feyer- und andere heilige Täge/ brachte er in des Papsts Palatio zu mit Zeichnungen/ nach des Leonardo da Vince und Michaël Angelo Gemälden: Unter andern seinen Mitgesellen/ richtete er vertrauliche Freundschaft auf mit Francia Bigio, wegen seines zierlichen Umgangs im Zeichnen/ und weilen sie die Storrigkeit ihres Lehrmeisters Cosimi, der von allen Menschen sich absonderte/ und nur über sich selbst sitzen bliebe/ nicht länger ertragen konten/ begaben sie sich von ihme/ und dingten Seine Werke. miteinander eine Cammer/ da sie dann viel schöne Sachen mahlten/ absonderlich für die Compagnia von Lo Scalzo, die Historie von S.Gioanni Baptista, grau in grau/ in 12. Stücken/ die er so zierlich gebildet/ als ob sie in marmor gehauen wären.

Da man nun dieses Künstlers Gemälde je länger je höher schäzte/ und jeder Liebhaber von seiner Hand etwas zu haben verlangte/ wurde ihm in der Eremiten-Kirche bey Florenz eine Altar-Tafel bestellet/ wie Maria Magdalena bey dem HErrn Christo im Hof stehet/ welche er dann so wol colorirt/ daß er noch zwey andere Stuck dahin machen muste. Darauf kam er/ mit seinem Gesellen/ in das Die Historie von S. Philippo. Closter von Munziara, allwo er in das Portal unterschiedliche Historien ihrem Ordens-Stifter Philippo, mehr um Ehr; als Gewinn zu erlangen/ mahlte. Die erste Historie war/ wie Philippo einen nackenden kleidet. Die andere/ wie er etliche Flucher und Gotteslästerer warnet/ die ihne verspotten/ und deßwegen mit dem Blitz von Himmel gestraft werden. Diese Lotterbuben sitzen unter dem Schatten eines Baums/ in den der Donner schlägt/ und zwey von ihnen trift/ dern Gesellen sincken theils/ mit zusammen geschlagenen Händen über dem Haupt/ in Unmacht/ andere nehmen/ als schreyend/ die Flucht/ und entdecken in allen Gebärden ihre Furcht/ absonderlich ein Weib/ welches in der Flucht begriffen ist/ und fast lebendig scheinet; Ein Pferd/ so in dem Schrecken ledig worden/ zeiget mit erschrecklichen springen seine Furcht/ und ist auch sonst alles so zierlich ausgebildet/ daß es fast nicht bässer zu machen wäre. Die dritte Historie ist/ wie Philippus eine besessene erlediget/ in welcher er gleichfalls alle Dinge/ welche beobachtet werden möchten/ wol wahrgenommen. Die vierdte ist der todte Philippus, wie er von seinen Mönchen beklaget wird/ dabey ist gebildet/ wie man mit seiner Bahr ein todtes Kind anrühret/ das dardurch wieder solle vom Tod erwecket worden seyn: An diesem lebendig und todtgemahlten Kind ist wol zu betrachten die natürliche Veränderung. Die fünfte/ wie die Mönche die Kappe des Philippi den Kindern an Halß werfen/ worunter etliche Contrafäte sind. So bracht er auch durch die Wissenschaft seines Gesellen in fresco zu mahlen/ seine inventiones auf die Maur in zweyen Die Geburt/ und das Kind-Bett der J. Maria. andern Historien/ nemlich die Geburt der Jungfrau Maria/ darinn besuchen etliche Weiber die im Kindbett ligende Anna/ unter welchen/ der Mahler seine Hausfrau/ angekleidet/ wie damals bräuchlich gewesen/ gebildet/ andere sind bey dem Feuer/ die übrige mit dem Kind beschäftiget/ dern etliche

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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 100]/0128] dem Namen seine Kupferstücke aus der manier zu kennen/ absonderlich aber eine von ihme gemachte Badstube/ mit vielen nackenden Leibern wol bekandt. VOrigen Künstlers guter Freund und Mitdiscipel bey Raphaël ware auch/ PELLEGRINO, bürtig vonModena, so von Jugend auf den Namen eines guten Künstlers überkommen/ als er aber von Raphaëls grossem Ruhm hörte/ zog er zu ihm nach Rom/ wurde von ihm/ neben andern/ in den Päbstlichen Pallast gebraucht/ und da er ihn für tüchtig befande/ sehr geliebet: Damals versamleten sich viele Jünglinge bey Raphaël, gleich als auf einer Academi, und verlangte jeder derselben durch sonderbare Höflichkeit seine Gunst zu erwerben/ so/ daß er allezeit/ als ein Fürst/ mit 40. biß in 50. junger Mahler begleitet und bedienet wurde/ unter welchen also auch dieser Künstler gewesen/ er hat aber auch viele Stucke für sich allein zu Rom verfärtiget. XLIV. PELLEGRINO von Modena, Mahler. Nach Raphaëls Tod kehrte Pellegrino wieder um nach Modena, verrichtete viel Arbeit/ und verheurahtete sich daselbst/ bekame auch einen Sohn/ der hernach seines Vatters Tod Ursach worden: Dann/ als er sich mit etlichen auf der Strassen gebalget/ und einen ermordet hatte/ kame dieses Gerücht für seinen Vatter Pellegrino, der auf die Gasse eilte/ seinen Sohn aus den Händen der Justiz zu erretten: Als er aber noch nicht weit von seinem Haus ware/ begegneten ihm die Freunde des Entleibten/ und verwundeten ihn im Grimm so hart/ daß er alsobald nidergefallen/ und Todes verblichen ist. ES bezeuget die tägliche Erfahrung/ daß/ wann ein Mensch von erster Jugend an gezogen wird zu der Kunst und Wissenschaft/ worzu er von Natur incliniret/ daß alsdann zuletzt eine große Vollkommenheit darauf erfolge/ und solche Leute sehr verwunderlich werden/ welches/ neben andern vielen/ auch ANDREA DEL SARTO, (dessen Bildnis in der Kupferblatten O zu sehen) wahr gemacht. Er hat diesen Namen von seines Vatters Handwerk/ der ein Schneider gewesen ist/ bekommen/ und ist gebohren worden zu Florenz Anno 1478. In dem siebenden Jahr seines Alters/ wurde er von seinem Vatter bey einem Goldschmied in die Lehr gestellet: Weil er aber mehr Lust zum Zeichnen/ als zum Goldschmieds-Handwerk hatte/ und solches ein gemeiner Mahler/Gioanni Barile, vermerket/ wurde er von dort ab- und zu der Mahl-Kunst gezogen/ da thate sich unser Andrea in der Kunst/ worzu er von Natur inclinirte/ kürzlich herfür/ und colorirte so schön/ daß sich nicht allein sein Meister; sondern alle/ die es sahen/ darüber verwunderte: Weil er dann kein gemeiner Mahler bleiben wolte/ kame er zu Pietro Cosimo, der damals der fürnehmste Mahler in Florenz ware/ bey welchem er/ durch natürliche Begierde und beharrlichen Eiffer fortgetrieben/ die Kunst sehr wol begriffe/ und die Farben mit solcher Lieblichkeit zu brauchen wuste/ daß man hätte meinen sollen/ er wäre schon 50. Jahr bey der Kunst gewesen. Feyer- und andere heilige Täge/ brachte er in des Papsts Palatio zu mit Zeichnungen/ nach des Leonardo da Vince und Michaël Angelo Gemälden: Unter andern seinen Mitgesellen/ richtete er vertrauliche Freundschaft auf mit Francia Bigio, wegen seines zierlichen Umgangs im Zeichnen/ und weilen sie die Storrigkeit ihres Lehrmeisters Cosimi, der von allen Menschen sich absonderte/ und nur über sich selbst sitzen bliebe/ nicht länger ertragen konten/ begaben sie sich von ihme/ und dingten miteinander eine Cammer/ da sie dann viel schöne Sachen mahlten/ absonderlich für die Compagnia von Lo Scalzo, die Historie von S.Gioanni Baptista, grau in grau/ in 12. Stücken/ die er so zierlich gebildet/ als ob sie in marmor gehauen wären. XLV. ANDREA DEL SARTO, Florentinischer Mahler. Lernet bey Pietro Cosimo. Seine Werke. Da man nun dieses Künstlers Gemälde je länger je höher schäzte/ und jeder Liebhaber von seiner Hand etwas zu haben verlangte/ wurde ihm in der Eremiten-Kirche bey Florenz eine Altar-Tafel bestellet/ wie Maria Magdalena bey dem HErrn Christo im Hof stehet/ welche er dann so wol colorirt/ daß er noch zwey andere Stuck dahin machen muste. Darauf kam er/ mit seinem Gesellen/ in das Closter von Munziara, allwo er in das Portal unterschiedliche Historien ihrem Ordens-Stifter Philippo, mehr um Ehr; als Gewinn zu erlangen/ mahlte. Die erste Historie war/ wie Philippo einen nackenden kleidet. Die andere/ wie er etliche Flucher und Gotteslästerer warnet/ die ihne verspotten/ und deßwegen mit dem Blitz von Himmel gestraft werden. Diese Lotterbuben sitzen unter dem Schatten eines Baums/ in den der Donner schlägt/ und zwey von ihnen trift/ dern Gesellen sincken theils/ mit zusammen geschlagenen Händen über dem Haupt/ in Unmacht/ andere nehmen/ als schreyend/ die Flucht/ und entdecken in allen Gebärden ihre Furcht/ absonderlich ein Weib/ welches in der Flucht begriffen ist/ und fast lebendig scheinet; Ein Pferd/ so in dem Schrecken ledig worden/ zeiget mit erschrecklichen springen seine Furcht/ und ist auch sonst alles so zierlich ausgebildet/ daß es fast nicht bässer zu machen wäre. Die dritte Historie ist/ wie Philippus eine besessene erlediget/ in welcher er gleichfalls alle Dinge/ welche beobachtet werden möchten/ wol wahrgenommen. Die vierdte ist der todte Philippus, wie er von seinen Mönchen beklaget wird/ dabey ist gebildet/ wie man mit seiner Bahr ein todtes Kind anrühret/ das dardurch wieder solle vom Tod erwecket worden seyn: An diesem lebendig und todtgemahlten Kind ist wol zu betrachten die natürliche Veränderung. Die fünfte/ wie die Mönche die Kappe des Philippi den Kindern an Halß werfen/ worunter etliche Contrafäte sind. So bracht er auch durch die Wissenschaft seines Gesellen in fresco zu mahlen/ seine inventiones auf die Maur in zweyen andern Historien/ nemlich die Geburt der Jungfrau Maria/ darinn besuchen etliche Weiber die im Kindbett ligende Anna/ unter welchen/ der Mahler seine Hausfrau/ angekleidet/ wie damals bräuchlich gewesen/ gebildet/ andere sind bey dem Feuer/ die übrige mit dem Kind beschäftiget/ dern etliche Die Historie von S. Philippo. Die Geburt/ und das Kind-Bett der J. Maria.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 100]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/128>, abgerufen am 24.04.2024.